Bewertung
Sprang, Christian & Nöllke, Matthias

Aus die Maus. Ungewöhnliche Todesanzeigen

"Ein Gänseblümchen macht nun für immer bubu."

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Inhalt

In ihrem Buch "Aus die Maus. Ungewöhnliche Todesanzeigen" präsentieren und kommentieren die beiden Autoren Christian Sprang und Matthias Nöllke originale Todesanzeigen aus deutschen Zeitungen, die Sprang über die Jahre gesammelt hat oder die ihm zugetragen wurden. Die Anzeigen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus dem Rahmen fallen, dass sie ungewöhnlich, tragisch-komisch, besonders treffend oder lyrisch sind.

Kritik

Die einleitenden Worte von Christian Sprang, mit denen dieses Buch beginnt, sind der Irritation gewidmet, die viele Leuten befällt, wenn sie erfahren, dass jemand Todesanzeigen aus Zeitungen ausschneidet und sammelt. Ein solches Hobby erscheint auf den ersten Blick makaber und unheimlich. Oder würdet ihr euch sofort problemlos wohl fühlen, wenn ihr eine Wohnung betretet, in der kistenweise ausgeschnittene Todesanzeigen herumliegen?

Die Autoren dieses Buches betreiben das Sammeln und Studieren von Todesanzeigen aber natürlich nicht aus irgendeinem bizarren Wahn heraus, sondern um sich mit einem tabuisierten Stück Kultur auseinanderzusetzen - mit der Trauerkultur. Todesanzeigen sind mitunter kleine sprachliche Kunstwerke und sagen einiges über den Umgang der Menschen mit dem Tod, über gesellschaftliche Bräuche und über religiöse Vorstellungen aus. Viele Todesanzeigen rekapitulieren in wenigen Sätzen ganze Leben oder veranschaulichen Familienverhältnisse. Todesanzeigen können aber auch, wie alles auf der Welt, total schief gehen und durch Rechtschreibfehler und grammatische Schnitzer traurige Komik erlangen.

Von daher erweist sich "Aus die Maus. Ungewöhnliche Todesanzeigen" durchaus als interessantes Werk, das bei den einzelnen Lesern ganz unterschiedliche Empfindungen weckt. Einigen dürfte es, wie mir auch, schwer fallen, nicht nachdenklich und ein bisschen melancholisch zu werden. Man beginnt so ein wenig, gedanklich seine eigene Todesanzeige zu gestalten und sein bisheriges Leben zu rekapitulieren.

Nicht jede der in diesem Buch abgedruckten Todesanzeigen empfand ich als so bemerkenswert, wie die beiden Autoren sie sehen, und ich konnte nicht allen Kommentaren zustimmen, aber sich seine eigene Meinung zu bilden ist im Leben ja erlaubt.

Fazit

"Aus die Maus. Ungewöhnliche Todesanzeigen" widmet sich einem Tabuthema und macht durchaus Eindruck.

Maret Hosemann - myFanbase
04.01.2010

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