Bewertung
Barry, Max

Chefsache

Willkommen bei Zephyr Holdings und einer Unternehmenskultur, die Ihnen die großen Fragen zur Arbeitswelt beantworten wird.

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Inhalt

Frisch von der Universität, tritt Stephen Jones seinen allerersten Job bei dem Unternehmen Zephyr Holdings an. Sein Optimismus versandet schnell, muss er doch feststellen, dass sein neuer Arbeitsplatz von einem sadistischen Personalwesen, kleinen und großen Intrigen, absurden Entscheidungen des Managements und Richtlinien am Rande der Legalität geprägt ist. Als wäre das nicht schon schlimm genug, erkennt Jones auch noch, dass keiner der Angestellten weiß, was das Unternehmen Zephyr Holdings eigentlich macht. Allen Warnungen zum Trotz, beginnt Jones herumzuschnüffeln und stößt auf eine Wahrheit, die ihn reich machen könnte. Doch er entscheidet sich anders ...

Kritik

Globalisierung, flexible Mitarbeiter, Outsourcing ... all diese Phänomene des Kapitalismus werden in diversen Management-Ratgebern so erläutert, als seien sie der Heilige Gral der modernen Wirtschaft, dem zwar die eine oder andere Million von Arbeitnehmern geopfert werden muss, der dafür aber den Auserwählten ein sechsstelliges Monatsgehalt verspricht. Max Barry besudelt diesen Gral und bietet mit "Chefsache" eine zynische Satire auf die Geschäftswelt.

In dem Unternehmen Zephyr Holdings werden Abteilungen vollkommen willkürlich zusammengelegt oder abgeschafft, so dass Katastrophen von Stromausfällen über Handgreiflichkeiten bis zu Nervenzusammenbrüchen an der Tagesordnung sind, auf die sofort mit noch weiteren Zusammenlegungen und Abschaffungen reagiert wird. Das Personalwesen demütigt die Angestellten, die aber natürlich nicht "diskriminiert" werden, denn das wäre ja gesetzwidrig. In der ständigen Angst um den eigenen Arbeitsplatz können schon ein verschwundener Donut oder zu wenig Kopierpapier zu heftigen, mehrere Monate andauernden Konflikten unter den Kollegen führen, die in der Regel ebenfalls mit Entlassungen enden. Dem Leser werden dabei viele Lacher entlockt, die zuweilen im Halse stecken bleiben, da das Unternehmen Zephyr Holdings zwar in der Summe der Ereignisse überzogen dargestellt sein mag, keines der Phänomene jedoch unrealistisch ist. Praktisch jede der Begebenheiten im fiktiven Zephyr Holdings-Unternehmen findet sich irgendwo in einem echten Unternehmen.

Ein gewisses Manko dieser Satire stellt die Hauptfigur Stephen Jones dar. Der junge Angestellte wird zum Revolutionär, ohne dass wirklich klar wird, warum es gerade ihm gelingt, zu durchschauen, was Tausende andere nicht durchschauen, und dem zu widerstehen, dem viele Tausende nicht widerstehen können. Bei einer Satire wie "Chefsache", die das Business gnadenlos aufs Korn nimmt, muss man sich fragen, was uns der Charakter Stephen Jones sagen soll. Dass ein einzelner Mensch, wenn er nur seinen Kopf und sein Gewissen einschaltet, alles ändern kann? So richtig überzeugend ist das nicht.

Fazit

"Chefsache" von Max Barry ist eine zynische Satire auf die Geschäftswelt, die sich am Ende jedoch etwas darin verheddert, eine Lösung vorschlagen zu wollen, die nicht sehr überzeugend ist.

Maret Hosemann - myFanbase
26.06.2009

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