Bewertung
Meltzer, Brad

Das Buch der Lügen

Kain tötet Abel. Über die Tatwaffe schweigt die Bibel.

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Inhalt

Nach 19 Jahren findet Cal Harper seinen Vater Lloyd wieder, als dieser mit einer Schusswunde im Bauch in einem Park liegt. Cal rettet ihn und erfährt von einer mysteriösen Fracht, die Lloyd transportieren soll und hinter der ein gefährlicher Killer her ist, der seine Opfer mit Schierlingsgift tötet. Cal versucht herauszufinden, in was sein Vater hineingeraten ist, und stößt auf das Geheimnis um den Mord an Mitchell Siegel, der 1932 erschossen wurde und dessen Sohn Jerry einige Jahre später den unverwundbaren Comichelden Superman erfand. Doch das Mysterium reicht noch weiter zurück, bis zum ersten Mord der Menschheitsgeschichte: Kain, der seinen Bruder Abel tötete.

Kritik

Beinahe jeder Mensch auf dieser Welt hat schon einmal von Superman gehört, dem fliegenden, stählernen Helden, dem menschliche Waffen nichts anhaben können, und der seit vielen Jahrzehnten in Comics, Filmen und Fernsehserien präsent ist. Doch kaum jemand kennt die Geschichte von Jerry Siegel, dem Mann, der Superman erfand und dessen Vater unter rätselhaften Umständen ums Leben kam. Der Autor Brad Meltzer, selbst erfahren auf dem Gebiet des Comicschreibens, vermischt Fakten mit Fiktion und strickt in seinem Roman eine okkulte Geschichte. Wer wäre jemals auf den Gedanken gekommen, den ur-amerikanischen Helden Superman mit Kain und Abel, den Söhnen von Adam und Eva, in Verbindung zu bringen? Was der Roman mit diesem außergewöhnlichen Ansatz verspricht, vermag er jedoch leider nicht zu halten.

Als Leser wartet man auf einen großen Knall, der leider ausbleibt. Es wird einiges aufgefahren – biblische Mythen, Comichelden, ungelöste Kriminalfälle, Okkultismus, Nazis (auch ein halbes Jahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch die perfekten Bösewichter aus Sicht der Amerikaner), doch köchelt diese Mischung eher lauwarm vor sich hin und lässt echte Würze vermissen. Der Hauptheld Cal Harper wirkt nie richtig in Gefahr und scheint nie wirklich an seine Grenzen getrieben zu werden. Die Suche nach der Wahrheit führt über wenige Stationen und wird an jedem der einzelnen Punkte gleich inszeniert: erst eine kleine Enttäuschung, dann doch noch ein Durchbruch. Alles geht letztlich viel zu einfach und erfordert weder physisch noch intellektuell echte Höchstleistungen von den Protagonisten. Es mangelt an Raffinesse.

Am Ende verstrickt sich das ganze Konstrukt in zu philosophischem Gedankengut, so dass die Auflösung letztlich sehr ernüchternd ist. Die große Wahrheit schmeckt nach viel Lärm um Nichts, und für die Guten löst sich alles in Wohlgefallen auf. Viele Probleme werden geklärt, ohne das der Leser einbezogen wird. Er wird vor vollendete Tatsachen gestellt.

Fazit

Brad Meltzer macht viel zu wenig aus seiner viel versprechenden Idee. "Das Buch der Lügen" täuscht jene Leser, die einen raffinierten, hochspannenden und bis zum Schluss geheimnisvollen Thriller erwarten.

Maret Hosemann - myFanbase
03.10.2009

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