Bewertung
Plath, Sylvia

Die Glasglocke

"Wenn Mrs. Guinea mir eine Fahrkarte nach Europa geschenkt hätte oder eine Reise um die Welt, es hätte für mich nicht den geringsten Unterschied gemacht, denn wo immer ich auch saß – auf dem Deck eines Schiffes oder in einem Straßencafé in Paris oder Bangkok – immer saß ich unter der gleichen Glasglocke und schmorte in meiner eigenen sauren Luft."

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Inhalt

Die 19-jährige begabte Collegestudentin Esther Greenwood gewinnt ein Praktikum in New York bei einer Modezeitschrift. Während dieses Sommers merkt sie, dass irgendwas nicht mit ihr stimmt. Sie ist unglücklich und weiß plötzlich nicht mehr was sie will. Ihren an Tuberkulose erkrankten Freund will sie verlassen, weil dieser ihr seine sexuellen Erfahrungen verheimlicht hatte.

Wieder zu Hause erfährt Esther, dass sie nicht am Schriftstellerseminar angenommen wurde und weiß nun nichts mit ihrer Zeit anzufangen. Stenographie, was ihre Mutter ihr angeboten hat, will sie nicht lernen, bei ihrem eigenen Buch kommt sie nicht über den ersten Absatz hinaus und ihre Abschlussarbeit schafft sie auch nicht zu schreiben. Sie kann weder schlafen, noch essen noch sonst etwas tun.

Esther verfällt in eine Depression und versucht sich umzubringen. Daraufhin kommt sie in eine psychiatrische Anstalt, wo sich ihr Gefühl, unter eine Glasglocke zu sitzen, die sie von der Umwelt abschottet und sie ersticken lässt, verstärkt. Erst als sie in eine Privatklinik kommt und dort von der weiblichen Dr. Nolan behandelt wird, fühlt Esther sich das erste Mal verstanden, die Glasglocke hebt sich und Esther bekommt wieder einen Hauch Luft.

Kritik

Der Roman spielt im Amerika der 50er Jahre und beschreibt mit zynischem Unterton die damaligen Geschlechterrollen. Die Hauptprotagonistin Esther Greenwood lehnt sich unbewusst gegen die gesellschaftlichen Normen auf. Sie fühlt, dass sie, sobald sie heiratet und Kinder bekommt, den Männern ausgeliefert sein wird. Doch Esther möchte frei sein. So lässt sie sich z.B. als Zeichen der Emanzipation die Pille verschreiben.

"Die Glasglocke" hat sehr viele autobiographische Anteile. So fuhr auch die junge Sylvia Plath nach New York und litt nach ihrer Heimkehr ebenfalls an Depressionen, wodurch sie in eine Klinik eingeliefert wurde. Jahre später, als Sylvia Plath verheiratet und Mutter war, brachte sie sich schließlich um.

Die Autorin verwendet in ihrer Geschichte zahlreiche Metaphern. So vergleicht sie Esthers Unentschlossenheit mit einem Feigenbaum. Nähme sie, an einer Astgabelung stehend, die eine Frucht, wäre die andere für immer verloren. Ebenso zeigt sich ihre Identitätskrise immer wieder in dem nicht-erkennen ihres eigenen Spiegelbildes. Schließlich fühlt sich Esther unter einer Glasglocke eingesperrt. Sie bekommt keine Luft und hat jeglichen Kontakt mit ihrer Umwelt verloren.

Die Geschichte ist aus Esthers Sicht geschrieben und enthält mehrere Rückblenden, die ihr Lebenssituation erklären sollen. Der Erzählstil ist eher düster und beinhaltet einen recht skurrilen Humor. Schließlich ist "Die Glasglocke" die Beschreibung einer Depression. Der Sinn des Lebens wird in Frage gestellt und die Verzweiflung am voraussichtlichen spießbürgerlichen Leben, das Esther erwartet, wird sehr eindrucksvoll beschrieben. Es herrscht den gesamten Roman über eine bedrückende Stimmung.

Fazit

Dieses Buch beschreibt sehr eindrucksvoll eine Depression und ist absolut nicht für Leute geeignet, die sich selber in einem ähnlichem Zustand befinden. Allerdings können Studenten der Medizin oder Psychologie die Gefühlswelt einer psychisch erkrankten Person besser verstehen lernen.

Antje van Uden - myFanbase
07.08.2009

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