Harris, Robert

Vaterland

Deutschland 1964, Dienstag 14. April, Berlin. Ein Leichenfund, eigentlich ein Routinefall, wird das Leben von Kriminalkommissar Xaver März grundlegend verändern. In Berlin herrscht höchste Sicherheitsstufe, denn es ist die Woche vor dem 20. April. Und Hitler, der Führer, wird 75 Jahre. Seit das Großdeutsche Reich 1946 den Weltkrieg gewonnen hat, wird Europa von Deutschland dominiert...

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Inhalt

Deutschland 1964, Dienstag 14. April, Berlin. Ein Leichenfund, eigentlich ein Routinefall, wird das Leben von Kriminalkommissar Xaver März grundlegend verändern. In Berlin herrscht höchste Sicherheitsstufe, denn es ist die Woche vor dem 20. April. Und Hitler, der Führer, wird 75 Jahre. Seit das Großdeutsche Reich 1946 den Weltkrieg gewonnen hat, wird Europa von Deutschland dominiert. Einem Deutschland, das bis an die Krim und den Ural reicht, in dem die Reichshauptstadt Berlin von nationalsozialistischer Siegesarchitektur nur so strotzt und an dessen Ostgrenze seit 20 Jahren sowjetische Freischärler einen zermürbenden Partisanenkrieg führen.

Deshalb ist der Besuch des amerikanischen Präsidenten Joseph Kennedy zu Hitlers Geburtstag von so großer Bedeutung. Schließlich unterstützt die einzig andere verbliebene Weltmacht die bis nach Sibirien zurückgedrängte Sowjetunion finanziell. Im Rahmen der Entspannungspolitik sucht Deutschland den Dialog mit Amerika. Bei der Überprüfung der Leiche stellt sich heraus, dass es sich um einen hohen Parteifunktionär handelt. In Zusammenarbeit mit der amerikanischen Journalistin Charlie Maguire findet März heraus, dass es sich um Mord handelt. Doch warum wurde so kurz vor dem Besuch des amerikanischen Präsidenten und Hitlers Geburtstag ein Parteibonze ermordet? Was hatte er, dass andere verhindern wollten, dass es zu Tage käme? Die Entdeckung verändert das Leben von Kripo-Sturmbannführer März für immer. Und erinnert an eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte.

Kritik

Bei "Vaterland" handelt es sich um einen Roman, der klassische Thrillerelemente mit einer furchterregenden Vorstellung verbindet. Deutschland hat den 2. Weltkrieg gewonnen. In den 7 Kapiteln, die die Woche vor Hitlers Geburtstag erzählen, entwirft Harris eine Welt, die eine gelungene Mischung aus historischer Wahrheit und purer Fantasie darstellt und dennoch erschreckend echt wirkt. Auch die Charaktere wirken durchweg glaubwürdig. März, durch den Weltkrieg traumatisiert, findet sich in der Gesellschaft nicht zurecht. Seine Frau trennt sich von ihm, der Sohn verachtet den Vater. In der Kripo wird er nicht befördert, weil er kein Parteimitglied ist und in der Nachbarschaft macht er sich unbeliebt, weil er versucht, herauszufinden, wo die Leute geblieben sind, die vor dem Krieg in seiner Wohnung lebten. Als Leser ist man sich nicht sicher, was spannender ist.

Die Nazi-Welt, die Harris entstehen lässt oder der tatsächliche Thriller, den dieses Buch zum Thema hat. Eindeutig lebt das Buch jedoch von der morbiden Fantasie eines siegreichen Nazideutschlands, dieses ist die eigentliche Stärke des Buches, der Entwurf einer Gesellschaft, bei der man mit Erschrecken feststellt, wie beängstigend real sie wirkt. Zurecht war die Veröffentlichung in Großbritannien mit erheblichen Diskussionen verbunden. Und dennoch ist es ein überaus gelungener, intelligenter Politthriller, dessen Ende überzeugt. Dies lässt den auch über gelegentliches Abrutschen ins Klischee, besonders bei den Charaktertypen, hinwegsehen.

Autor

Robert Harris wurde 1957 geboren, nach erfolgreichem Cambridge- Studium begann er als Journalist und Redakteur für verschiedene englische Zeitungen und den BBC zu arbeiten. Zur Zeit hat er eine Kolumne in der "Sunday Times". Nachdem er schon drei populäre Sachbücher und eine Fernsehdokumentation entwickelt hatte, war "Vaterland" sein erster Roman. Mit "Enigma" und "Aurora" folgten Bücher, die ähnlich angelegt, auch die Zeit des 2. Weltkrieges behandeln.

Julie C. - myFanbase
10.01.2005

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