Bewertung
Moore, Christopher

Himmelsgöttin

"Du bist ein lesbischer Kannibale?"

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Inhalt

Der Pilot Tucker Case ist ein einzigartiger Pechvogel. Seine Pechsträhnen haben zwar ihm selbst noch nicht, aber schon einigen anderen Menschen das Leben gekostet. Als er wieder einmal ein heilloses Chaos anrichtet, das dem Sauberfrauimage seiner Chefin gewaltig schadet, wird er auf eine abgelegene Pazifikinsel abgeschoben, um dort für einen Arzt Versorgungsflüge zu erledigen. Da Tucker keine Wahl hatte, muss er sich zumindest nicht unmittelbar die Schuld an dem geben, was ihn fernab der westlichen Zivilisation erwartet: Haie, Kannibalen, falsche Gottheiten, Strandminen, Ninjas und ein Flughund namens Roberto.

Kritik

Wir sind Kinder der westlichen Zivilisation. Wir haben Geräte, die uns fast jede lebensnotwendige Tätigkeit abnehmen oder erleichtern, wir befriedigen unseren Appetit mit Lebensmittelprodukten, die uns im Überfluss zur Verfügung stehen, nur einen Griff ins Regal entfernt, und wir interessieren uns für das Leben anderer Menschen, die wir zu Stars erheben, weil sie in Filmen mitspielen, Musik machen oder einfach mehr Brustumfang als Verstand haben. Welche Folgen es allerdings haben kann, wenn wir nebenbei ein paar Kübel unserer Lebensart über andere Kulturen ausgießen, beschäftigt uns wenig. Christopher Moore nimmt sich nun dieses Themas an und verpackt es in einen frechen, witzigen und skurrilen Roman.

Haupthandlungsort ist die pazifische Insel Aluala, ein Fliegenschiss auf der Weltkarte und Heimatort der Haifischmenschen, deren Kultur durch rücksichtslose westliche Einflüsse geprägt wurde. Im Zweiten Weltkrieg kämpften Japaner und Amerikaner gegeneinander um die kleine Insel, um sie als Flugplatz zu verwenden, und brachten Tod und Verderben über die Haifischmenschen, aber eben auch neue Sprachen, neue Waffen, neue Lebensmittel, neue Lebensgewohnheiten – und einen neuen Gott. Für alle andere Menschen war er nur Vincent, ein US-Pilot des Militärs, der mit seinem Flugzeug, der "Himmelsgöttin", auf Aluala notlanden musste. Für die Haifischmenschen jedoch wurde er ein Gott, dessen Rückkehr das Volk seit 60 Jahren erwartet. Stattdessen kamen erst einmal die Katholiken, die den Haifischmenschen ihren Glauben aufzwingen wollten, und verschwanden wieder, nicht ohne dem Kult um Vincent neue Komponenten hinzugefügt zu haben. Dann kamen ein Missionsarzt und seine Frau, die bald erkannten, dass man mit guten Taten kein Geld verdienen kann, wohl aber mit der Ausbeutung eines Volkes, das einen längst verstorbenen amerikanischen Piloten anbetet. In diesen Schlamassel platzt nun Tucker Case, seines Zeichens ein amerikanischer Pilot und Losertyp, der nicht ohne Grund auf der kleinen Insel gelandet ist. Er ist Vincents Moses und soll die versklavten Haifischmenschen befreien, ob er nun will oder nicht.

Es macht großen Spaß zu lesen, in welche absurden Situationen der sympathische Chaot Tucker gerät. Die Haifischmenschen, diese Mischung aus primitivem Dschungelvolk und gläubigen Anhängern der westlichen Kultur, die Haie jagen, um von dem Fleisch zu leben, und total verrückt nach dem People-Magazin und Kaffee sind, wachsen dem Leser schnell ans Herz, denn sie sorgen für viel Witz und gepfefferte Seitenhiebe auf unsere Lebensart. Christopher Moore lässt wahrlich nichts aus und baut in sein verrücktes Inselabenteuer ordentliche Portionen Sex, Gewalt und Magie mit ein. Eine Kombination, die Moore beherrscht, da er nie ins Lächerliche abgleitet, sondern geschickt auf einer Welle zwischen Religion, Kultur und Kommerz reitet.

Fazit

"Himmelsgöttin" ist ein aberwitziges Inselabenteuer über ein primitives Volk, das die westliche Kultur verehrt, und ein chaotisches, vom Pech verfolgtes Kind der westlichen Kultur, das dem Inselvolk Rettung bringen soll.

Maret Hosemann - myFanbase
28.04.2009

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