Bewertung
Irving, John

Gottes Werk und Teufels Beitrag

"Hier in St.Cloud's haben wir nur ein Problem. Sein Name ist Homer Wells. Bei Homer hatten wir Erfolg: Es ist uns gelungen, das Waisenhaus zu seinem Zuhause zu machen, und eben das ist das Problem."

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Inhalt

Im Waisenhaus St.Cloud’s wird Homer Wells geboren. Mehrere Versuche, Homer in einer Familie unterzubringen, scheitern und das Waisenhaus wird sein Zuhause, in dem er lernt, sich nützlich zu machen. Der alte Dr. Larch entwickelt sich zu einer liebevollen Vaterfigur für Homer und bringt ihm alles über Geburtshilfe und Abtreibung bei. Heimlich versucht Larch Homer zu seinem Nachfolger zu machen. Doch dieser weiß noch nicht, ob er Arzt werden will und sehnt sich danach, die Welt außerhalb St.Cloud’s kennenzulernen. Außerdem entscheidet Homer für sich, dass er niemals eine Abtreibung durchführen möchte, geschweige denn jemals wieder bei einer dabei zu sein, was Dr. Larch sehr missfällt.

Als das junge Pärchen Wally und Candy im Waisenhaus auftauchen, entschließt sich Homer mit den beiden mitzugehen und auf der Apfelplantage von Wallys Familie zu arbeiten. Ihm gefällt das einfache Leben auf der Farm, weil dort die Dinge, die wachsen, erwünscht sind. Er wird von allen Seiten herzlich willkommen geheißen und zwischen den drei jungen Leuten entsteht eine enge Freundschaft.

Dr. Larch hingegen macht sich Sorgen, wie Homer mit der Gesellschaft außerhalb des Waisenhauses zurecht kommen wird. Außerdem hat er damit zu kämpfen, unerwünschtes neues Personal fernzuhalten, welches womöglich die Arbeit des alten Larchs missbilligt, womit die Frauen keinen Ort mehr hätten, wo sie in ihrer Not hingehen könnten, um weitere unerwünschte Waisenkinder zu vermeiden.

Als der Krieg ausbricht, meldet sich Wally freiwillig als Pilot. Er wird nach Birma versetzt, wo er kurze Zeit später nach einem Flugzeugabsturz vermisst wird. Inzwischen kommen sich Homer und Candy näher und die beiden erwarten ein Kind. Um es zu bekommen, kehren sie nach St.Clouds zurück, bis sie die Nachricht erreicht, dass Wally verletzt gefunden wurde. Die drei arrangieren sich und leben zusammen mit Homers und Candys Kind ein mehr oder weniger glückliches Leben, bis sich eines Tages Homer erneut für Gottes Werk oder Teufels Beitrag entscheiden muss und sich endgültig nützlich macht.

Kritik

Irving greift in diesem Buch ein stets aktuelles Thema auf und weiß seine Leser zum Nachdenken anzuregen. Ist es richtig, ein lebendes Wesen umzubringen, oder soll man besser weitere Waisenkinder zur Welt bringen? Und wie ist Leben zu definieren? Ab der Geburt, ab dem ersten Herzschlag oder ab dem Punkt, wo sich Ei- und Samenzelle treffen und ein neuer Mensch beginnt heranzuwachsen? Man erhält den Eindruck zu wissen, wie Irving selbst zu diesem Thema steht.

Das Werk zieht einen in seinen Bann. Die liebevollen Charakter sind alles andere als Helden und gerade deshalb kann man sie so gut verstehen und mit ihnen mitfühlen. Kein anderer Autor schafft es, die Menschen so authentisch mit ihren Stärken und vor allem ihren Schwächen darzustellen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Stil des Autors nicht jedermanns Sache ist, wer ihm aber verfällt, wird jedes seiner Werke nicht nur einmal lesen. So ist es auch hier. Ich habe diese Geschichte nun zum dritten mal gelesen und entdecke jedes Mal neue Dinge, die mir gefallen. Es wird nie langweilig, zusammen mit Homer die Welt zu entdecken.

Fazit

Bei anderen Büchern liest man ganz selbstverständlich dem Ende entgegen, aber hier wünscht man sich, die Geschichte würde ewig weiter gehen.

Antje van Uden - myFanbase
15.02.2009

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