Bewertung
von Wolff, Steffi

Saugfest

"So eine wie mich, die vergisst man nicht".

Foto: Copyright: S. Fischer Verlag GmbH
© S. Fischer Verlag GmbH

Inhalt

Helene ist 29, Taxifahrerin und chronisch schlecht gelaunt. Sie hasst alles und jeden, woran natürlich alle anderen Schuld sind. Als sich aus unerklärlichen Gründen plötzlich ein ängstlicher Wolf bei ihr einnistet, ist Helene mehr genervt als beunruhigt. In der Nacht wird sie dann zu einem abgelegenen Ort gerufen, um Fahrgäste einzusammeln, und findet sich plötzlich in einem düsteren Kellergewölbe inmitten von seltsamen Gestalten wieder, die sich ihr als Jahrhunderte alte Vampire zu erkennen geben.

Obwohl Helene nicht glaubt, es mit unsterblichen Blutsaugern zu tun zu haben, ist sie von den schrägen Figuren doch fasziniert, besonders von dem Anführer Hubertus. Als dieser ihr auch noch die Möglichkeit gibt, sich an zehn Personen ihrer Wahl zu rächen, ist sie Feuer und Flamme.

Kritik

Der anhaltende Vampirboom ist auch der erfahrenen Comedyautorin Steffi von Wolff nicht entgangen, die das Blutsaugergenre mit "Saugfest" nun um eine freche Satire erweitert.

Im Zentrum des Geschehens steht eine Frau, bei der selbst Dracula ein leichtes Frösteln bekommen würde: Helene Mesmer. Die Taxifahrerin aus Hamburg ist die personifizierte schlechte Laune und ein Alptraum für jeden, der mit ihr zu tun hat. Sie verhält sich ihren Mitmenschen gegenüber feindselig und ablehnend, sucht aber nie die Schuld bei sich, sondern fühlt sich von aller Welt ungerecht behandelt. Freude, Glück und Spass sind für sie nur sinnentleerte Begriffe aus dem Wörterbuch. Da sie das Leben als eine Anhäufung von Dingen und Personen betrachtet, die sie nicht ausstehen kann, spielt sie gerne mal mit dem Gedanken, geradewegs in ein Stauende zu rasen oder sich auf andere Weise in den Tod zu stürzen. Kurzum: Helene ist die weibliche Antwort auf Al Bundy.

So eine Protagonistin wie Helene soll nicht die Sympathien der Leser erobern, sondern in erster Linie unterhaltsam sein und die bitteren Seiten ansprechen, die in uns schlummern, denn so gut wie jeder Mensch hat mal schlechte Laune, ist genervt und lässt seinen Frust an anderen aus, nur eben nicht permanent. Helene trifft den Geschmack all jener Leser, die schwarzen Humor mögen, wenngleich ihre sarkastischen Gedankenmonologe gelegentlich etwas lang ausfallen.

Die Vampire, in deren Mitte Helene stolpert, sind weltfremde, neurotische Wesen, die mit einer besonders seltsamen Therapiegruppe zu vergleichen sind und die Taxifahrerin zwingen, sich mit ihrer eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Von einer ereignisreichen Handlung kann dabei keine Rede sein, denn die meiste Zeit verbringt Helene, von kuriosen Beifahrern und Gästen begleitet, in ihrem Taxi auf der Suche nach bestimmten Orten oder Personen. Sie glaubt nicht, dass ihre neuen Freunde wirklich Vampire sind und empfindet daher keine Angst, auch wenn sie sich viele Dinge nicht erklären kann. Im Vordergrund dieses Romans steht eindeutig der bissige Humor und nicht etwa Fantasy-Action mit Vampirbissen.

Fazit

"Saugfest" ist ein größtenteils gelungener Comedyroman über eine Anti-Heldin, die auf Vampire trifft, und sollte nicht mit spannender Fantasy-Leküre verwechselt werden.

Maret Hosemann - myFanbase
10.08.2010

Diskussion zu diesem Buch