Bewertung
Cleave, Paul

Der Siebte Tod

"Mein Name ist Joe. Ich bin ein netter Kerl. Aber manchmal bringe ich Frauen um." Paul Cleaves Debütroman wurde in seinem Heimatland Neuseeland und in Australien als Sensation gefeiert und gar mit dem Klassiker "Das Schweigen der Lämmer" verglichen. Doch kann "Der siebte Tod" wirklich mit den großen Psycho-Thrillern der Literaturgeschichte mithalten?

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Inhalt

Joe scheint ein netter, junger Mann zu sein, der zwar geistig etwas minderbemittelt ist, aber dennoch sein Leben im Griff hat. Tagsüber putzt er die Polizeistation in seiner Heimatstadt Christchurch, Neuseeland, abends besucht er zumeist seine Mutter. Alle Kollegen mögen ihn, allen voran die Hausmeisterin Sally. Doch hinter dieser sicheren Fassade schlummert ein erbarmungsloser Mensch, der in regelmäßigen Abständen auszieht, um junge Frauen auf bestialische Art zu foltern und anschließend zu töten. Die Polizei sucht hilflos nach einem Verdächtigen, während Joe geschickt die Fäden im Hintergrund zieht.

Doch plötzlich werden Gerüchte über einen weiteren, einen siebten Mord laut. Und diese Grausamkeit wurde diesmal nicht vom "Schlächter von Christchurch" durchgeführt. Joe fasst einen Plan: Er wird denjenigen finden, der den letzten Mord begangen hat, ihn bestrafen und ihm die anderen Leichen anhängen. Alles scheint nach Plan zu verlaufen, bis der Killer selber eines Tages an die falsche Person gerät: Melissa, die Joe als sein nächstes Opfer in einer Bar auserwählt hat, ist ebenfalls eine Psychopathin und mindestens so hochintelligent wie der gesuchte Mörder. Ein Katz- und Mausspiel entwickelt sich zwischen den beiden, in dem es um Geld, Lust und Freiheit geht und aus dem nur einer lebend hervorgehen kann.

Kritik

"Der siebte Tod" beginnt durchaus spannend: Aus der Ich-Perspektive erzählt, erleben wir schon auf den ersten Seiten den grausamen Mord an einer unschuldigen Frau. Nach und nach offenbart der Erzähler seine Motive und Interessen, die wesentlich einfacher gestrickt sind, als man sie vielleicht erwartet hätte. Joe ist sich seiner Taten vollkommen bewusst, ohne sie genügend zu reflektieren. Und genau an diesem Punkt lässt sich die psychologische Raffinesse, die große Psycho-Thriller wie "Das Schweigen der Lämmer" auszeichnet, vermissen. Joe ist ein analytischer und kalter Charakter, der zwar alle seine Vorhaben und Tätigkeiten dem Leser offenbart, dessen Innenleben aber weitgehend unbeachtet bleibt. Seine Arroganz und Überheblichkeit langweilt schnell und auch die Nebenfiguren bleiben eher blass. So verliert sich der Roman nach und nach in einer zwar reizvollen Geschichte, die aber zu eindimensional bleibt.

Durch die Einführung der Figur Melissa, die zum einen als Gegenspieler, zum anderen als Objekt der Begierde für Joe agiert, gerät die Erzählung etwas ins Unglaubhafte. Die Tatsache, dass sich zwei psychopathische Mörder in Christchurch aufhalten, munter morden und nicht von der, als überaus unfähig dargestellten Polizei, gefunden werden, ist unglaubwürdig und verliert schnell ihren Reiz.

Zum Ende hin verläuft sich die Geschichte dann doch noch in einen durchaus dramatischen Showdown, der den Roman zu einem würdigen, wenn auch offenen Abschluss bringt. Ein fiktiver Zeitungsartikel informiert im Endteil über den weiteren Verlauf der Geschichte – und ermöglicht so dem Autor die Option auf eine Fortsetzung.

Fazit

Paul Cleaves Debütroman ist solide Kost, die nicht unbedingt schwer belastet. "Der siebte Tod" beginnt durchaus vielversprechend, kann aber die Erwartungen nicht über die ganze Länge erfüllen. Der Roman ist zwar nicht die angekündigte Thriller-Sensation aus Australien, aber ein akzeptables Stück Literatur aus der Psycho-Ecke.

Barbara Kotzulla - myFanbase
12.02.2008

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