Bewertung
Sidor, Steven

Stadt der Knochen

"Das ist nicht Booth City. Das ist die Stadt der Knochen."

Foto: "Stadt der Knochen" von Steven Sidor
"Stadt der Knochen" von Steven Sidor

Inhalt

Auf einem Spielplatz wird die Leiche der transsexuellen Prostituierten Josine entdeckt. Die Ermittlungen in dem Fall übernehmen Detective Ike Horner und seine Kollegin Eliza. Die Spuren führen zunächst wenig überraschend in die Drogen– und Rotlichtszene der Stadt, doch dann verdichten sich die Hinweise, dass auch die mächtigste Familie des Ortes in die Sache verwickelt es. Bald gibt es weitere Opfer.

Kritik

Schon nach wenigen Seiten des Romans stand für mich fest, dass mir der Stil von Steven Sidor nicht behagt. Der Autor schreibt für meinen Geschmack ein wenig zu hochgestochen und verwendet zu viele Metaphern, Vergleiche, Ellipsen, Emphasen und andere rethorische Figuren. Immer wieder finden sich Sätze, die keinen richtigen Sinn zu ergeben scheinen und den Leser stolpern lassen, wie "Eliza trat auf die Bremse, die sie nicht hatte". Nur selten wird ein Sachverhalt in unkomplizierten Worten erklärt.

Die Handlung ist dementsprechend auch nicht einfach gestrickt. Es treten zahlreiche sehr zwielichtige Charaktere auf, die in der Drogen – und Rotlichtszene beheimatet sind. Mehrere dieser Charaktere sind transsexuell und wechseln wiederholt ihre Identität von männlich zu weiblich, so dass von ihnen mal als "er" und mal als "sie" die Rede ist. Die Atmosphäre des Romans ist düster und kalt. Es gibt kaum Hoffnungsschimmer, nur schmutzigen Sex, Drogen und Gewalt.

Der kleine Ort Booth City wird auf seine Schattenseiten reduziert, auf Spelunken, heruntergekommene Mietshäuser, dunkle Gassen und vereiste Straßen. Es sollen die Abgründe einer Kleinstadt dargestellt werden, doch fehlt einfach der Kontrast, das Licht zu dem Schatten. Der ganze Ort scheint ein einziger Abgrund zu sein.

Als Motive für die Täter dienen Perversion, Hass und Gier. Wie und warum diese doch recht extremen Personen wurden, was sie geworden sind, bleibt für den Leser völlig im Dunkeln. Die privaten Geschichten der beiden Ermittler Ike und Eliza werden ebenfalls nicht vollständig aufgelöst. Es ist somit praktisch unmöglich, mit den Charakteren in diesem Roman warm zu werden. Das mag durchaus so beabsichtigt sein, doch in Kombination mit dem überspitzten Schreibstil ergibt sich ein Thriller, in den das Eintauchen schwer fällt.

Fazit

"Stadt der Knochen" ist ein eher unbequemer Thriller, der in überspannter Sprache eine düstere, kalte Handlung erzählt.

Maret Hosemann - myFanbase
08.07.2009

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