Bewertung
Donzowa, Darja

Bis dass dein Tod uns scheidet

Die neue Miss Marple aus Moskau.

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Inhalt

Als die Musikerin und Hobbydetektivin Tanja Romanowa auf der Beerdigung eines ermordeten Professors und Universitätsgründers spielt, stellt sie fest, dass sie den Toten schon einmal gesehen hat – ihr Pflegesohn Kira ist durch Zufall in den Besitz eines Umschlags gelangt, in dem sich Geld und Fotos des Professors befanden. Becky, die Tochter des Ermordeten, bittet Tanja, den Fall aufzuklären. Den Täter vermutet Becky in der eigenen Familie, war der Professor doch mehrfach verheiratet und hatte zahlreiche Geliebte. Neben den Ermittlungen muss sich Tanja auch noch mit zwei Verehrern herumschlagen und ihren chaotischen Haushalt mit Pflegekindern und Haustieren managen.

Kritik

Bei russischer Literatur denke ich zumeist eher an schwere Kost, an melancholische, tragische Geschichten. Dieses Vorurteil meinerseits weiß "Bis dass dein Tod uns scheidet", der vierte Band der Tanja Romanowa-Reihe von Darja Donzowa, durchaus zu widerlegen, dennoch wirkte der Roman auf mich über weite Strecken recht befremdlich und konnte mich selten begeistern.

Zunächst einmal bereiten dem westlich geprägten Leser allein schon die vielen Details in diesem Buch, wie russische Personen – und Städtenamen, russische Lebensmittelspezialitäten, russische Lieder und Prominente sowie die russische Währung Rubel und ihr Verhältnis zum US-Dollar, einige Probleme. Die Übersetzung ins Deutsche scheint an manchen Stellen auch einfach nicht so ganz gelungen. Dies merkt man auch einigen Satzkonstruktionen an, wie dem zuweilen abrupten Wechsel von wörtlicher zu indirekter Rede.

Viel mehr störten mich jedoch gewisse Handlungselemente. So wird der Zufall doch stark überstrapaziert, allein schon wie Tanjas Pflegesohn Kira in den Besitz des Umschlags gerät, ist sehr eigenwillig zurechtgebogen. Fast alle Ereignisse werden durch Zufälle wie vergessene Brieftaschen oder verspätete Züge in Gang gesetzt. Auch das ganze Drumherum wirkt zum Teil ziemlich aufgesetzt. So lernt Tanja, auch unter gütiger Mithilfe des Zufalls, zwei Männer kennen. Nachdem sie mit beiden etwa zwei Minuten gesprochen hat, will der eine sie gleich heiraten und der andere sie zum Fernsehstar machen, obwohl sie mit Schauspielerei gar nichts am Hut hat. Wie das Ganze ausgeht, weiß der Leser aber auch schon früh, denn Tanjas Auftraggeberin Becky ist passenderweise eine durchaus heiratswillige Schauspielerin. Für die Aufklärung des Mordfalls wird dem Täter am Ende noch ein besonderes Talent angedichtet, von dem vorher nie die Rede war, das aber alle offenen Fragen im Nu beseitigt.

Insgesamt wirkt die Handlung einfach zu zusammengebastelt und simpel. Auch vom Humor hatte ich mir mehr versprochen. Statt Wortwitz, schräge Charaktere oder originelle Ideen gibt es nur einige vermeintlich lustige Nebengeschichten, wie Tanjas Erlangung eines Führerscheins und ihre ersten Tage als Autofahrerin, die aber allenfalls ein müdes Schmunzeln entlocken.

Fazit

Von einer Krimikomödie, egal aus welchem Kulturkreis, erwarte ich einfach mehr, als hier geboten wird.

Maret Hosemann - myFanbase
23.11.2009

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