Bewertung
Winslow, Don

Pacific Private

Die perfekte Welle, der perfekte Ritt.

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Inhalt

Boone Daniels ist ein hervorragender Privatdetektiv, doch seine ganze Liebe gilt dem Wellenreiten. Statt regelmäßig zu arbeiten, verbringt er seine Zeit lieber am Strand mit seiner Surferclique, der Dawn Patrol. Ausgerechnet, als sich besonders hohe Wellen ankündigen, wird Boone von der britischen Anwältin Petra in einen schwierigen Fall verwickelt. Die Stripperin Tammy, die eine belastende Zeugenaussage gegen ihren Boss machen könnte, wird vermisst. Schon bald taucht die Leiche einer Stripperin auf, die jedoch überraschenderweise nicht Tammy ist. Boones Ermittlungen führen ihn in ungeahnte Abgründe und drohen die Dawn Patrol auseinander zu reißen.

Kritik

Ich musste dieses Buch lesen. Schließlich behauptet eine der größten Zeitungen der USA, der San Francisco Chronicle, Don Winslows "Pacific Private" sei der "vielleicht beste Sommerkrimi aller Zeiten" (und es ist gerade Sommer), während das Magazin Publishers Weekly mitteilt, "Pacific Private" wäre perfekt für alle, die gerne Romane von Carl Hiaasen lesen (was ich tue). So habe ich mich also in mein Schicksal gefügt.

"Pacific Private" spielt in Pacific Beach, einem Stadtteil von San Diego, der für seine Surfszene bekannt ist. Viele der kurzen Kapitel, aus denen der Roman besteht, scheren aus der Krimihandlung aus und erzählen, wie sich der Surfsport in Kalifornien entwickelt hat, wie aus Pacific Beach wurde, was es heute ist, und was die Surfszene ausmacht. Zunächst habe ich befürchtet, dass mich diese Exkursionen in die Historie und Natur des kalifornischen Wellenreitens langweilen würden, da der erste dieser literarischen Wissensausflüge die Entstehung von Wellen behandelt, was in etwa so spannend ist wie die Betrachtung einer Küchentapete, doch die Exkursionen werden interessanter, wenn sie auch etwas langatmig bleiben.

Die Krimihandlung lebt von ihrem Schauplatz Pacific Beach und den Charakteren, die aus der Surfszene kommen. Don Winslow bemüht sich um viel Lokalkolorit. Er fängt die Atmosphäre einer Strandgemeinde ein, in der es eine große Kluft zwischen arm und reich gibt und sich die Menschen aus der Unter – und Mittelschicht ihren Respekt auf dem Surfbrett, durch Gefälligkeiten, aber auch mit Gewalt verschaffen. So wird ein ansonsten durchschnittlicher Kriminalfall, in dem unerwartete Wendungen ausbleiben, in ein durchaus interessantes Gewand gekleidet, das man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Viele Leser kennen die kalifornische Surfszene nicht und waren noch nie an einem Ort wie Pacific Beach, das verleiht dem Roman einen gewissen Reiz.

Mit Carl Hiaasen, dessen Romane in Florida spielen, kann Don Winslow meiner Ansicht nach nicht mithalten. Hiaasen bringt eine mutige Hassliebe zu seinem Heimatstaat zum Ausdruck und überzeugt mit viel schwarzem Humor, den Winslow einfach nicht aufzubringen vermag. In Winslows Roman ist Pacific Beach ein ursprünglich wundervoller Ort, der in erster Linie von Zugereisten und Touristen kaputt gemacht wird. Dies wird eher wehmütig beklagt, als das Winslow sich damit satirisch auseinandersetzt. Seine Hauptfiguren lieben ihre Stadt und sind allesamt schöne und sportliche Menschen.

Fazit

Weder dem San Francisco Chronicle noch dem Magazin Publishers Weekly kann ich aus vollem Herzen zustimmen. Für den besten Sommerkrimi aller Zeiten ist die Krimihandlung nicht spannend und wendungsreich genug und Leser von Carl Hiaasen werden nicht vollkommen zufrieden sein, da Don Winslow nicht so originell, bissig und humorvoll wie der Autor aus Florida ist.

Maret Hosemann - myFanbase
25.07.2009

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