Der Totenacker
Im Stadtstaat Edinburgh des Jahres 2021 wird der Friede jäh gestört: Ein Serienmörder treibt in der "perfekten Stadt", in der das Leben der Bevölkerung streng geregelt ist und in der es seit 2 Jahren keinen Mordfall mehr gab, sein grausames Unwesen...
Inhalt
Die in die Toten implantierten Tonkassetten mit der offiziell verbotenen Musik scheinen direkt an den ehemaligen Ordnungshüter und nun Privatdetektiv Quint Dalrymple adressiert zu sein, der die Oberhäupter der "Bewegung der Erleuchtung" bei den Ermittlungen unterstützt. Dem blutrünstigen Täter auf den Fersen, entdeckt er, dass mehr hinter der Sache steckt: Eine geheimnisvolle Droge wird gefunden, ein alter Freund stirbt unter ungeklärten Umständen und die oberste Kaste der Ordnungshüter scheint etwas zu verbergen. Und dann ist da noch der geheimnisvolle "Totenacker"...
Kritik
Edinburgh im Jahre 2021: Nach der Auflösung der Nationalstaaten und dem Zusammenbruch der EU haben Drogenbanden auf dem Gebiet des ehemaligen Großbritanniens die Herrschaft übernommen. Allein in Edinburgh, von seiner Umgebung vollständig abgekapselt, herrscht seit 20 Jahren ein sorgsam bewachter Frieden: Die "Bewegung der Erleuchtung" hat aus dem Stadtstaat eine Insel der Sicherheit und bürgerliche Ordnung im ansonsten verwüsteten Großbritannien geschaffen. Haupteinnahmequelle sind die zahlreichen Touristen, die trotz des abweisenden Wetters in die "perfekte Stadt" strömen.
Diese Makellosigkeit ist jedoch hart erkauft und fordert ihren Preis von der Bevölkerung, die für ein sicheres Dasein ein spartanisches und fremd bestimmtes Leben in Kauf nimmt. Das Volk muss sich einem streng hierarchischen Klassensystem unterwerfen, lediglich die Kaste der Ordnungshüter ist privilegiert. Die Wohnungen samt Möbel und die Kleidung der Menschen sind normiert, das Essen wird zugeteilt und ist aufgrund der BSE-Krise und dem Handelsembargo der angrenzenden Kleinstaaten karg. Ehen sind von der "Bewegung" nicht gern gesehen und werden nur selten genehmigt. Das Bedürfnis nach Nähe und Liebe wird von der Regierung durch die Gemeinschaft ersetzt, Sex dagegen ist nicht nur erlaubt, sondern wird verordnet: Einmal in der Woche muss sich jeder Bürger in ein öffentliches Bordell einfinden, mit einem zugeteilten Partner den Beischlaf ausüben und anschließend darüber Zeugnis ablegen.
Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass der Autor den Orwell-Klassiker "1984" einmal zu oft gelesen hat. Auch die Welt im "Totenacker" wird bespitzelt und überwacht, der Mensch hat seine Individualität zugunsten einer Zwangsgemeinschaft aufgegeben. Leider bleibt Johnstons Gesellschaftskritik weit hinter dem Original zurück. Die Einwohner haben ihre Freiheit gern für ein wenig Sicherheit gegeben; trotz seiner Bemühungen gelingt es dem Autor nicht, dieses Geschäft überzeugend als Teufelspakt darzustellen. Zwar übertritt der Ich-Erzähler und Sympathieträger der Leserschaft ab und an die Regeln des Stadtstaats und verhält sich auch sonst recht rebellisch, den Grundfesten der "Bewegung der Erleuchtung" und ihren zweifelhaften Gesetzen widerspricht er nicht, am Ende wird er sie sogar als die eigenen akzeptieren.
Als in dem vollkommenen Stadtstaat trotz der umfassenden Überwachung ein entsetzlicher Mord passiert, sind die Stadtoberen hilflos und bitten den Privatdetektiv Quint Dalrymple, obwohl nur ein ordinärer Bürger, um Mithilfe.
Schnell wird ihm klar, dass in diesem Fall nicht nur ein psychopathischer Mörder am Werk ist, sondern weitere Personen, darunter Prominente aus der Regierungsschicht, eine tragende Rolle spielen: Eine neue Droge wird gefunden, ein alter Freund der Familie stirbt unerwartet, bevor er wichtige Informationen weitergeben kann, weitere Morde geschehen. Als grausamer Höhepunkt und wie geheime Botschaften an die Ermittler, versteckt der Mörder Kassetten mit verbotener Bluesmusik in den toten Körpern.
Nach dem unheimlichen Auftakt folgt der Leser gespannt, dann jedoch immer mehr mit Staunen und Verwirrung, den Ermittlungen des Privatdetektivs Dalrymple. Dieser lässt schon mal augenfällige Hinweise außer Acht, dafür untersucht er engagiert Ereignisse (wie einen mysteriösen Zwischenfall in dem stadteigenem Atomkraftwerk vor 20 Jahren), die keine Verbindung mit dem Fall erkennen lassen (oder zumindest dem Leser schleierhaft bleiben müssen) oder erhält in im rechten Augenblick den entscheidenden Tipp (natürlich von der seit Jahren verschollenen und nun überraschenden heimgekehrten Freundin, die auch irgendwie in den Fall involviert ist). Gleichsam, um sich für diese logischen Schnitzer zu entschuldigen, lässt der Autor an diesen Stellen seine Hauptfigur eifrig den unfehlbaren (und undurchschaubaren) Instinkt des Detektivs betonen.
Mit einem Satz: Der Autor vergaloppiert sich in der eigenen Handlung. Nicht genug, dass er eine utopische Schreckensgesellschaft zeichnet und sich selbst uneins ist, ob er sie nun gut oder ganz schlecht finden soll, er unternimmt auch noch den Versuch, in diese Kulisse einen Zusammenhang zwischen Umweltskandal, Drogenmafia, Machtmissbrauch und psychopathische Mordorgien zu konstruieren der ihm glatt misslingt. Am Ende und somit nach der erfolgreichen Täterhatz wird man enttäuscht und unzufrieden das Buch zuklappen.
Nadja O. - myFanbase
10.07.2005
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 01.01.2000ISBN: 3426617161
Genre: Krimi
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