Bewertung
Scherm, Gerd

Der Nomadengott

Die Götter müssen verrückt sein.

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Inhalt

1500 Jahre vor Christi Geburt erweisen sich die Ägypter als wenig tolerant. "Ägypten den Ägyptern" heißt das Motto und so schlagen den Hyksos, den vor Jahrhunderten eingewanderten Gastarbeitern, Hass und Misstrauen entgegen. Deshalb entschließt sich der Schreiber Seshmosis dazu, ähnlich wie der einige Kilometer weiter wirkende Moses zu handeln und die Hyksos aus Theben, die sich selbst Tajarim nennen, in eine neue Heimat zu führen. Die ägyptischen Götter interessieren sich sehr für die kleine Karawane, ist doch einer der Tajarim zufällig in den Besitz eines göttlichen Symbols gelangt, was für einige Unruhe in der Götterwelt sorgt. Während Moses an anderer Stelle die zehn Gebote empfängt, lernt Seshmosis einen kleinen, unbekannten Gott kennen, der sich den Tajarim als Beschützer anbietet.

Kritik

Auch wer sich selbst nicht unbedingt als bibelfest bezeichnen würde, dürfte zumindest eine Ahnung von der Geschichte um Moses und der Flucht der Israeliten aus Ägypten haben – und wenn nur in Form von "Ach ja, dieser Film mit Charlton Heston!". So wird den meisten auch bekannt sein, dass Moses' epochale Geschichte keinesfalls von Humor geprägt ist, denn zum Witze reißen blieb während der vierzigjährigen Wanderschaft durch die Wüste einfach keine Zeit. Da Gerd Scherm aber gerne einen lustigen Roman über ein wanderndes Volk schreiben wollte, das von (einem) Gott geleitet wird und den Ägyptern mit demonstrativen Wundern in den Allerwertesten tritt, schildert er einfach, was während Moses' Teilung des roten Meeres und Bekanntgabe der zehn Gebote in Ägypten sonst noch passiert ist.

Zeitgleich mit den Israeliten verlässt nämlich noch ein anderes Volk das unfreundliche Ägypten und wird von einem Gott geführt, der freilich ein wenig unkonventioneller daherkommt – unter anderem, weil er in jeder Gestalt keinen Meter groß ist und nicht weiter als 100 Meter sehen kann. Seinen Schutz kann das Volk der Tajarim aber nichtsdestotrotz gut gebrauchen, haben sie doch noch die große Schar der ägyptischen Gottheiten um Osiris und Isis an der Backe. Wer auf Anhieb keine Idee von der ägyptischen Götterwelt hat, der stellt sich einfach vor, wie alle Tiere der Welt in eine Backschüssel gegeben und ordentlich durchgerührt werden. Was dabei herauskommt, sind die Götter Ägyptens. Dass man bei den vielen Namen der ganzen Gottheiten nicht durcheinander kommt und den Überblick verliert, verhindert Gerd Scherm dadurch, dass er die Namen immer mit auf das Aussehen der Götter bezogene Adjektive versieht.

"Der Nomadengott" ist im Ganzen ein kurzweiliger Roman, der nicht nur mit vielen ironischen Seitenhieben auf die Geschichte um Moses, wie beispielsweise in Form wesentlich pragmatischerer Gebote, glänzt, sondern eine Menge Schabernack mit Personen – und Ortsnamen treibt. So wird nicht mit Gags auf die Tatsache gespart, dass es auch in Ägypten eine Stadt namens Memphis gibt. Unüberlesbar schlägt Scherm einen heitereren und friedlicheren Ton an, als ihn die biblische Geschichte um Moses bietet, so dass es zwar einigen Schlamassel gibt, aber nicht Qual und Tod.

Fazit

"Der Nomadengott" bietet kurzweiliges Lesevergnügen unter dem Motto "was damals, als Moses und sein Volk auszogen, sonst noch geschah".

Maret Hosemann - myFanbase
07.05.2009

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