Bewertung
Prokop, Gert

Detektiv Pinky

Pinky ist 12 Jahre und ein Waisenkind. Am liebsten sitzt er auf seinem Thron, der eigentlich eine kakelbunte Mülltonne ist und träumt seinen Lieblingstraum von einer Karriere als Detektiv...

Foto:

Inhalt

Pinky hat auch noch andere Träume, aber dieser ist sein schönster, so dass er sich sogar nach dem großen Detektiv Pinkerton benannt hat. Träume hat Pinky auch nötig, denn er lebt in Potters Kinderheim, den Pinky und seine Freunde Monster und Prinzessin zu Recht nur "Skunk" nennen. Eines Tages belauscht Pinky im Park ein geheimnisvolles Gespräch und seine Karriere als Detektiv findet ihren Anfang...

Kritik

Die ersten zwölf Jahre Leben verlaufen für Pinky nicht gerade erfolgreich: seine Eltern sterben früh und zudem auch arm, so dass auf den Tod seiner Eltern die Abschiebung in Potters Waisenhaus folgt, dass neben ihm nur noch ein weiteres Kind beherbergt: Monster, afroamerikanischer Herkunft und besessen von dem Gedanken an neue Eltern. Potter und seine Frau, von den beiden Kindern nur Skunk und Blindschleiche genannt, versuchen, aus ihren Schützlingen Profit zu schlagen - ein schwieriges wie armseliges Vorhaben. So suchen Monster und Pinky auf dem Dachboden und in ihren Träumen Zuflucht: Monster phantasiert von einer Familie und Pinky von einer Karriere als Detektiv. Und auf wunderbare Weise gehen beide Wünsche in Erfüllung. Dem Autor aber nun Realitätsferne zu unterstellen, ist verfrüht. Denn in Pinkys Abenteuern als Detektiv entpuppt sich die Welt der Erwachsenen als gefährlich, korrupt und von Geld bestimmt.

Nach einem eher zufälligen Karrierestart wird der zwölfjährige Detektiv von seinen reichen Klienten schnell als Geheimtip gehandelt, jedoch nicht aus Großzügigkeit, sondern, weil die heiklen und nicht selten illegalen Aufträge von einem nicht strafmündigen Kind, das zudem im Ernstfall vor Gericht keine Glaubwürdigkeit besitzt, am besten gehandhabt werden können. So geht Pinky schnell aus und ein bei den Reichen und Mächtigen dieser Stadt und lernt auch bald das A und O von Honorarverhandlungen: Nachdem er in seinem ersten Fall auf die Ehrlichkeit seines Klienten gesetzt hat, ist er nun auch in diesem Punkt schlauer und so bekommt der Zoo von Kittsburgh in regelmäßigen Abständen exotische Tiere gespendet.

Daneben wird jeder Leser Vergnügen an den ausgeklügelten Strategien finden, die Pinky zur Lösung der kniffligen Fälle einzusetzen gezwungen ist. Mit Monster und dem Neuankömmling des Waisenhauses, Prinzessin, gelingt ihm die Aufklärung jedes Verbrechens - vom Kidnapping bis zum organisierten Kaufhausdiebstahl. Prokop lässt die von den Erwachsenen unbeachteten Kinder über deren Welt triumphieren. Am Ende ist zwar nicht alles gut, aber doch manches besser: Monster bekommt tatsächlich eine Familie, der Zoo ist nun mit Tieren gefüllt, Pinky und Prinzessin, die im Kinderheim bleiben, haben dank einer gelungenen Strafaktion für die Potters nun wenigstens ihre Ruhe. Dass dieses Buch ein DDR-Kinderbuch ist, merkt man ihm nur wenig an, auch das war ein Grund für die kürzlich erschienene Neuauflage von "Detektiv Pinky".

Autor

Geboren und aufgewachsen in Richtenberg bei Stralsund, zieht es Gert Prokop schon 1950, mit 16 Jahren, nach Berlin. Nach zwei Semestern an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee wechselt er zum Journalismus und arbeitet für die "Neue Berliner Zeitung". Zwischen 1967 und 1970 ist er Filmdokumentarist bei der Gruppe "Heynowsky & Scheumann", anschließend freischaffender Schriftsteller. Neben seiner international erscheinenden Märchen und Kinderbüchern schrieb er Science Fiction- und Kriminalromane. Für seine Sciencefiction-Kurzgeschichte "Du zärtlicher, zitternder Vogel" erhielt er 1994 den Kurd-Lasswitz-Preis in der Kategorie Kurzgeschichte. Am 1. März 1994 stirbt Prokop durch die eigene Hand.

Ellen S. - myFanbase
17.10.2005

Diskussion zu diesem Buch