Bewertung
Barry, Max

Logoland

Der Roman zur neuen Weltordnung.

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Inhalt

In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft werden die USA, zu denen mittlerweile auch Australien, Kanada, Neuseeland, England und andere Staaten gehören, nicht mehr von einer Regierung, sondern von Konzernen beherrscht. Die Menschen werden nach ihrem Arbeitgeber benannt, Steuern sind verboten und selbst die Polizei und das Gesundheitswesen sind komplett privatisiert. Aufklärung von Verbrechen und Einsatz von Rettungswagen gibt es nur nach Bezahlung. Die Regierung existiert noch, kann jedoch aufgrund des knappen Budgets nur wenig leisten. Als ein Unternehmen mehrere Käufer eines neuen Turnschuh-Modells zu Werbezwecken umbringen lässt, droht ein Krieg der Konzerne. Jennifer Government, eine der besten Agentinnen der Regierung, nimmt den Kampf auf.

Kritik

Kann ich ihnen helfen? Ach, sie wollen sich nur mal im Laden umsehen? Gerne! Aber wenn sie zufällig eine schonungslose Satire auf den Kapitalismus und die Konsumgesellschaft suchen, kann ich Ihnen "Logoland" von Max Barry nur wärmstens empfehlen.

Der zweite Roman des australischen Schriftstellers Max Barry entführt den Leser in eine Zukunft, die nicht näher bestimmt wird, aber nicht weit entfernt scheint. In den vergrößerten Vereinigten Staaten von Amerika zählt nur noch der Kapitalismus. Die Menschen werden über die Unternehmen, für die sie arbeiten, definiert und erhalten von diesen auch ihre Nachnamen. John Nike, Lucia McDonalds, Violet Exxon Mobil, Theo Pepsi ... und so weiter. Wer keine Arbeit hat, besitzt dementsprechend auch keinen Nachnamen und somit fast keine Identität. Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten werden von großen Unternehmen gesponsert, nach denen die Schüler dann benannt werden. So laufen lauter kleine, pubertierende Burger Kings, Pepsis, Starbucks' und Mattels herum, die es nicht erwarten können, ihr Taschengeld für Spielzeug und Kleidung auszugeben. Auch die Polizei ist ein privates Unternehmen, das Verbrechen nur gegen Bezahlung aufklärt, und wer seine Kreditwürdigkeit nicht belegen kann, braucht den Notruf gar nicht erst zu wählen. Diese schöne neue Welt wirkt so tragisch-komisch, dass sich lachen und fassungsloses Kopfschütteln beim Leser im Sekundentakt abwechseln.

Die Regierung, die in so vielen anderen Büchern und Filmen als böse, korrupte Macht dargestellt wird, verkörpert in dieser Welt das Gute. Mit ihren begrenzten finanziellen und personellen Mitteln versucht die Regierung, die Einhaltung der Grundgesetze zu gewährleisten und zu verhindern, dass sich die Konzerne gegenseitig mit Waffengewalt bekämpfen. Besonders erschreckend ist die NRA, die amerikanische Waffenlobby, von der man in unserer realen Welt immer mal wieder hört, wenn sie erneut vehement gegen schärfere Waffengesetze protestiert, obwohl gerade ein Amokläufer 20 Menschen erschossen hat, und die in Barrys erdachter Welt längst ein erfolgreiches Unternehmen ist, das sich als Privatarmee anheuern lässt.

Ohne Abstriche bietet dieser Roman durchweg intelligente und originelle Unterhaltung. Der Autor Max Barry skizziert eine Welt, die überspitzt und provozierend ist, aber nie völlig abwegig scheint und den Leser immer wieder an die gegenwärtige Realität erinnert.

Fazit

Viel besser kann man eine Satire auf den Kapitalismus nicht schreiben! Ein empfehlenswerter Roman, den man sich auf dem Rückweg von McDonalds, Mediamarkt oder Starbucks ruhig mal kaufen kann.

Maret Hosemann - myFanbase
02.09.2009

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