Bewertung
Murakami, Haruki

Gefährliche Geliebte

Zum Thema Haruki Murakami schwimmen einem fast ausnahmslos Wörter wie Sex, Leidenschaft, Erotik... halt so etwas entgegen...

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Allen voran proklamiert von Herrn Reich-Ranicki persönlich. Ab dem Punkt hätte man eigentlich schon misstrauisch werden sollen, denn alle literarischen Kompetenzen seinerseits in Ehren, aber wenn dieses Buch für ihn die sexuelle Offenbarung ist, dann tut mir der Mann gemäßigt leid.

Das Buch an sich ist eigentlich sehr interessant, man sollte nur Abstand davon nehmen es in sexueller Hinsicht so zu betonen. Es zeigt vielmehr eine interessante psychologische Studie der Lebensgeschichte eines mehr oder minder durchschnittlichen Mannes namens Hajime, der trotz allen Erfolges und familiären Glücks, dass er nach einer langen Phase von Lethargie und Einsamkeit erlangt, eine innere Unruhe verspürt.

Diese Unruhe wird von einer Sehnsucht zu einer Frau namens Shimamoto erzeugt, die er bereits seit seiner Kindheit kennt und wieder aus den Augen verloren hat.

Den Protagonisten Hajime und seine Geliebte Shimamoto verbindet eine Beziehung, die sich nicht mit Liebe trivialisieren lässt. Sie definiert sich vielmehr über eine interessante Symbiose von 2 Menschen, die trotz aller körperlichen und räumlichen und zeitlichen Distanz, einander nicht vergessen konnten und durch ihre Trennung mit einer immer präsenten inneren Leere leben müssen.

Haruki Murakami kann in seinem Buch sehr glaubwürdig schildern, dass Menschen keinen homogenen Charakter haben, sondern sich in einem Raum, der von absolutem Egoismus bis hin zu absoluter Liebe und Treue reicht, frei hin-und-herbewegen. Meistens sogar ohne direkte Intention, sondern einfach aus der Situation oder Gefühl heraus.

Hajime ist als Mensch sowohl zur absoluten Loyalität gegenüber seinen Mitmenschen als auch zu schwerstem Vertrauensbruch fähig, der ganze Existenzen in den Abgrund stürzt. Dadurch wird eine Beziehung zu der Hauptfigur erzeugt, die weder von Sympathie noch Antipathie geprägt ist. Es entsteht dennoch eine interessante Spannung mit der man die Entwicklung von Hajime und Shimamoto verfolgt und die auch bis zum Ende des Buches erhalten bleibt.

Abschließend bemerkt, solltet ihr euch nicht all zu sehr auf tolle Sexszenen, die in dem Buch sowieso relativ spärlich sind, freuen.

Ansonsten viel Spaß beim Lesen!

Marcella Vurro - myFanbase
22.10.2005

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