Bewertung
Isomäki, Risto

Die Schmelze

Genau genommen war es seltsam, dass die Menschen wegen der Klimaerwärmung immer noch nicht wirklich besorgt waren.

Foto: Copyright: Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
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Inhalt

Auf einer Unterwassererkundung stellt Sergej überrascht fest, dass offenbar große Vorkommen von Methaneis geschmolzen sind, was ihn zwar beunruhigt, er aber noch in keinen Zusammenhang zu anderen Ereignissen bringen kann. Kurze Zeit später wird er zu einer Untersuchung nach Indien gerufen, wofür man sein U-Boot aufgrund der guten Steuereigenschaften gut gebrauchen könne. Dort begibt er sich mit Amrita auf eine Expedition und stellt fest, dass vor der indischen Küste große, weit entwickelte Städte lagen. Aus zunächst nicht erklärlichen Gründen finden sie an bestimmten Stellen zigtausende Knochen von Menschen, die aber keinerlei Hinweise auf einen Kriegsschauplatz geben. Während Amrita und Sergej langsam dahinter kommen, was passiert sein könnte, macht Susan Cheng auf Grönland im Inlandeis eine überraschende Entdeckung.

Kritik

Beim Stöbern durch den Büchermarkt ist mir der finnische Autor in die Hand gefallen, was in erster Linie an dem Titel und dem Klappentext lag, die doch ziemlich deutlich machten, dass hier die Umweltproblematik und mögliche Zukunftsszenarien an oberster Stelle stehen. Nachdem mich "Der Schwarm" von Frank Schätzing bis auf das Ende voll überzeugt hatte, hoffte ich nun auf ein ähnliches Lesevergnügen. Vielversprechend ging es im ersten Kapitel auch direkt los. Die Unterwasserexpedition war allein schon wegen der Vorstellung enorm gruselig, die Ungewissheit brachte Spannung und die Freude auf das Buch war nochmals gesteigert. Leider war es das dann aber auch erstmal.

Das Buch hat eine klare Struktur und bringt durch die drei Oberkapitel "Wasser und Sand", "Sand und Eis" sowie "Eis und Wasser" gelungen den Kreislauf und die mögliche Wiederholung bestimmter Naturereignisse zum Ausdruck. Auch widmet sich der selbsternannte Thriller viel den Expeditionen, den Diskussionen, verschiedenen Theorien und der Suche nach des Rätsels Lösung. Dabei verliert der Roman sich aber doch etwas in Details, die den Lesefluss stören. Das Tempo und die Dynamik fehlen. Hinzu kommt, dass die Hauptcharaktere kleine Romanzen entwickeln, die entweder zu viel Platz einnehmen oder viel zu wenig, je nachdem was man sich insgesamt beim Lesen erhofft. Diese Unausgewogenheit führt dazu, dass man die Lust etwas verliert und gerne etwas anderes macht. Ein Buch verschlingen ist also etwas ganz anderes.

Immerhin lohnt es sich trotzdem, dieses Buch nicht völlig zu verdammen, sondern sich auf durch langweiligere Phasen zu mühen, denn die ein oder andere Stelle verdient dann tatsächlich die Bezeichnung "spannend". Fast wie eine Belohnung fühlt sich dann das Ende des Romans an, welches kein simples Happy End darstellt. Eine Art Nachwort, welches Fiktion und Realität in der Handlung des Buches voneinander trennt, kann zudem dann wirklich zum Nachdenken anregen. Ob es deshalb gleich zur Pflichtlektüre für Parlamentarier und Vorstandsmitglieder der weltweiten Großunternehmen ernannt werden sollte, wie laut Buchrücken in einer Kritik gefordert wird, ist allerdings etwas zweifelhaft. Da reicht es auch, "Eine unbequeme Wahrheit" mit Al Gore zu schauen. Das geht schneller und ist beeindruckender.

Fazit

Nur an wenigen Stellen kann das Buch die Erwartungen erfüllen, was auch ein sehr gelungenes Ende nur sehr bedingt wettmachen kann. Zu zäh war der Rest des Romans, um wirkliches Lesevergnügen aufkommen zu lassen.

Emil Groth - myFanbase
22.09.2009

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