Bewertung
Mayo, Stephfordy

Biss zum Abwinken

"Hella, du kannst nicht mal über den Flur gehen, ohne von einem Riesenschwanz aus Gummi fast zerquetscht zu werden."

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Inhalt

Die siebzehnjährige Hella Wahn verlässt Sunnytown, um bei ihrem Vater im nebligen, verregneten Spachtel zu leben. In ihrer neuen Heimat dreht sich bald erwartungsgemäß alles um Hella, die aber nur Augen für ihren seltsamen Mitschüler Teddy hat, bei dem es sich ganz offensichtlich um einen Vampir handelt. Die Zweisamkeit der beiden Turteltauben wird jedoch empfindlich gestört, unter anderem von - ratet doch mal! - Werwölfen.

Kritik

"Biss zum Abwinken" ist nicht die Art von Parodie, die ich vorher erwartet hatte. Die Autorin Stephfordy Mayo - ich lüfte an dieser Stelle einfach mal das schockierende Geheimnis, dass es sich bei diesem Namen um ein Pseudonym handelt - nimmt nicht nur die Handlung der so erfolgreichen "Twilight"-Reihe von Stephenie Meyer auf die Schippe, sondern die Existenz dieser Bücher und Filme, die Art, wie sie geschrieben sind und welche Effekte sie erzielen (wollen), an sich. "Biss zum Abwinken" ist somit sehr stark durch selbstreflektierenden Humor geprägt, der immer wieder auf das eigene Medium Literatur verweist.

Die Charaktere in Stephfordy Mayos Vampirkomödie nehmen sich selbst als Romanfiguren wahr. Hella besucht eine Schule für fiktive Charaktere, um zu lernen, wie man die perfekte Romanheldin wird. Bisher war sie eine Kinderbuchfigur und will nun die Rolle der interessanten, faszinierenden Teenager-Außenseiterin einnehmen. Hella ist davon überzeugt, vor unverstandener Brillanz und Gutherzigkeit nur so zu strotzen. Sie erwähnt in ihren Gedanken und Dialogen auch immer wieder die Autorin Stephfordy Mayo und deren erzählerische Schwächen.

Viele der Stilmittel und Klischees, aus denen die "Twilight"-Reihe sowie andere, ähnliche Erfolgsformate bestehen, werden explizit benannt. So widmet sich der Lehrer des Fachs "Geschichten erzählen: Genre-Übungen 101" der Frage, ob man Romantik und Horror mischen kann und wie dies auszusehen hat. Weiterhin haben die meisten Schüler keine Namen, weil sie nur Statisten sind, die Nebenfiguren nehmen sofort ihren Platz an Hellas Seite ein und rebellische Teenager werden von der Direktorin in die Schule gezerrt, um gefälligst ein bisschen Sozialdrama hineinzubringen. Letztlich begreift Hella auch noch, dass für Liebeskonstellationen in diversen Romanen und Filmen ständig bei "Romeo & Julia" geklaut wird.

Nachdem ich die erste Überraschung, dass es sich bei "Biss zum Abwinken" um eine selbstreflektierende Parodie handelt, überwunden hatte und den einen oder anderen Gag mit einem Schmunzeln quittieren konnte, verlor ich doch leider recht bald das Interesse. Das Prinzip der Selbstreflektion nutzt sich hier wirklich ausgesprochen schnell ab. Schon nach kurzer Zeit nervt es einfach, dass praktisch in jedem zweiten Satz darauf hingewiesen wird, dass wir uns in einem fiktiven, von einer Person namens Stephfordy Mayo geschriebenen Roman befinden. Wenn man eine Vampirparodie liest, will man eigentlich nicht fortwährend daran erinnert werden, dass man gerade eine Vampirparodie liest, sondern würde sich auch einfach mal gerne in einer witzigen Handlung verlieren. Doch das geht hier nicht. Dass bei diesem Aufbau keine Spannung aufkommt und man als Leser für die Charaktere, die ja selbst herausstellen, dass sie künstlich, lächerlich und klischeehaft sind, keine Gefühle entwickelt, versteht sich fast von selbst.

Stephfordy Mayo deckt zweifellos viele Klischees, Albernheiten und Ungereimtheiten in den "Twilight"-Büchern und ähnlichen Werken auf, nur macht es keinen echten Spass, dies so dick aufs Brot geschmiert zu bekommen und ohne Abwechslung und Atmosphäre genießen zu müssen.

Fazit

Über Humor lässt sich bekanntlich streiten. "Biss zum Abwinken" klingt in der Theorie gut, ist aber in der Praxis eher langweilig.

Maret Hosemann - myFanbase
03.11.2010

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