Bewertung
Graham, Heather

Hastings House

Zwei Welten kollidieren miteinander. Geschichten über der Erde, Geschichten unter der Erde.

Foto:

Inhalt

Schon früher besaß die Archäologin Leslie McIntyre einen außergewöhnlichen Instinkt, doch seit sie nur knapp eine Explosion überlebt hat, bei der ihr Verlobter Matt getötet wurde, besitzt sie die Gabe, Geister zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren. Dies führt dazu, dass sie immer wieder lange verschollene Friedhöfe aufspürt. Als sie beruflich nach New York zurückkehrt, quartiert sie sich im historischen Hastings House ein, in dem sich ein Jahr zuvor die Explosion ereignet hatte. Sie hofft, dort Kontakt mit Matts Geist aufnehmen zu können. Stattdessen lernt sie den Privatdetektiv Joe, Matts Cousin, kennen. Joe sucht nach der Sozialarbeiterin Genevieve O'Brien, deren plötzliches Verschwinden mit einer mysteriösen Mordserie an Prostituierten, deren Leichen nie gefunden wurden, in Zusammenhang zu stehen scheint. Das Hastings House erweist sich als Dreh – und Angelpunkt auf der Suche nach Antworten über die Vergangenheit und die Gegenwart.

Kritik

In vielen Filmen und Büchern dient die US-Metropole New York als Handlungsschauplatz. So auch im Roman "Hastings House" von Heather Graham, in dem die Weltstadt jedoch durchaus anders als üblich abgebildet wird. Während der Detektiv Joe gegenwärtige Verbrechen in New York aufzuklären versucht, kommt die Archäologin Leslie einigen Sünden und Dramen aus der Vergangenheit der Stadt auf die Spur. Es wird hervorgehoben, dass New York eine Stadt des stetigen Wandels ist. Auf zerstörten Gebäuden und in Vergessenheit geratenen Gewölben wurden neue Bauwerke errichtet, zugleich wurden viele U-Bahntunnel aufgegeben und dafür neue geschaffen. So befindet sich unter dem gegenwärtigen, modernen New York sozusagen ein zweites New York aus vergessenen Tunneln, Höhlen und Gräbern.

Diesen interessanten Ansatz setzt Graham in ihrem Roman solide um. Leslie hilft einigen Geistern, endlich Ruhe zu finden, und Joe klärt die Mordserie an Prostituierten auf, wobei der Leser ein wenig miträtseln darf. Viel Action und Gewalt gibt es nicht, die Story entwickelt sich in gemäßigtem Tempo und in klarer, zurückhaltender Sprache ohne Übertreibungen oder blumige Ausführungen.

Erwartungsgemäß wird zwischen den Hauptfiguren Leslie und Joe eine Romanze angedeutet, bei der jedoch schon sehr früh kein Zweifel an der Stimmungslage gelassen wird, wie sie bis zum Schluss bleibt: beide fühlen sich zueinander hingezogen, doch Leslie liebt immer noch Matt und da Joe sie so sehr an ihren verstorbenen Verlobten erinnert, weiß sie nicht, ob sie ihn wirklich als eigenständige Person begehrt. Joe ist sich dessen bewusst und hält sich zurück. Dieser Sachverhalt wird mehrfach erklärt, fast ein wenig zu oft, und der Leser erwartet schon nach kurzer Zeit keine Weiterentwicklung mehr.

Es erscheint stellenweise auch ein wenig idealistisch und wirklichkeitsfremd, dass in diesem Roman die Medien so großes Interesse an den Entdeckungen der Archäologen zeigen. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass in New York die Entdeckung eines alten Friedhofs wirklich so einen großen Medienrummel hervorruft, wie es hier beschrieben wird. Persönlich wäre ich natürlich absolut dafür, dass die Presse öfter über geschichtliche Entdeckungen und dafür weniger über so genannte It-Girls mit dem IQ einer Karotte berichtet.

Fazit

"Hastings House" ist ein ordentlicher Mysterythriller über Vergangenheit und Gegenwart. Zuschauer von Serien wie "Ghost Whisperer" und "Medium" dürften sich durchaus angesprochen fühlen.

Maret Hosemann - myFanbase
13.11.2009

Diskussion zu diesem Buch