Bewertung
Spatz, Willibald

Alpendöner: Birnes erster Fall

Tatort Allgäu.

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Inhalt

Nach privaten Rückschlägen zieht Birne von München nach Kempten im Allgäu, um für einen kleinen Verlag zu arbeiten. Nur kurz nach seinem Eintreffen wird seine Nachbarin, die alte Frau Zulauf, ermordet aufgefunden. Schnell kann die Polizei einen Täter präsentieren: den türkischen Imbissbesitzer Kemal. Dessen Frau glaubt jedoch an die Unschuld ihres Mannes und an die Ausländerfeindlichkeit der deutschen Behörden. Sie bittet Birne um Hilfe, der so gegen seinen Willen in die Ermittlungen stolpert.

Kritik

Schwerfällig. Wenn ich es dabei bewenden lassen würde, "Alpendöner" von Willibald Spatz mit diesem einen Begriff zusammenzufassen, würde ich etwas leisten, was der Roman selbst nicht schafft. Ich würde schnell auf den Punkt kommen und die Zeit der Leser nicht vergeuden.

In "Alpendöner" wird der bayerischen Gemütlichkeit damit Ausdruck verliehen, dass die Männer allesamt arbeitsscheu sind und sich ständig betrinken. Die Arbeitszeit ist nur eine Phase des Tages, die sie mit gepflegtem Nichtstun totschlagen, bis sie wieder in die Kneipe können. Das gilt für den Hauptprotagonisten Birne nicht weniger. Dass er in den Kriminalfall stolpert, ist wörtlich zu nehmen. Er ermittelt nicht, er trinkt nur viel und trifft zufällig die richtigen und falschen Leute, so dass er am Ende irgendwie weiß, was geschehen ist. Von einer spannenden, temporeichen Kriminalhandlung kann wahrlich nicht die Rede sein.

Die Frauen sind zwar weniger lahmarschig als die Männer, trinken aber ebenso viel und sind überdies unzuverlässig und heimtückisch. Birne fällt trotzdem auf sie herein, was dem Leser nach einer Weile nur noch ein Augenrollen entlockt. Kein Charakter in diesem Buch eignet sich als Sympathieträger oder Identifikationsfigur.

Die Dialoge sind anstrengend, zumal sie sich sehr stark den regionalen Begebenheiten anpassen und mit Hochdeutsch nur noch entfernt verwandt sind. Das mag sehr authentisch sein, trägt aber dazu bei, dass sich "Alpendöner" nicht flüssig lesen lässt. Auch Humor blitzt nur selten auf. Der Roman verliert sich völlig in dem Versuch, eine Region auf möglichst kultige Weise darzustellen, und vergisst die Kriminalhandlung und das Bedürfnis der Leser nach Spannung, Tempo und Witz.

Fazit

Dieser Roman übertreibt es mit der bayerischen Gemütlichkeit und kommt viel zu schwerfällig daher.

Maret Hosemann - myFanbase
28.09.2009

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