Darum
Stell dir vor, du begehst einen Mord, und keiner will dir glauben.
Inhalt
Eines Tages erschießt der österreichische Journalist Jan Haigerer wahllos einen fremden Menschen, um sich gleich darauf der Polizei zu stellen. Doch weder die Justiz noch die Medien wollen glauben, dass Jan ein Mörder ist. Verzweifelt versucht er, die Menschen von seiner Schuld zu überzeugen und verurteilt zu werden, doch die Sympathien, die ihm von allen Seiten entgegenschlagen, drohen seinen Wunsch nach Sühne völlig zunichte zu machen. Seine aufkeimenden Gefühle für die Untersuchungsrichterin Helena machen die Sache nicht einfacher.
Kritik
In Österreich, nicht gerade ein Land, das für zahlreiche Schießereien und Morde bekannt ist, tötet ein angesehener, gut verdienender Journalist, den viele Leute kennen und mögen, einen ihm völlig fremden Menschen. Auf die Frage nach dem Warum, gibt er nur die Antwort "Darum". Die Reaktion der Polizisten, Juristen und Journalisten, die mit dieser Angelegenheit betraut sind, ist unmissverständlich: sie glauben ihm nicht. Sie halten den geständigen Mörder Jan Haigerer vielmehr für ein Opfer, für jemanden, der unter Schock steht, der vielleicht versucht hat, sich selbst zu erschießen und dabei versehentlich einen Unbeteiligten getötet hat. Oder deckt er den wahren Mörder?
Prinzipiell ist die Reaktion der Menschen nachvollziehbar. Von einem Mörder erwartet man eine Bösartigkeit und Heimtücke, die Jan einfach nicht besitzt. Er ist freundlich und ruhig, er hat ein soziales Umfeld, das man als gutbürgerlich bezeichnen kann, und passt in dieses auch hervorragend hinein. Zudem strahlt er keinerlei Stärke oder Macht aus, vielmehr baut er körperlich rapide ab und weckt daher nur Mitleid, keine Angst oder Wut. Hinzukommt, dass der Gedanke, dass ein netter Ottonormalbürger dazu fähig sein soll, einfach so aus heiterem Himmel einen wahllos ausgewählten Menschen umzubringen, zu erschreckend ist, um ihn zu zulassen. Wie soll man dann noch ruhig schlafen? Oder sich auf die Straße trauen? Einen Mord ohne Motiv zu akzeptieren, würde bedeuten, den Gedanken zu zulassen, dass es jeden jederzeit treffen kann. Beim Einkaufen, auf der Straße, im Garten.
Trotz dieser grundsätzlichen Nachvollziehbarkeit des Verhaltens der Protagonisten um Jan herum, ist es Daniel Glattauer für meinen Geschmack nicht gelungen, das Geschehen richtig glaubwürdig zu vermitteln. So ist die Affäre zwischen Jan und der Untersuchungsrichterin Helena doch ziemlich aufgesetzt und unrealistisch. Dass eine Richterin so einfach bereit ist, ihre Karriere und ihre eigene Freiheit für einen geständigen Mörder, den sie fünf Minuten kennt, zu riskieren, ist doch ein bisschen dick aufgetragen. Die Tatsache, dass fast alle an dem Fall beteiligten Personen nicht glauben können oder wollen, dass der nette Jan grundlos einen wildfremden Menschen erschossen hat, ist das eine, aber dass sich eine Staatsbeamtin gleich in ihn verliebt und jeden Sinn für Recht und Ordnung über Bord wirft, erscheint kaum glaubwürdig, zumal Jan weder psychisch noch physisch in einer besonders attraktiven Verfassung ist.
Auch mit dem Stil, in dem der Roman geschrieben ist, wurde ich nicht wirklich warm. Im Grunde ist "Darum" ein einziger Selbstmonolog der Hauptperson Jan Haigerer. Es geht nur um seine Gedanken und Gefühle, die dabei wenig variieren. Er ist einfach nur unglücklich darüber, dass die Menschen ihn partout nicht für schuldig halten und verurteilen wollen. Obwohl dabei an manchen Stellen durchaus sehr unterhaltsame Ironie aufblitzt, ist es auch ein wenig eintönig.
Fazit
Die anspruchsvolle, interessante Grundidee wurde nicht so glaubwürdig und unterhaltsam umgesetzt, wie ich es mir gewünscht hätte.
Maret Hosemann - myFanbase
11.09.2009
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 01.03.2009Verlag: Goldmann
ISBN: 3442467616
Anzahl Seiten: 320
Genre: Krimi
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