Bewertung
Anonymus

Das Buch ohne Namen

Jeder, der dieses Buch liest, stirbt. Doch nur wer es liest, weiß, warum...

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Inhalt

An keinem anderen Ort der zivilisierten Welt sterben und verschwinden so viele Menschen wie in Santa Mondega, einem Kaff irgendwo in den USA. Und nirgendwo auf der Welt gibt es so oft eine Sonnenfinsternis, die in Santa Mondega wahrhaftig alle fünf Jahre auftritt. Während der letzten Sonnenfinsternis richtete ein geheimnisvoller Serienmörder, der von allen nur "Bourbon Kid" genannt wird, da ihn dieses alkoholische Getränk rasend macht, ein grauenvolles Massaker an.

Nun, kurz vor der nächsten Sonnenfinsternis, deutet alles darauf hin, dass sich der Schrecken wiederholen wird: zwei Mönche kommen in die Stadt, um nach dem mystischen "Auge des Mondes" zu suchen, ein gnadenloser Kopfgeldjäger hofft, dass große Geschäft zu machen, ein auf übersinnliche Ereignisse spezialisierter Polizist wird nach Santa Mondega versetzt, ein junges Pärchen stolpert in eine blutige Geschichte und eine Frau, die das letzte Massaker wie durch ein Wunder überlebt hat, erwacht plötzlich aus dem Koma. Und dann ist da noch das Buch ohne Namen, das allen Menschen, die es lesen, den Tod bringt.

Kritik

Natürlich weckt die Aufmachung dieses Romans sofort große Neugierde. Kein Titel, kein Autor, kein eindeutiger Einband und auch kein aussagekräftiger Klappentext. Man weiß also nicht so recht, was einen erwartet, wenn man das "Buch ohne Namen" zur Hand nimmt. Nun, ich weiß es jetzt, und werde es einfach mal verraten.

Der Roman führt uns in die Stadt Santa Mondega, die man als eine Mischung aus Deadwood und Sunnydale bezeichnen könnte. Auf der einen Seite hat dieses Kaff, dessen Standort geographisch nicht näher bestimmt wird, die bleihaltige Aura des Wilden Westens. In Santa Mondega trägt jeder eine Waffe und benutzt sie auch. Ständig. Die Männer strotzen nur so vor Testosteron und lieben es, sich zu prügeln und sich gegenseitig über den Haufen zu schießen. Einer der wichtigsten Handlungsorte ist, dem Wild-West-Klischee entsprechend, ein Saloon, in dem das Rauchen nicht nur erlaubt, sondern vorgeschrieben ist, und Fremde von Glück sagen können, wenn sie es schaffen, dass Etablissement wieder lebend zu verlassen. Die Handlung ist aber eindeutig im 21. Jahrhundert angesiedelt, so dass nicht Pferde, sondern gelbe Cadillacs und aufgemotzte Motorräder das Straßenbild zieren. Die Protagonisten sprechen gerne über Hollywoodfilme und kostümieren sich wie ihre Idole, bzw versuchen diese nachzuahmen.

Darüber hinaus wird kein Zweifel daran gelassen, dass es in Santa Mondega nicht mit rechten Dingen zugeht und unter jedem Gullydeckel der Höllenschlund lauern könnte. Einen rettenden Helden, sei es nun ein mutiger Sheriff oder ein Kämpfer gegen das Übersinnliche, sucht man allerdings weit und breit vergeblich. Es gibt zwar den Sonderermittler, der nach Santa Mondega kommt, doch kann dieser nur recherchieren, nichts bewirken. Er sucht nach Antworten, die ohnehin keine Leben retten.

Versucht man den Stil dieses Romans zusammenzufassen, kommt man unweigerlich auf den Namen Quentin Tarantino. Das "Buch ohne Namen" weist viele der Elemente auf, die der Oscarpreisträger in seinen Filmen zu verwenden pflegt. Dazu zählen die exzessive Gewalt, die schrägen Charaktere und die Anspielungen auf andere Genres, insbesondere auf Western.

"Das Buch ohne Namen" ist ein trashiges Werk und weiß als solches zu unterhalten, doch als klassischen Pageturner würde ich den Roman nicht bezeichnen. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen wäre da die Vielzahl an Charakteren, die zahlreichen Killer, Cops, Barbesitzer, Wahrsager und Hotelangestellten. Da die Perspektive ständig wechselt und auf Äußerlichkeiten mehr wert gelegt wird als auf das Innenleben, fiebert man als Leser mit keiner Figur so richtig mit. Überdies ist die Handlung an sich zwar nicht vorhersehbar, da man zunächst nicht weiß, was es mit dem "Auge des Mondes", dem todbringenden Buch, der Sonnenfinsternis und dem "Bourbon Kid" auf sich hat, doch das grundsätzliche Schema, nach dem es für die meisten Figuren abläuft, lässt sich schnell durchschauen.

Fazit

"Das Buch ohne Namen" bietet Trash im Tarantino-Stil, ohne komplett fesselnd zu sein.

Zur Rezension von Band 2 "Das Buch ohne Staben"

Zur Rezension von Band 3 "Das Buch ohne Gnade"

Maret Hosemann - myFanbase
30.03.2010

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