Fallada, Hans

Der Trinker

Erich Sommer ist Besitzer eines Landwirtschaftshandels in einer kleinen Provinzstadt. Er und seine Frau haben es zu bürgerlichem Wohlstand gebracht, alles scheint geordnete Bahnen zu gehen. Aber Sommer fühlt sich unwohl und lustlos in seinem Leben...

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Inhalt

Erich Sommer ist Besitzer eines Landwirtschaftshandels in einer kleinen Provinzstadt. Er und seine Frau haben es zu bürgerlichem Wohlstand gebracht, alles scheint geordnete Bahnen zu gehen. Aber Sommer fühlt sich unwohl und lustlos in seinem Leben. Durch eine beruflichen Niederlage fängt er, der höchst selten getrunken hat, mit Alkohol an. Zuerst ist er berauscht von der positiven Wirkung, glaubt er hätte sich unter Kontrolle. Aber es wird immer schlimmer, es kommt zu Konflikten mit seiner Frau, die ihn immer wieder versucht vom Alkohol abzuhalten. Schließlich zieht er aus und lebt bei einem Gauner namens Lobedanz. Sommer ist jetzt in einem Stadium, in dem er ohne Alkohol nicht mehr leben kann. Lobedanz fördert den Alkoholismus seines Mieters wo er nur kann, verdient er doch jedes Mal daran. Er überredet Sommer, dass dieser zuhause Geld und Silber stehle.

Bei dem Versuch wird Sommer von seiner Frau überrascht, die die Polizei ruft. Sommer landet im Gefängnis und wird von dort in eine Entziehungsanstalt verlegt. Für den bürgerlichen Saubermann Sommer ist die Anstalt mit ihrem rauhem Klima und den schwierigen Mitinsassen ein schwerer Schock. Aber Sommer hofft durch gute Führung zu zeigen, daß es ihm möglich ist außerhalb der Anstalt ein normales Leben zu führen, schließlich hält er sich immer noch für etwas besseres als die gescheiterten und kaputten Existenzen, mit denen er zusammen eingeschlossen ist. Er glaubt geheilt zu sein, obwohl der Wunsch nach Alkohol ihn immer wieder überfällt. Dennoch glaubt er fest an seine baldige Entlassung...

Kritik

Mit dem Trinker hat Fallada eine beispielhafte Persönlichkeit geschaffen. Schon der Titel verrät den Inhalt des Buches, die Hauptperson Erwin Sommer ist von der ersten Seite an als Alkoholiker gebrandmarkt. Der Leser hat von Beginn der Lektüre an immer im Kopf, was er mit Alkoholismus und Alkoholikern an schlechten Eigenschaften verbindet. Deshalb wird der Verlauf der Geschichte mit Spannung erwartet. Fallada läßt die Geschichte rückblickend von Sommer erzählen, was zu einer besonderen Atmosphäre führt. Es ist der Bericht eines Kranken, der über den Verfall seiner körperlichen und geistigen Gesundheit schreibt, aber sehr nüchtern.

Der Leser erfährt auf intensive Art und Weise, wie sich ein Alkoholiker fühlt, wie er den Widerspruch zwischen offensichtlichen Verfallserscheinungen und purem Selbstbetrug verkraftet. Dieser Widerspruch ist kennzeichnend für Sommer, er belügt sich, verdrängt Probleme und entflieht der Realität. Aber Fallada thematisiert auch die ungeheueren Probleme, die für einen bürgerliche Existenz, wie sie Sommer und Ehefrau ja haben, mit dem sozialen Abstieg und dem Stigmata des Alkoholismus verbunden sind.

Das Buch ist deshalb so empfehlenswert, weil das Gesellschaftsproblem Alkoholismus in seiner gesamten Fülle an Problemen und Konsequenzen beschrieben wird. Fallada schreibt in einer Weise, dass der Leser deutlich den Zustand Sommers spürt und miterlebt. Das gerade macht dieses Buch so lesenswert, dass hier beispielhaft an einem typischen Vertreter der Gesellschaft eine Art Exempel statuiert wird.

Der Autor

Hans Fallada wurde am 21. Juli 1893 geboren und starb am 5. Februar 1947. Mit bürgerlichem Namen hieß er Rudolf Ditzen. Nach Abschluss der Schule übte er die unterschiedlichsten Berufe aus. So war er landwirtschaftlicher Beamter, Buchhalter, Nachtwächter u. v. m. Erst 1931 gelang ihm mit "Bauern, Bonzen, Bomben" der Durchbruch, berühmt ist er v.a. mit "Kleiner Mann- was nun?" geworden.

"Der Trinker" ist Falladas letzter Roman gewesen und ist eines von drei Werken, die nach dem Tode des Autors veröffentlicht wurden.

Julie C. - myFanbase
10.01.2005

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