Die Entdeckung des Himmels
Ein "Totalroman", eine in dieses umtriebige und abgründige Jahrhundert ausschwärmende Geschichte, über eine ungewöhnliche Freundschaft, eine Liebe, die aufmüpfigen 60er, die pragmatischen 70er und die windigen 80er Jahre und den langen Nachhall der Kriegs- und Nachkriegszeit...
Inhalt
... über ein ungewöhnliches Kind, das einen noch ungewöhnlicheren Auftrag hat; einen Astronomen und Don Juan, der nie zur Ruhe kommt und ein Sprachgenie, das in der Politik Karriere macht"
Dies ist ein Zitat aus dem Klappentext des Buches und beschreibt - wenn auch etwas umständlich - den kompletten Inhalt des Buches. Und das ist nicht einfach, handelt es sich doch um ein fast schon gewaltiges Epos, dessen inhaltliche und thematische Fülle beinahe universalen Anspruch hat.
Kritik
Der Begriff "Totalroman" erscheint bei diesem Werk mehr als gerechtfertigt. Enthält er doch eine Fülle von Themen, Konflikten und Inhalten, Geschichten und Charaktere. Um so erstaunlicher ist es, dass Mulisch es dennoch geschafft hat, einen durchgehenden Handlungsstrang zu schaffen, so das sich die Erzählung nicht in den zahlreichen Geschichten verliert. Keine Selbstverständlichkeit bei der schon angesprochenen breiten Themenpalette. Über allem existiert eine Rahmenhandlung, die sämtliche Subhandlungen einschließt. Das gesamte Buch ist im Grunde der Bericht eines Engels an seinen Vorgesetzten. Diesem erzählt er all die Geschichten, die in dem Buch vorkommen. Sämtliche Geschehnisse im Buch sind Werke des Engels, der sich nun seinem Vorgesetztem erklären muss.
In großen Abständen tauchen Dialoge der beiden auf, der Leser erfährt aus diesen Gesprächen wie der himmlische Betrieb arbeitet und wirkliche Hintergründe der Weltgeschichte. Dieses hat einen hohen Unterhaltungsfaktor, ist jedoch für das Buch von zentraler Bedeutung, denn der Titel lautet "Die Entdeckung des Himmels" Es geht um Quinten Quist, der den Himmel entdeckt und damit letztendlich das Geheimnis der menschlichen Schöpfung. Großgezogen wird er von Max Delius, Astronom und bester Freund seines Vaters Onno Quist. Seine Mutter Ada nimmt die Frage ob Onno oder Max der Vater ist, mit in ihr Grab, das v.a. das jahrelange Wachkoma ist, in dem sie liegt. Onno Quist ist ein Sprachforscher, Exzentriker und Chaot, später macht er in der Politik Karriere, bis eine Jugendsünde ihn niederwirft. Onno verbindet eine über normale Verhältnisse hinausgehende Freundschaft mit Max Delius. Der Leser begleitet die Hauptpersonen des Buches durch dreißig Jahre europäischer und niederländischer Geschichte, in denen immer auch der jeweilige Zeitgeist spürbar wird. Insofern handelt es sich eigentlich um eine große Familiensaga mit geschichtlichem Hintergrund.
Aber Mulisch schafft es durchgehend durch das umfangreiche Buch (ca. 800 Seiten) eine Spannung herzustellen, die fesselt. Die Personen sind überwiegend Sympathieträger, der Unterhaltungswert des Buches hoch, ohne ins lächerliche anzurutschen. Es fällt dem Leser nicht schwer, die zahlreichen Nebenhandlungen zu verfolgen, man lebt beim Lesen mit den Personen. Für einen Roman eigentlich eine ideale Ausgangsbasis. Einziger Kritikpunkt ist die Entwicklung von Quinten Quist. Meines Erachtens ist sowohl die Figur als auch die Geschichte zum Ende hin entglitten. Das Buch erfordert vom Leser durchgängig Phantasie, aber im letzten Abschnitt wird es doch so abstrus, dass man selbst mit viel Phantasie eingestehen muss, dass Mulisch hier sein Niveau verloren hat. Das Ende ist zwar im Gesamtzusammenhang durchaus logisch, bleibt aber dennoch qualitativ enttäuschend. Angesichts eines mehr als überragenden Romans ist die Akzeptanz das Ende einfach hinzunehmen jedoch groß.
Fazit
Dieses Buch ist zu gut, als das ein etwas misslungenes Ende die Freude daran zerstören könnte.
Gandalf - myFanbase
16.12.2005
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Originaltitel: De ontdekking van de hemelVeröffentlichungsdatum (DE): 01.01.1995
ISBN: 3499134764
Anzahl Seiten: 797
Genre: Roman
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