Bewertung
Flinn, Alex

Beastly

"Ich bin ein Monster. Du glaubst wohl, ich erzähle Märchen? Falsch."

Foto: Copyright: Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
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Inhalt

Kyle Kingsbury ist reich, selbstverliebt und verdammt gutaussehend. Wirft er nicht gerade das Geld seines berühmten Daddys zum Fenster raus, widmet er seine kostbare Zeit den weniger betuchten sowie "hässlichen" Mitschülern der Tuttle High, indem er sie zum Gespött der ganzen Schule macht. Doch, wie es das Schicksal so will, erlaubt er sich einen Scherz zu viel und bekommt prompt die Quittung dafür serviert.

Der Name seines personifizierten Alptraums lautet Kendra, ist sein letztes Opfer ... und eine Hexe. Ein paar böse Worte, ein Fluch und schon wird aus Kyle eine haarige Bestie mit langen Klauen – ein Abbild seines hässlichen Ichs. Zu seinem "Glück" ist Kendra nicht nachtragend und gewährt ihm eine faire Chance zur Rehabilitation: findet Kyle innerhalb von zwei Jahren die wahre Liebe und besiegelt diese mit einem Kuss, so wird der Zauber gebrochen, wenn nicht ... Pech gehabt.

Kritik

Gab es das nicht schon mal? Fragt man sich, wenn man die Inhaltsangabe des Buches liest und kurz grübelt. Richtig! Es ist kein Zufall, dass der Plot stark an das alte französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" ("La Belle et la Bête") erinnert, das unter anderem von Disney erfolgreich verfilmt wurde. Denn um genau das gleiche Prinzip geht es in der modernen Version "Beastly", kreiert von der amerikanischen Jugendbuchautorin Alex Flinn – nur eben anders.

Die Story spielt im New York der heutigen Zeit und kommt mit viel Witz und Charme daher, erzählt aus der Sicht des Biestes selbst – sehr erfrischend und unterhaltsam. Es ist schon ein riesen Spaß zu lesen, wie herablassend Kyle anfangs über seine Mitmenschen denkt, sich selbst hingegen für den Allergrößten hält. Genauso lässt es sich aber mitfiebern, wenn das einsame Biest des Nachts durch verlassene Straßen streift und seine große Liebe sucht. Denn nach und nach entwickelt Kyle sich vom gefühlskalten Snob zum einfühlsamen Teenager, der neue Leidenschaften für sich entdeckt (passt gut zum hübschen Cover mit der weißen Rose) und einsieht, dass gutes Aussehen sowie Partys mit oberflächlichen High-Society-Freunden nicht alles sind, was das Leben zu bieten hat. Wenn auch nicht ganz freiwillig und auf die harte Tour. Interessant dabei ist besonders der Aspekt, dass es keinen wirklichen Bösewicht gibt, sondern der Hauptprotagonist sein eigener Feind ist, den es zu bekämpfen gilt.

Schnell zeigt sich, wie Kyle so emotionslos geworden ist. Lebten seine eigenen Eltern ihm doch diesen verschwenderischen Lebenswandel vor und interessierten sich stets nur für sich selbst. Ganz getreu dem Motto: Jeder ist sich selbst der Nächste. Doch während seine Mutter irgendwo mit ihrem Liebhaber in der Sonne schmort und sein Vater nur für seine Arbeit lebt, nutzt Kyle seine Chance, um ein besserer Mensch zu werden. Unterstützung findet er unverhofft bei seinem Privatlehrer Will, der blind und somit unvoreingenommen ist, und seiner Haushälterin Magda, die das Herz am rechten Fleck trägt. Beides sehr sympathische Charaktere, die im Laufe der Geschichte immer wichtiger für das Biest werden und auch ein wenig Schwung in die Sache bringen.

Und wer hätte das Gedacht? Sogar Kendra bietet ihre Hilfe an und tritt dank eines magischen Gegenstands, den sie Kyle hinterlassen hat, ein ums andere Mal in Erscheinung. Man fragt sich natürlich warum. Wobei man kein Genie sein muss, um hinter des Rätsels Lösung zu kommen. Was bei der ohnehin schon berechenbaren Story wirklich Schade ist.

Fehlt nur noch die "Schöne", die das passende Gegenstück zum Biest bildet und den Fluch brechen soll – Lindy. Anders als erwartet ist sie keine typische Schönheit, auf die Kyle früher abgefahren wäre, sondern ein unscheinbares Mädchen mit Durchsetzungsvermögen und keiner einfachen Vergangenheit. Auch ihr Charakter weist einige Parallelen zur Disney-Version (Belle) auf. So liest Lindy z. B. haufenweise Bücher, möchte etwas besseres aus ihrem Leben machen und tut alles für ihren Vater. Obwohl Letzerer ein Drogenjunkie ist, der seine eigene Tochter für seine Sünden büßen lässt.

Fazit

"Beastly" ist eine echte Überraschung. Die Story ist zwar zum größten Teil vorhersehbar und das Happy End in vielerlei Hinsicht zum Greifen nahe, trotzdem habe ich die Seiten binnen weniger Stunden förmlich verschlungen und mich köstlich amüsiert. Es ist eben eine leichte Lektüre, bei der es sich gut abschalten lässt – flüssig und humorvoll geschrieben, mit liebenswerten Charakteren (naja, außer wenigen Ausnahmen) und einer Botschaft, die dieses Buch ganz bewusst vermittelt: wahre Schönheit kommt von innen. Etwas, dass in unserer heutigen Gesellschaft, in der sich alles nur noch um Perfektionismus und Schönheitswahn zu drehen scheint, oftmals übersehen wird.

Kurzum: Wunderschöne Liebesgeschichte mit kleinen Schwächen.

Doreen B. - myFanbase
06.08.2010

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