Bewertung
Lewis, Simon

Bad Traffic

"Dieser Mann kommt aus China finden seine Tochter. Sie hat Schwierigkeiten. Er spricht nicht Englisch."

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Inhalt

Nachdem er einen mysteriösen Hilferuf von seiner in England studierenden Tochter erhalten hat, bricht der chinesische Polizist Jian in das ihm fremde Land auf, um sie zu finden. Jian spricht kein Wort Englisch, kann die Schrift nicht lesen und ist auch sonst kaum mit der europäischen Kultur vertraut. Mit Hartnäckigkeit kämpft er sich durch englische Orte und gerät auf die Spur einer skrupellosen Schlepperbande, die illegal Chinesen ins Land schmuggelt und ausbeutet. Einer dieser eingeschmuggelten Arbeiter ist der junge Ding Ming. Unfreiwillig wird er zu Jians Kamerad im Kampf gegen die Schlepper.

Kritik

Der Autor Simon Lewis hat sich als zwischen England und Asien pendelnder Reiseschriftsteller viel Wissen erworben, das er in diesem Roman zur Schau stellt. Mit "Bad Traffic" ist ihm ein interessanter Thriller gelungen, der unter die Tragik und die Gewalt, die Jians und Ding Mings Weg durch England prägen, immer wieder intelligente Komik mischt. Die Eindrücke, die diese beiden aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammenden Chinesen von Europa gewinnen, ihre Gedanken zum Aussehen, Essen und Leben der Engländer, und natürlich die sprachlichen Probleme, besitzen einen hintergründigen Witz, der nie über die dramatische Seite hinwegtäuscht.

Jian ist in seinem Heimatland China ein erfolgreicher, wohlhabender, hochrangiger Polizist, der in der chinesischen Kulturrevolution als Anhänger des kommunistischen Führers Mao Zedong gekämpft hat. Als er in England nach seiner Tochter sucht, erlebt er die beunruhigende Erfahrung von Anonymität und Hilflosigkeit. Er kann sich nicht verständigen, kennt nichts und niemanden in dieser Umgebung und besitzt keinerlei Macht mehr. Nur durch entschlossene Gewaltbereitschaft kann er an sein Ziel kommen. Sein Kamerad wider Willen, Ding Ming, ist ein junger Bauer, der sich in der Hoffnung, Geld für seine Familie zu verdienen, nach England hat schmuggeln lassen. Von den Schleppern sind ihm falsche Informationen und Ängste eingeimpft worden, so dass er England als bedrohlichen Ort empfindet und in ständiger Furcht nicht weiß, wem er eigentlich vertrauen kann. Da er ein wenig Englisch spricht und die Schrift lesen kann, ist er für Jian von nutzen.

Der Roman vermittelt dem Leser einige Einsichten über China und über die Unterschiede zu Europa. Dabei stellt Simon Lewis keine der beiden Länder, China oder England, als besser dar. Es wird deutlich, dass der europäische Inselstaat auf Jian und Ding Ming fremd und daher auch bedrohlich wirkt, dies aber nicht bedeutet, dass England auch wirklich ein gefährlicher Ort ist. Die beiden Chinesen kommen mit wenigen Kenntnissen von weit her und unter nicht gerade idealen Umständen nach Europa. Verurteilt werden in erster Linie die Schlepper, die aus beiden Nationen stammen und von dem Leid anderer profitieren.

Fazit

Sicherlich ist "Bad Traffic" nicht der raffinierteste Thriller, den die Bücherwelt hergibt, doch die Odyssee von Jian und Ding Ming verliert nie an Reiz und macht den Roman von Simon Lewis zu einem interessanten und unterhaltsamen Stück Literatur.

Maret Hosemann - myFanbase
06.12.2009

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