Bewertung
Kuhn, Krystyna

Die Signatur des Mörders

Ein Serienkiller auf Kafkas Spuren.

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Inhalt

In Frankfurt erschüttert der Mord an einer Tänzerin die Öffentlichkeit. Das junge Opfer wurde zu Tode gepeitscht. Zur gleichen Zeit erhält ein Buchhändler in Prag ein bisher unbekanntes Manuskript des berühmten Autors Franz Kafka, das ein ganz neues Licht auf den Schriftsteller, der zu den bedeutendsten Menschen des 20. Jahrhunderts zählt, wirft. Das Manuskript schildert den Tod einer Tänzerin unter der Peitsche eines selbsternannten Richters. Ins Visier der Frankfurter Polizei gerät Professor Milan Hus, ein Kafka-Experte, dessen Spezialgebiet die geheimen Gewaltfantasien Kafkas sind. Bald taucht ein weiteres Manuskript Kafkas auf und ein zweiter, unvorstellbar grausamer Mord geschieht. Doch Staatsanwältin Myriam Singer glaubt an Milans Unschuld.

Kritik

2008 war das offizielle Kafka-Jahr. Die Mehrheit der Weltbevölkerung dürfte dies nur geringfügig interessiert haben, doch Krystyna Kuhn wurde dazu inspiriert, ihren insgesamt fünften Roman an den berühmten Prager Autor und dessen Werke anzulehnen. So wie Franz Kafka nicht gerade für seine überschäumende Lebensfreude bekannt war, ist auch "Die Signatur des Mörders" ein bedrückender und düsterer Thriller.

Krystyna Kuhn bemüht sich, dem kafkaesken Stil von der dunklen Ungewissheit, vom hilflosen Ausgeliefertsein gegenüber dunklen Mächten, gerecht zu werden. Ihre Hauptheldin, die Staatsanwältin Myriam Singer, wird von Zweifeln und Ängsten geplagt, verliert sich vollkommen in dem Fall und begeht, gemeinsam mit ihren Kollegen, schwere Fehler. Nicht, dass dies uninteressant wäre, doch die Mischung aus grimmiger Komik und dunkler Tragik, die Kafka so meisterhaft beherrschte, vermag Krystyna Kuhn einfach nicht zu leisten. Viele der Fehler, die die Ermittler begehen, bzw. die Aspekte, auf die sie sich zunächst nicht konzentrieren, sind für den Leser zu offensichtlich und die Beziehungsprobleme der Hauptfigur Myriam zu althergebracht, so dass echte kafkaeske Stimmung nicht aufkommen kann. Auch die zusätzliche Bedrohung durch einen anonymen Anrufer wirkt etwas unmotiviert und wird nicht zufriedenstellend aufgelöst.

Der Nebenschauplatz Prag ist überdies unnötig. Etwas zu bemüht hat Krystyna Kuhn hier Kafkas Geburtsstadt in die Handlung gezwungen und mit dem Buchhändler Filip Cerny einen Charakter eingebaut, der viele offensichtliche Parallelen zu Kafka aufweist, wie beispielsweise das Leben nach den Wünschen des dominanten Vaters und die Arbeit in einem Beruf, der ihm nichts bedeutet und ihn nicht ausfüllt (bei Cerny der Buchhandel, bei Kafka die Arbeit als Beamter).

Die Texte von Kafka, die hauptsächlich erwähnt werden und an die sich die Handlung anlehnt, sind "Das Urteil", "Der Prozess", "In der Strafkolonie", "Brief an den Vater", "Auf der Galerie" und "Ein Hungerkünstler". Es wird von dem Leser nicht verlangt oder erwartet, alle diese Texte gelesen zu haben, denn auch die Ermittler um Staatsanwältin Myriam sind allesamt nicht mit Kafka vertraut, doch sicherlich wird der Roman ein großes Stück interessanter, wenn man schon mit dem Leben und Schaffen von Franz Kafka in Berührung gekommen ist.

Fazit

Was bleibt ist ein Thriller, der ein interessantes, aber nicht durchweg gelungenes Projekt darstellt. "Die Signatur des Mörders" ist ein Roman über einen Mörder auf Kafkas Spuren, aber nicht wirklich ein kafkaesker Roman.

Maret Hosemann - myFanbase
23.07.2009

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