Bewertung
Moore, Alan & Gibbons, Dave

Watchmen (Comic)

"The End Is Nigh"

Foto: Copyright: DC Comics
© DC Comics

Inhalt

Die Handlung des Comics spielt in einem fiktiven Szenario in der Mitte der 1980iger Jahre. Die USA wird von Präsident Nixon in seiner fünften Amtszeit regiert und der Kalte Krieg mit der Sowjetunion beherrscht das politische Geschehen. Superhelden sind nach dem so genannten Keene-Act, einem Anti-Superheldengesetz von 1977, verboten. Die meisten der ehemaligen maskierten Rächer hörten schlicht damit auf, einige von ihnen arbeiten jetzt für die Regierung der USA, z.B. der Comedian und Dr. Manhattan. Dr. Manhattan ist auch der einzige Superheld mit tatsächlich übermenschlichen Fähigkeiten, da es ihm nach einem atomaren Laborunfall gelang, sich aus seinen einzelnen Molekülen wieder zusammenzusetzen. Seither ist er in der Lage, mittels Teleportation frei durch den Raum zu reisen und die verschiedenen Zeitebenen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft zu besuchen. Er selbst und ihm nahe stehende Personen sind ihm immer gegenwärtig. Dr. Manhattan ist der Schlüssel zur Überlegenheit der USA über die Sowjetunion.

Die eigentliche Geschichte beginnt im Oktober 1985, als Edward Blake tot aufgefunden wird: Rorschach, ein maskierter Rächer, der trotz des Keene-Acts weiterhin unentdeckt Verbrechen bekämpft, weiß, dass Blake der Comedian war, und vermutet eine Verschwörung zur Eliminierung der letzten verbliebenen Superhelden. Untermauert wird sein Verdacht durch ein Attentat auf Arthur Veidt, einen zurückgetretenen Helden namens Ozymandias, und durch die gesellschaftliche Vertreibung von Dr. Manhattan von der Erde auf den Mars. Als Rorschach selbst in eine Falle gelockt und danach verhaftet wird, beschließt sein alter Komplize Nite Owl zusammen mit der zweiten Silk Spectre, zwei Helden der zweiten Generation, aus dem Ruhestand zurückzukehren. Sie befreien Rorschach aus dem Gefängnis und kommen der wahren Verschwörung auf die Spur.

Kritik

"Watchmen" wurde 1986/87 als zwölfteilige Serie veröffentlicht und später als so genannte Graphic Novel zusammengefasst. Es hat das Comic-Genre revolutioniert und wird heute von vielen Quellen als bester Comic aller Zeiten angesehen. Das Kritikerlob geht dabei soweit, dass das "Time Magazine" es als einzigen Vertreter des Comic-Genres unter die 100 besten englischsprachigen Romane seit 1923 wählte. Aber kann "Watchmen" neben den Kritikern auch die Nicht-Comic-Leser begeistern?

Die Geschichte erweist sich als ein alternatives Szenario zu den sonst üblichen Superheldengeschichten, denn im Gegensatz zu diesen ist keiner der Protagonisten wirklich ein Held. Nicht nur, dass sie bis auf Dr. Manhatten keine übernatürlichen Fähigkeiten haben, sie haben auch alle unter ihrer Vergangenheit, ihrem Ruhm und ihrer moralischen Verantwortung zu leiden. Unter ihnen grassieren Zynismus, Arroganz, Alkoholismus und Wahnsinn, während ihr vergangenes Leben in Form von Merchandising ausgeschlachtet wird. Keiner führt ein normales Leben und keiner kann wirklich die Sympathie des Lesers erlangen. Das Ganze wird durch ein Ende auf die Spitze getrieben, das dem Leser die Beurteilung der Moral überlässt. Und keiner der Helden kann für sich beanspruchen, richtig gehandelt zu haben.

Das Ziel von Alan Moore und Dave Gibbons war es, zu zeigen, dass Comics Geschichten erzählen können wie es keinem anderen Medium gelingt – und das ist ihnen beeindruckend gelungen! Durch die komplexe Erzählstruktur, die geprägt ist von diversen Rückblenden, nebeneinander (ab)laufenden Plots und verschiedensten Techniken (unter anderem wird ein Teil der Geschichte durch einen Comic im Comic namens "The Tales of the Black Freighter" ergänzt) gelingt es, den Leser völlig in seinen Bann zu ziehen. Das große Ganze erschließt sich einem erst ganz am Schluss und setzt sich dabei aus den vielen kleinen Puzzleteilen zusammen, die zuvor wie nebenbei eingestreut wurden. "Watchmen" wurde geschaffen, um es wieder und wieder zu lesen, bei jedem Mal fallen einem neue Details in der Geschichte und in den Zeichnungen auf. Es gibt unzählige Kleinigkeiten, Symbole und wiederkehrende Phrasen, die im Hintergrund eingebaut wurden und die es zu entdecken gilt.

Nach den jeweiligen Kapiteln gibt es neben den Comicanteilen Ergänzungen wie Buchkapitel, Briefe und Zeitungsausschnitte, die einen Teil der Geschichte erzählen. Die Art und Weise dieses Aufbaus wird vielleicht einigen Serienfans bekannt vorkommen: die Macher von "Lost" sind bekennende "Watchmen"-Fans und haben sich hier ganz eindeutig inspirieren lassen.

Fazit

Die Vorlage des Kinofilms ist es wert, auch von Nichtkennern des Genres entdeckt zu werden. Eine spannende, ausgefallene Handlung, eingebettet in vielfältige, einfallsreiche Zeichnungen, machen dieses Buch zu einem wahren Vergnügen, das einen lange nicht loslässt.

Cindy Scholz - myFanbase
22.03.2009

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