Bewertung
Proust, Marcel

Tage des Lesens

In diesem schmalen Band finden sich drei kurze Essays des Romanautors Marcel Proust.

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Inhalt

Das erste Essay hat den gleichen Titel wie das Buch, "Tage des Lesens", und ist eine Abhandlung über das Lesen. In dem zweiten geht es um eine Kritik an dem "Stil" von Gustave Flaubert. Nummer drei handelt von dem Dichter Charles Baudelaire, dem Schöpfer von "Die Blumen des Bösen".

Kritik

Erstes Essay

Es ist mitreißend. Einfach nur mitreißend. Jeder, der gerne liest, wird sich sofort in den Schilderungen des Jungen wiederfinden, so lebendig berichtet er von seiner Lust, dass Essen zu unterbrechen, um zurück zu seinem Buch zu kommen. Er berichtet von den Empfindungen während des Lesens, von den Gedanken, die man dabei verspürt, der Aufregung wie kurz vor einer unbekannten Reise. Proust führt uns hierbei durch Höhen und Tiefen, denn zwischenzeitlich wird der Essay auch langweilig, wenn er von Zitaten spricht, doch bald darauf erklärt er wieder voller Leidenschaft, was er gerne liest und wieso.

Zweites Essay

Hier finden wir eine harsche Kritik an Flaubert. Proust beginnt sofort damit, seinen "Stil" zu kritisieren, den er deswegen auch in Anführungszeichen setzt. Über viele Seiten zieht sich die Klage über flache Metaphern, über wiederholende Sprache, das fehlen eines Wortes, schlechte Grammatik. Bis auf eine einzige Stelle lässt Proust kein gutes Haar an Flaubert, und trotz der berechtigten Kritik ist es doch ein wenig zu dick aufgetragen und nervt einfach, denn Proust wiederholt sich selbst.

Drittes Essay

So scharf Prousts Kritik über Flaubert ist, so leidenschaftlich ist seine Lobesrede über Baudelaire. Immer wieder erwähnt er aus dem Kopf Zitate, die er dann einflechtet. Erst war es ein Brief an einen Freund, der etwas über Baudelaire wissen wollte, doch zum Schluss hängte Proust noch ein Nachwort an, in dem er sich dafür entschuldigt, nicht anständig zitieren zu können.

In allen drei Essays merkt man, mit wie viel Leidenschaft Proust sich dem Schreiben widmet, und vor allem auch, wie groß seine Liebe zu Büchern, zu ausgewählter Literatur ist. Man kann das in jedem seiner Worte fühlen. Auch finden sich überall Bezüge zu Viktor Hugo, allerdings zu keinem bestimmten Werk. Er scheint nur alles mit ihm und seiner Art zu schreiben zu vergleichen. Manchmal ist das recht verwirrend, gerade wenn von Baudelaire die Rede ist, und ständig von ihm zitiert wird, und dann kommt auf einmal ein Zitat von Victor Hugo. So muss man manches schon zweimal lesen.

Die Sprache ist bei Proust wie üblich etwas umständlicher, doch nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran und man kann es wunderbar lesen.

Fazit

Diese drei Essays geben eine gute Einführung in das Leben, Schreiben und Denken von Proust. Besonders sein erster Essay über das Lesen macht ihn sehr sympathisch, doch verliert er diese Sympathie fast wieder in seinem zweiten Bericht. Auf jeden Fall aber gibt es einen guten Einblick in die Welt, in der er sich bewegt, und der Leser dann ebenfalls, wenn er versucht, sich diesem Autoren anzunähern.

Sara Loreen Brandt - myFanbase
28.08.2008

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