Bewertung
Connelly, Michael

Der Mandant

Es gibt keinen beängstigenderen Mandanten als einen unschuldigen.

Foto: Copyright: Verlagsgruppe Random House GmbH
© Verlagsgruppe Random House GmbH

Inhalt

Der gewiefte Strafverteidiger Michael "Mickey" Haller verteidigt immer wieder erfolgreich Drogendealer, Gangmitglieder und Prostituierte, doch sein neuester Mandant Louis Roulet, ein wohlhabender Immobilienmakler, der eine Frau mit einem Messer angegriffen und zusammengeschlagen haben soll, verspricht endlich ein großer Fall zu werden, der ordentlich Geld in die Kassen spült. Doch Hallers Begeisterung verfliegt schnell, als er feststellen muss, dass Roulet nicht der Mensch ist, der er auf den ersten Blick zu sein schien, und der Fall viel weitere Kreise zieht, als Haller dies vorher ahnen konnte. Dieser Mandant könnte Haller alles kosten, einschließlich seines Lebens.

Kritik

Eigentlich stehen Justizthriller auf der Liste der Romangenres, die mich interessieren, nicht sehr weit oben. Mit Michael Connellys "Der Mandant" habe ich mir jedoch ausnahmsweise einen ganz klassischen Vertreter des amerikanischen Justizthrillers als Lektüre ausgewählt. Der Ich-Erzähler des Romans, Michael "Mickey" Haller, ist Strafverteidiger in Kalifornien und betrachtet sich als ein notwendiges Rädchen im Getriebe des Rechtssystems. Es hat ihn nie belastet, schuldige Mandanten zu verteidigen, da er bislang immer nachvollziehen konnte, wie es zu ihren Taten kam. Sie waren zwar schuldig, aber nicht böse. Mit seinem neuen Mandanten ändert sich dies. Der reiche Immobilienmakler Louis Roulet ist schuldig – und durch und durch böse. Doch das ist noch nicht alles, denn für einen Mord, den Roulet begangen hat, sitzt bereits seit einiger Zeit ein unschuldiger Mann ein.

Meine Einstellung zu Justizthrillern hat sich durch "Der Mandant" nicht grundlegend gewandelt. Obwohl der Roman durchaus interessante Einblicke in die Arbeit, das Denken und die Gefühle eines Anwalts für Strafrecht ermöglicht, konnte ich mich beim Lesen nicht wirklich mit den Figuren und den Ereignissen identifizieren und vermisste die Abwechslung. Der Ich-Erzähler Michael Haller erzählt immer wieder Anekdoten aus seinem Anwaltsleben, stellt uns frühere Mandanten vor und erklärt sein Vorgehen vor Gericht.

Die Romanhandlung verlässt zwar öfter räumlich den Gerichtssaal, aber nicht geistig. Egal, wo sich die Ereignisse abspielen, ob in Hallers Haus, in seinem Wagen oder in seiner Stammkneipe, es geht immer um seine Arbeit. Fast alles, was er sieht oder tut, erinnert ihn an frühere Mandanten oder lässt ihn Strategien zum aktuellen Fall entwickeln. Das mag konsequent sein und wer sich wirklich für diese Materie interessiert, kommt sicher auf seine Kosten, aber mir war das oft zuviel Justiz. Das Privatleben von Haller mit zwei Ex-Frauen, zu denen er immer noch Kontakt hat, und einer achtjährigen Tochter, wird angedeutet, aber zu keiner Zeit in den Vordergrund gerückt. Die Menschen aus Hallers Privatleben sind kaum mehr als bessere Statisten in der Handlung.

Fazit

Michael Connellys "Der Mandant" ist ein Justizthriller durch und durch, der sich daher auch in erster Linie an Fans dieses Genres richtet.

Maret Hosemann - myFanbase
29.08.2009

Diskussion zu diesem Buch