Bewertung
Meyer, Stephenie

Seelen

"Good luck, little wanderer, good luck. How I wish you didn't need it."

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Inhalt

Eine außerirdische Rasse hat unseren Planeten eingenommen. Aber nicht wie üblich mit großem Gefecht, sondern, indem sie die Menschen aus ihren Körpern vertrieben haben. Bislang trafen sie dabei auf keine Gegenwehr, doch als eine weitbereiste Vertreterin der außerirdischen Art im Körper von Melanie Stryder erwacht, ist sie nicht allein, denn die junge Frau weigert sich, ihren Körper abzugeben.

So beginnt eine Wanderung zwischen der Welt der wenigen noch verbliebenen Menschen und der Welt, die die Aliens aus der Menschlichen gemacht haben. Auf der Suche nach Melanies großer Liebe und ihrem Bruder stoßen die Zwei-in-einem-Körper auf eine Gruppe von Menschen, die sich der feindlichen Übernahme entgehen stellen konnten. Doch hier beginnen die Probleme erst: auf ihre Art sind die versteckt lebenden Menschen gar nicht gut zu sprechen. Und auch nachdem sich deren Vertrauen gewinnen lässt, sind die beiden Seelen in Melanies Körper zwischen den Welten hin- und hergerissen.

Kritik

Die Erde nach der Übernahme durch eine außerirdische Spezies - das klingt erst mal nach wenig innovativem Science Fiction. Nun ja, eine der beiden Annahmen stimmt auch, aber als Science Fiction kann man das Buch eigentlich nicht bezeichnen.

Stephenie Meyer ist seit 2005 in den USA die Sensation, was Teenie-Bücher angeht – ihre "Twilight"-Serie ("Bis(s) zum Morgengrauen", "Bis(s) zur Mittagsstunde" und "Bis(s) zum Abendrot") hat sich dort seit schier endlosen Zeiten an die oberen Plätze der Bestsellerlisten gekrallt. Nun versucht die Dame aus dem beschaulichen pazifischen Nordwesten den großen Coup auch im Bereich der Erwachsenenliteratur; und zumindest was die Verkaufszahlen angeht, ist sie damit auch recht erfolgreich. Der Inhalt des Buches ist allerdings eine andere Schiene.

Wie schon in "Bis(s) zur Mittagsstunde" dreht sich der größte Teil des Buches um den inneren Konflikt, zwischen zwei Welten hin- und hergerissen zu sein - nur, dass das diesmal ein wenig wörtlicher gemeint ist. Melanie Stryder und ihr wenig willkommener, parasitärer, außerirdischer Gast versuchen die Balance zwischen zwei Herzen in der gleichen Brust (oder hier etwas genauer ausgedrückt: zwei Geister im gleichen Hirn) zu finden – und sind dabei unter anderem auch zwischen zwei Männern unentschlossen. Kommt euch bekannt vor? Sollte es auch. In wenig einfallsreicher Weise nimmt Frau Meyer ihre eigene Geschichte und verpackt sie in neue Metaphern; anscheinend welche, die sie für geeigneter für den Erwachsenenmarkt hält. Dennoch die Kernaussage bleibt sehr jugendlich: eine scheinbar perfekte erste Liebe, die durch das Aufkommen neuer Gefühle in einer Dreierkonstellation in Frage gestellt wird (auch wenn es in diesem Buch streng genommen eine Viererkonstellation ist). Jegliche Versuche, darüber hinaus tief schürfende Aussagen über die menschliche Natur zu treffen, scheinen aufgesetzt und wenig überzeugend.

Was dieses Buch dennoch so erfolgreich macht, ist die unglaubliche Fähigkeit Stephenie Meyers, einfach und fesselnd zu schreiben. Wie eine Tüte köstlichster Chips kann man ihre Bücher nicht aus den Händen legen bis man damit fertig ist – und wie man sich nach einer Tüte Chips immer noch ungesättigt fühlt, fragt man sich nach ihren Büchern: Was wollte sie mir jetzt eigentlich damit sagen? Sei's drum: wer packende und nicht allzu tief schürfende Unterhaltung sucht, ist hier genau richtig. Wer ihre vorigen Büchern liebte, wird auch dieses lieben, auch wenn man (wie schon bei der "Twilight"-Serie) nach der letzten Seite eigentlich nicht mehr zu viele Gedanken daran verliert.

Fazit

Sehr gutes, kurzweiliges, stark am jugendlichen Publikum orientiertes Buch ohne lebensverändernde Aussage oder erleuchtende Einsichten, das man aus irgendeinem Grund nicht aus der Hand legen kann.

Martin S. - myFanbase
31.05.2008

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