Bewertung
Coben, Harlan

Sie sehen dich

Du kannst dich nicht verstecken.

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Inhalt

Nach dem Selbstmord des Teenagers Spencer Hill machen sich Tia und Mike, die Eltern von Spencers bestem Freund Adam, große Sorgen um ihren eigenen Sprössling, der sich immer mehr zurückzieht. Sie installieren heimlich ein Spionageprogramm auf Adams Computer, das schon bald Besorgniserregendes enthüllt. Als Adam wenig später spurlos verschwindet, riskiert Mike sein Leben, um seinen Sohn wieder zu finden. Zur gleichen Zeit findet die Polizei die Leiche einer übel zugerichteten Frau, die absichtlich wie eine Prostituierte ausstaffiert wurde. Kurz darauf wird eine weitere Frau auf dem Parkplatz eines Kaufhauses entführt. Geht ein Serienkiller um, der Jagd auf Vorort-Familienmütter macht?

Kritik

In "Sie sehen dich" spielt Harlan Coben wieder einmal seine ganze Stärke für überraschende Wendungen und unerwartete Zusammenhänge, die sich dem Leser erst nach und nach enthüllen, aus. Der Roman beginnt mit vier zunächst relativ klar getrennten Handlungssträngen. Zum einen die Sorgen der Eltern Tia und Mike um ihren sechzehnjährigen Sohn Adam, dessen bester Freund vor einiger Zeit auf dem Dach der Schule Selbstmord begangen hat. Sie entschließen sich zu dem radikalen Schritt, den Computer ihres Sohnes auszuspionieren. Zum anderen der Mord an einer zunächst unbekannten Frau und die Entführung einer braven Hausfrau und Familienmutter. Zum dritten ein Lehrer, der in einem schwachen Moment eine elfjährige Schülerin schwer gedemütigt hat. Und schließlich ein zehnjähriger Junge, der eine Nierentransplantation benötigt und dessen Mutter ein dunkles Geheimnis hütet.

Für den Leser ist es zunächst unmöglich zu entschlüsseln, wie alle diese Ereignisse wirklich zusammenhängen. Das macht natürlich den Reiz des gesamten Romans aus. Um zu erfahren, wie alles zusammenhängt, muss man einfach weiter lesen, denn die einzelnen Überschneidungspunkte werden erst nach und nach sichtbar. Obwohl eine ganze Reihe von Charakteren auftritt, darunter auch alte Bekannte aus Cobens früherem Roman "Das Grab im Wald", verliert man als Leser nie den Überblick, da Coben es einfach versteht, Handlungen parallel laufen zu lassen und mit der Zeit mehr und mehr zu verflechten.

Die beiden vorherrschenden Themen des Romans, die auch wieder enge Verknüpfungen aufweisen, sind Überwachung und Familie. Das Ausspionieren von Menschen mittels moderner Technik, wie GPS-Signale und bestimmte Internetprogramme, ist natürlich sehr aktuell und kontrovers. Darf man in die Privatsphäre anderer Menschen eindringen, um diese zu schützen? Muss man es als liebende Eltern bei den eigenen Kindern sogar? Verhindert man damit Katastrophen wie etwa Selbstmorde, oder bringt man sie überhaupt erst ins Rollen? Der Roman gibt darauf keine eindeutigen Antworten, da diese auch nicht existieren. Es ist heutzutage möglich, andere Menschen auszuspionieren - ihre Emails zu lesen, nachzuvollziehen, welche Internetseiten sie besucht haben, sie mit GPS orten – doch man kann den Zufall nicht beeinflussen. Auch wenn man weiß, wo sein Kind gerade ist, kann man nicht verhindern, dass es dort von einem Auto, dessen Fahrer kurz mal die Kontrolle über seinen Wagen verliert, überfahren wird. Auch kann man nicht in die Köpfe der Menschen blicken und vorhersehen, was sie tun werden.

Fazit

Harlan Cobens "Sie sehen dich" ist ein spannender Thriller mit einem aktuellen und kontroversen Thema.

Maret Hosemann - myFanbase
08.09.2009

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