Schmutzengel
Wo wird man dienstagsabends gegen neunzehn Uhr in Düsseldorf eine Leiche los?
Inhalt
Nachdem sie an einem einzigen Tag ihren Job, ihren Freund und ihre Wohnung verloren hat, sieht die Zukunft für die gelernte Werbekauffrau Corinna mehr als düster aus. Durch Zufall kommt ihr jedoch die Idee, sich selbstständig zu machen und ein kleines Unternehmen zu gründen, das in Düsseldorf für alleinstehende Karrieremänner den Haushalt managt. Gerade, als die Geschäfte anfangen zu laufen, findet Corinna im Haus eines Kunden eine Leiche. Aus Angst um den Ruf ihres Unternehmens packt Corinna den leblosen Körper in ihren Kofferraum und düst davon. Doch wo soll sie die Leiche abladen und wann soll sie dies tun, jetzt, da sie eine vielbeschäftigte Geschäftsfrau ist?
Kritik
Mit ihren "Kühlfach"-Romanen rund um den frechen Geist Pascha hat die aus dem Raum Düsseldorf stammende Autorin Jutta Profijt bereits bewiesen, dass sie ein Gespür für charmant-witzige Unterhaltung hat. In ihrer Krimikomödie "Schmutzengel" gibt es diesmal zwar keine vorlauten Geister, dafür aber eine nicht minder lästige Leiche.
Während sie noch mitten im Schlamassel steckt, schreibt die Hauptprotagonistin Corinna im ersten Teil des Romans das bisher Erlebte für uns nieder; im zweiten Abschnitt werden die weiteren Ereignisse erzählt. Dafür, dass sie gerne betont, dass sie als Werbekauffrau nur den organisatorischen Papierkram erledigt hat, für den die Mitarbeiter der Kreativabteilung ihre Köpfe grundsätzlich zu hoch in den Wolken haben, besitzt Corinnas Niederschrift sehr viel Witz und Schwung. Im Vergleich zu ihrer neuen besten Freundin, der ausgeflippten, verrückt frisierten Dauer-Praktikantin Tabea "Troll" Trollinger, wirkt Corinna aber tatsächlich eher bieder - allerdings gilt dies für etwa 90% der Menschheit. Corinna mangelt es vor allem an Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen. Sie lässt sich sehr leicht einwickeln und nimmt lieber Befehle an, als selbst die Kommandos zu geben. Wenn so ein Mensch dann plötzlich eine Leiche im Kofferraum hat und ganz alleine eine Lösung für dieses Problem finden muss, wird es heikel.
Die gesamte Situation steckt voller Ironie. Viele Menschen schaffen es tagelang nicht, ihren Dreck wegzuräumen, und bauen lieber einen schwankenden Turm aus schmutzigem Geschirr, statt sich endlich zum Abwasch durchzuringen. Corinna gründet nun also ein Unternehmen, das für einkommensstarke aber im Haushalt faule Männer sauber macht - und steht am Ende mit einer Leiche da, die sie nicht schafft zu entsorgen, weil ihr die Arbeit dauernd in die Quere kommt. Gleichzeitig persifliert "Schmutzengel" so auch das Konzept der Unternehmensgründung an sich. Corinna wird zur Arbeitgeberin, obwohl sie dazu von Natur aus ziemlich ungeeignet ist, und stolpert unter vielen kuriosen Umständen die Erfolgsleiter hinauf.
Freilich sind einige der Nebenfiguren so klischeehaft geraten, dass die Leser sofort mit zahlreichen Erinnerungen an ähnliche Charaktere aus diversen Serien, Filmen und Romanen überflutet werden. Zu diesen Stereotypen zählen unter anderem Corinnas pingelige Mutter, mehrere unfreundliche Beamtinnen und ein divenhafter Life-Coach. Das schmälert den Unterhaltungswert aber kaum.
Fazit
"Schmutzengel" ist ein kurzweiliger Roman, der vielleicht keine bleibenden Eindrücke hinterlässt, aber amüsant zu lesen ist. Das Buchcover könnte vielleicht zu Missverständnissen führen - "Schmutzengel" ist absolut unblutig.
Maret Hosemann - myFanbase
15.07.2010
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 01.05.2010Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 3423212063
Anzahl Seiten: 288
Genre: Roman
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