Kuhdoo
Da fliegt die Kuh.
Inhalt
Seit 20 Jahren hat der arbeitslose Schauspieler Paul Plotek keinen Fuss mehr in seinen ostschwäbischen Heimatort Lauterbach gesetzt. Nun aber gibt es für ihn gute Gründe, in das Provinzkaff zurückzukehren: sein Vater ist gestorben und hat ihm womöglich ein beachtliches Erbe hinterlassen. Als sich jedoch durch ein Missgeschick Ploteks herausstellt, dass der Vater ermordet wurde, nimmt die Sache eine vollkommen unerwartete Wendung. Plötzlich häufen sich in Lauterbach die Leichen, die Polizei tappt im Dunkeln und Plotek hat als potentieller Landerbe mehr "Freunde", als er vertragen kann. Um schnellstmöglich aus dem Ort verschwinden zu können, sieht sich Plotek gemeinsam mit dem verkrüppelten Außenseiter Vinzi die Hintergründe genauer an.
Kritik
Bei "Kuhdoo", was übrigens [Ku:Du] ausgesprochen wird und ein aus den Wörtern Kuh und Voodoo zusammengesetzter Begriff ist, handelt es sich um das fünfte Abenteuer des Charakters Paul Plotek. Dies kann ich ganz wertfrei dem Titelblatt des Buches entnehmen, denn gelesen habe ich die ersten vier Bände nicht. Das ist aber auch nicht zwingend notwendig, um den fünften Teil zu verstehen.
Der Wahl-Münchner Paul Plotek ist ein Held, wie man ihn sich angesichts einer schweren Krise oder eines gravierenden Problems so überhaupt nicht wünscht. Selbst wenn nur eine Glühbirne auszuwechseln oder ein Fahrradreifen aufzupumpen wäre, würde Plotek zu den letzten Menschen zählen, an die man sich wendet. Paul Plotek ist das Gegenteil eines Tatmenschen. Die meiste Zeit seines Lebens verbringt er damit, in seiner Stammkneipe schweigend vor einem Glas Bier zu sitzen und seinen melancholischen Gedanken nachzuhängen. Auf Fragen seiner Mitmenschen antwortet er in der Regel nur mit einem alles und nichts meinenden "Hmm".
Wie kann diese Lethargie in Person einen ganzen Roman, oder genauer gesagt eine ganze Romanserie tragen? Als Leser haben wir den Vorteil, dass wir nicht nur auf das angewiesen sind, was Plotek sagt, sondern auch seine Gedanken und Eindrücke erfahren. Diese sind durch messerscharfen Zynismus geprägt. Plotek rechnet gedanklich mit dem ab, was um ihn herum passiert, während seine Mitmenschen kaum einen Satz aus ihm herausbekommen und im Gegensatz zu uns keine Ahnung haben, was in ihm vorgeht.
Der einzige Mensch, der im ostschwäbischen Lauterbach auf Ploteks Wellenlänge liegt, ist Vinzi, der, wie Plotek auch, als junger Mann den Ort verlassen hatte und ein wildes Leben führte, welches ihm letztlich seine Beine kostete. Für die meisten anderen Einwohner des Ortes sind Plotek und Vinzi zwei verlotterte, zwielichtige Außenseiter, denen man bestenfalls nicht trauen kann und vor denen man schlimmstenfalls Angst haben muss. Einige Lauterbacher sehen sich freilich gezwungen, Plotek Honig ums Maul zu schmieren, da sie es auf den Besitz seines Vaters abgesehen haben.
Wie der Titel schon erahnen lässt, weist der Roman einige schräge Elemente auf und spielt mit der Vorstellung von seltsamen Kleinstädten und ihren abergläubischen Traditionen. Lauterbach ist ein richtiger kleiner Sündenpfuhl mit vielen blutigen Kratzern unter dem heuchlerisch glänzenden Lack. Dementsprechend zieht sich ein bestimmtes Stilmittel durch den ganzen Roman. Wenn etwas gesagt wird, folgt oft ein Einschub, der lakonisch darüber Aufschluss gibt, welche Gefühle und Intentionen im Klang des Gesagten mitschwingen. So wie wenn man auf derart genervte Weise "Ich komme ja gleich!" ruft, dass es eher wie "Lass mich endlich in Ruhe, du alte Spinatwachtel!" klingt.
Fazit
"Kuhdoo" ist ein Roman, der gar nicht erst die Sympathie der Zuschauer erringen will, sondern ihnen eine zynische, entlarvende Geschichte erzählt.
Maret Hosemann - myFanbase
03.06.2010
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 06.04.2010Verlag: Heyne Verlag
ISBN: 3453407113
Anzahl Seiten: 416
Genre: Krimi
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