King, Stephen

Der Fluch

Billy Halleck führt ein bequemes Leben in Fairview: Er ist erfolgreicher Anwalt einer erfolgreichen Kanzlei, er hat eine reizende Tochter und eine liebende Ehefrau, die mit ihren Kochkünsten dafür sorgt, dass Billys Gewicht von 246 Pfund konstant bleibt...

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Inhalt

Billy Halleck führt ein bequemes Leben in Fairview: Er ist erfolgreicher Anwalt einer erfolgreichen Kanzlei, er hat eine reizende Tochter und eine liebende Ehefrau, die mit ihren Kochkünsten dafür sorgt, dass Billys Gewicht von 246 Pfund konstant bleibt. Doch dann wird Billy in einen Autounfall verwickelt, bei dem die Tochter eines alten Zigeuners ums Leben kommt. Durch gute Beziehung kann Billy gerichtlich nichts nachgewiesen werden, doch der alte Zigeuner schwört Rache: Er verflucht Billy, der plötzlich erschreckend rapide an Gewicht verliert. Er wiegt nur noch 118 Pfund, als er beschließt, den Zigeuner mit Hilfe seines Freundes Ginelli aufzusuchen, und ihn heraus zu fordern.

Kritik

Am Anfang war das Wort. Im Zentrum des Romans, den Stephen King unter seinem Pseudonym Richard Bachman veröffentlichte, steht das Motiv des Zigeuners, der gleich einem alttestamentarischen Gott die Macht besitzt, die Welt mittels Sprache zu verändern. Ein Wort, das Wort "Dünner" , in Billy Hallecks Ohr geflüstert, verändert das Leben des bequemen Anwalts. Er verliert kontinuierlich an Gewicht, egal wie viele Kalorien er zu sich nimmt. Der Verdacht fällt auf Krebs, doch als sich dies nicht bestätigt, weiß Billy, dass der Zigeuner ihn verflucht hat. Doch nicht nur Billys Statur ändert sich, auch sein Denken: Er erkennt, in welch "fetter Stadt" er lebt, mit all ihren kranken und heuchlerischen Einwohnern. Schließlich kann er niemanden mehr trauen, weder seiner Frau noch seinem Arzt.

Der einzige Ausweg scheint die Konfrontation mit dem Zigeuner Taduz Lemke zu sein, der mit seiner Familie durch das Land zieht. Er schickt ihm seine Art von Fluch auf den Hals: Den zwielichtigen Ganoven Ginelli, ein alter Freund Hallecks. Billy kann mit seiner Hilfe einen "Waffenstillstand" mit dem Zigeuner erzwingen, doch muss er letztlich einsehen, dass ein Hass, der zwischen zwei Kulturen, zwei Nationen oder zwei Familien entfacht ist, niemals ganz verlöschen wird. Ganz nach dem Motto: Gewalt erzeugt Gegengewalt.

Stephen King hat in diesem Roman ein uraltes Motiv aufgegriffen: Das Motiv des Fluchs, der von einem unheimlichen Fremden ausgesprochen wird.

Vielleicht wollte er gleichzeitig mit einigen Klischees aufräumen, die es bezüglich der so genannten Zigeuner gibt. Er bemüht sich, eine realistische, natürliche Familie romanischer Abstammung am Ende des 20. Jahrhunderts zu zeichnen. Dies scheint nicht ganz gelungen. Klischeehafte, schon fast kitschige Bilder wie Jahrmarktsgaunerei, Lagerfeuer, ein schönes Mädchen, das stark an Esmeralda im "Glöckner von Notre Dame" erinnert, und eine Fahrzeugkolonne, die tagaus tagein durch die Lande tingelt, durchlaufen die ganze Handlung.

Oder ruft King diese Klischees absichtlich hervor? Um der Mystik der Fluchhandlung Schärfe zu verleihen? ... Ich kann und will dies nicht entscheiden. Trotz allem ist dieser King-Roman wie immer ein Lesevergnügen. Nicht zuletzt dann, wenn das Pseudonym Bachman sein wahres Ich "Stephen King" namentlich kritisiert und auf die Schippe nimmt. Eine liebenswerte Eigenart Kings, immer wieder Anspielungen und Hinweise auf seine anderen Werke in die Handlung eines Romans einzubauen.

Und mal ehrlich: Wer träumt nicht davon, durch ein einziges Wort ein paar Pfunde abzunehmen?

Ellen S. - myFanbase
08.05.2005

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