Bewertung
Rößler, Wolfgang

Eine kleine Nachtphysik

Der Röntgen ist wohl verrückt geworden

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Inhalt

Wenn man heute ein Tafelwerk aufschlägt, dann wird man von einer Vielzahl von physikalischen Formeln überflutet, die wohl einen Großteil der Welt umfassend beschreiben und an denen kaum noch zu rütteln sein mag. Das war natürlich nicht immer so. Über die Jahrhunderte hinweg gab es zahlreiche Ideen, die die Welt beschreiben, Experimente, die Vermutungen bestätigten und auch zahlreiche Vorschläge, die sich als falsch herausstellen sollten. Der Werdegang vieler Theorien ist gespickt von Zufällen, großem Widerstand und Diskussionen, die sich auch über große Zeiträume erstrecken. "Eine kleine Nachtphysik" gibt in 35 Kapiteln einen breiten Überblick über die Entdecker und ihre Ideen und ist jetzt auch als Taschenbuch erhältlich.

Kritik

Newton, Galilei, Einstein, Fermi, Heisenberg, Schrödiger, Maxwell, von Guericke und noch so viele mehr. Einige hat man schon mal gehört, andere noch nie. Wenn man dieses Buch gelesen hat, wird man sie alle besser kennen. Der Index mit den Namen ist lang und macht auf einen Blick deutlich, dass all die heutigen Gesetzmäßigkeiten einen sehr langen Weg bis zur ihrer Entdeckung und ihrer Etablierung gegangen sind und durch eine Vielzahl von anderen Ideen und Versuchen begleitet wurden. Dabei erfährt man auch Einiges über die Entdecker selbst, wen sie kannten, wen sie trafen, welche Arbeiten sie lasen und welche Umstände sie auf ihre Ideen brachten. Auch Persönliches spielt dabei eine Rolle und genau so entstehen die vielen Anekdoten, die dieses Buch zu bieten hat. Die Informationsfülle ist dabei allerdings so hoch, dass man bei weitem nicht alles im Kopf behalten kann. Insofern dient das Buch auch als Nachschlagewerk, dass gerade für Lehrer sicherlich nicht ungeeignet ist, um die ein oder andere Unterrichtsstunde auch mal aufzulockern.

Das Buch ist nun aber kein Tratsch und Klatsch aus der Physikerwelt sondern auch wissenschaftlich gesehen ein Lehrbuch. Die Entdeckungen, Experimente und Ideen werden sehr anschaulich erklärt, sodass jeder Leser auch wirklich folgen kann. Anstrengung bedarf es aber trotzdem, denn man muss den Erklärungen schon intensiv folgen und kann nicht mal eben in der Bahn ein Kapitel überfliegen, wenn man die Relativitätstheorie, die heisenbergsche Unschärferelation oder die Quantentheorie verstehen will.

Durch die vielen Erklärungen, die Vorstellung der Beteiligten und Beschreibung der Zusammenhänge ist das Buch inhaltlich sehr kompakt. Auf den 370 Seiten befindet sich nahezu alles, was seit Menschengedenken in der Physik von Bedeutung ist und auch wenn vieles immer nur angeschnitten wird, hat man doch den Eindruck, tief in die Materie einzutauchen. Wolfgang Rößler steht mit dieser Idee natürlich nicht alleine dar. Schon andere Physikbegeisterte haben die Versuche unternommen, schwierige Zusammenhänge auf möglichst unterhaltsame, anschauliche Weise zu erklären. (An erster Stelle fällt einem da natürlich Stephen Hawking ein.) In dieser inhaltlichen Breite kann es aber auch nicht genug davon geben, um ein solch spannendes und so reales Thema massenkompatibel zu machen.

Der lockere Schreibstil und der Wechsel von Physik und Geschichte, von Sachverhalt und Anekdote vermittelt ein schönes Lesegefühl, bei dem man immer den Eindruck hat, etwas zu lernen, sich aber selten überfordert fühlt. Man fühlt sich zwar auch nicht animiert, das Buch in einem Aufwasch zu verschlingen, aber es ist letztlich eben doch ein Sachbuch, das sehr erzählerisch geschrieben wurde. Gelungen ist auch, dass die Kapitel zwar schon aufeinander aufbauen, man aber auch ohne Weiteres mal springen kann oder nach Jahren einfach ein beliebiges Kapitel noch mal öffnet. Durch den Index kann man auch beim Suchen nach bestimmten Personen dann also problemlos auf das entsprechende Kapitel zugreifen und die gewünschten Informationen herausziehen.

Beim Lesen anfangs etwas gewöhnungsbedürftig waren die zahlreichen Quellverweise. 769 Verweise sind in dem Buch, was im Schnitt gut zwei Verweise pro Seite sind. Was letztlich ein Ausdruck einer sehr intensiven Recherche und ordentlicher wissenschaftlicher Arbeit ist, stört beim Lesen durchaus. Mit der Zeit lernt man aber auch, die Zahlen einfach zu überlesen und beseitigt diese "Störung" automatisch.

Fazit

Schon der Titel des Buches bringt eigentlich viel zum Ausdruck. Kurzweilig, anschaulich und sehr informativ kann man als Leser die großen physikalischen Ideen der Menschheit nachempfinden und darf feststellen, dass die Physik ein unglaublich spannendes Thema ist.

Emil Groth - myFanbase
28.04.2009

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