Bewertung
Moore, Christopher

Der Lustmolch

Das seltsame Verhalten geschlechtsreifer Kleinstädter (und Seeungeheuer) zur Paarungszeit.

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Inhalt

Nach dem überraschenden Selbstmord einer Patientin kommt Valerie Riordan, die einzige Psychiaterin in der kleinen kalifornischen Küstenstadt Pine Cove, zu dem Schluss, dass es ein Fehler war, ihren Patienten nur Unmengen an Antidepressiva zu verschreiben, statt sich wirklich mit deren Problemen zu beschäftigen. Also verteilt sie nur noch Placebos und setzt damit die halbe Stadt auf Medikamentenentzug. Die Wirkung ist nicht zu übersehen: die Bürger von Pine Cove fallen aufgrund völlig erhöhter Libido wild übereinander her. Zur gleichen Zeit lockt ein kleines Leck in einem Atomkraftwerk ein Seeungeheuer an, das beschließt, in Pine Cove seinen Hunger nach Fleisch und Paarung zu stillen. Die schizophrene Ex-Schauspielerin Molly nimmt sich des Monsters an und füttert es mit fiesen Baumarktangestellten und Drogenköchen, während ihr eine Gruppe religiöser Fanatiker auf den Leib rückt. Derweil versucht der örtliche Polizist Theo den seltsamen Vorgängen in seiner Stadt auf die Spur zu kommen und stellt sich nebenbei seinem korrupten Chef.

Kritik

Sex und Fressen heißt das Motto dieses Romans aus der Feder von Christopher Moore. Das Seeungeheuer, das auf den Namen Steve getauft wird, liebt und lebt beides. Wenn er nicht gerade Tanklaster beglückt, frisst er am liebsten Menschen, die es vielleicht nicht unbedingt verdient haben, im Verdauungstrakt eines riesigen Lustmolchs zu enden, aber dennoch kein nennenswertes Mitleid verursachen.

Die Story ist von Anfang bis Ende gespickt mit frechen Anzüglichkeiten, ohne dabei ins Pornographische abzurutschen, und einer Menge Witz. Die Perspektive wechselt ständig und der Leser erlebt die irrwitzige Handlung aus der Sicht unterschiedlicher Personen, einschließlich des Seeungeheuers und eines Hundes. So kommt keinerlei Eintönigkeit auf. Die wichtigsten Figuren sind Theo, ein großgewachsener Dorfpolizist mit Drogenproblemen, die schizophrene Molly, die in jungen Jahren als Star jugendgefährdender B-Actionmovies ihr Geld verdiente (und desöfteren in ihre Rolle der Mutanten tötenden Schwertkämpferin zurückfällt), die Psychiaterin Val, der Biologe Gabe, der Blues-Sänger Catfish und die Künstlerin Estelle. Daneben tummeln sich viele schräge Nebencharaktere, darunter ein perverser Apotheker und eine Wirtin, die dank unzähliger Operationen mehr aus Plastik und Metall besteht, als aus Fleisch und Knochen. Keine dieser Figuren ist wirklich realistisch, doch sie alle überzeugen durch Skurrilität.

Mit der Psychologie und der Biologie stoßen in diesem Roman zwei unterschiedliche Denkarten aufeinander, die beide auf ihre Weise menschliches und tierisches Verhalten zu erklären versuchen. Val als Psychiaterin und Gabe als Biologe verkörpern diese beiden unterschiedlichen Wissenschaften und machen dabei auf überzogene Weise deutlich, weshalb viele Menschen, vor allem Nicht-Akademiker, kaum Zugang zu den wissenschaftlichen Welten finden. Val neigt zur Arroganz und dazu, sich hinter Ansehen und Geld zu verstecken, während Gabe weltfremd ist und sich in seiner Arbeit verkriecht. Beide können, oder wollen, sich kaum normal mit anderen Menschen unterhalten.

Fazit

"Der Lustmolch" ist ein frecher und skurriler Roman, nicht im klassischen Sinne spannend, aber doch sehr unterhaltsam.

Maret Hosemann - myFanbase
04.07.2009

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