Faserland
Ein Auslöser der neuen deutschsprachigen Popliteratur-Welle?
Inhalt
Das Buch begleitet einen namenlosen Ich-Erzähler, dessen Leben geprägt ist von Szeneläden und Markenklamotten auf einer Reise quer durch Deutschland. Diese Reise führt ihn von der Insel Sylt bis zum Bodensee. Unterwegs macht er Halt in mehreren Städten und trifft die unterschiedlichsten alten und neuen Freunde. Auf der Suche nach etwas, macht er die verschiedensten Erfahrungen und weiß eigentlich selbst nicht so genau, wo das Ziel seiner Reise liegt.
Kritik
Krachts Debütroman aus dem Jahr 1995 hat bei seinem Erscheinen die Kritikerfront gespalten. Einige fanden ihn oberflächlich, kritisierend und einfach schlecht. Andere wiederum sahen in ihm eine Archivierung der gegenwärtigen Kultur, genau so, wie sie ist. Fakt ist jedenfalls, was Kracht gemacht hat, haben ihm viele nachgemacht, und er kann als Vorreiter des deutschen Popromans gesehen werden.
Von der ersten Seite an wird der Leser mit unzähligen Markennamen bombardiert. Einige kennt man, andere nicht, so oder so wird es auf Dauer anstrengend, dass die Personen im Buch zu jeder Kneipe, zu jeder Marke, zu jeder Berühmtheit eine Meinung haben, und zwar meistens keine gute. Der Markenwahn wird dann kompliziert, wenn man sie nicht kennt, weil sich die Personen im Roman über Marken definieren und es sehr schwer wird, sich ohne diese Marken ein Bild von ihnen zu machen.
Rauchen, trinken, sinnlose Gespräche führen, reisen, und zwischendurch Drogenkonsum – mehr passiert in diesem Buch eigentlich nicht. Interessant wird es eigentlich erst, wenn man sich die Mühe macht und sich näher mit dem Protagonisten auseinander setzt. Der ist nämlich durchaus eine sehr interessante Persönlichkeit, weil er der einzige in seiner Umgebung zu sein scheint, der zumindest unbewusst die Oberflächlichkeit und Sinnlosigkeit seines Umkreises wahrzunehmen scheint.
Die Reise des Protagonisten durch Deutschland wirkt auf den Leser wie eine Flucht. Er reist sehr schnell weiter, will nirgendwo lange bleiben und immer so schnell wie möglich weiterkommen. Außerdem verabschiedet er sich nie, bevor er weiterzieht. Wovor er flüchtet, muss man mühevoll zwischen den Zeilen herauslesen und selbst dann bekommt man nur eine ganz vage Ahnung, wovor der Protagonist denn flüchten könnte. Es macht diesen ganzen Fluchroman etwas mühseliger zu lesen, wenn man sich die ganze Zeit fragen muss, was den Ich-Erzähler denn eigentlich zu seinen eigenwilligen Handlungen treibt.
Fazit
"Faserland" ist nichts für leichte Unterhaltung an einen gemütlichen Sonntagnachmittag, auch wenn der Roman am Anfang durchaus so wirkt – aber dabei langweilt man sich nur. Das Buch wird trotzdem durchaus zur empfehlenswerten Lektüre, wenn man sich näher mit den komplexen Beziehungen zwischen den Figuren, der Persönlichkeit des Protagonisten und der angeblichen Kommunikationsunfähigkeit der geschilderten Gesellschaft auseinander setzen will. Allerdings muss man in der Geschichte dann nicht nur zwischen den Zeilen lesen, sondern eher dort suchen. Wie ernst man dann dieses angebliche Abbild einer Gesellschaft nimmt, bleibt jedem selbst überlassen. Vergessen sollte man dabei aber nicht, dass dieser Roman den Grundstein für einen ganz neuen Literaturzweig gelegt hat.
Claudia Holzknecht - myFanbase
14.08.2008
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Originaltitel: FaserlandVeröffentlichungsdatum (DE): 03.03.1995
ISBN: 3423191104
Anzahl Seiten: 169
Genre: Roman
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