Bewertung
Greiman, Lois

Ausziehen!

"Vielleicht ist Wissen ja Macht, aber es ist doch schon verdammt schwer, einen Einbrecher tot zu DENKEN."

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Inhalt

Die ehemalige Kellnerin Chrissy McMullen hat ihre Heimat Illinois hinter sich gelassen, um in Los Angeles Karriere als Psychologin zu machen. Ihre Welt gerät jedoch aus den Fugen, als ihr berühmtester Patient, der Footballspieler Andrew Bromstad, sie erst zu vergewaltigen versucht und dann tot umfällt. Offenbar wurde er vergiftet. Mit den Ermittlungen wird Lieutenant Jack Rivera betraut, auf dessen Verdächtigenliste Chrissy an erster Stelle steht. Um ihre Unschuld zu beweisen, ermittelt die Psychologin auf eigene Faust und muss erkennen, dass Bromstad sie in allen Sitzungen nach Strich und Faden belogen hat. Schon bald gerät auch ihr eigenes Leben in Gefahr.

Kritik

Wenn es ein Paradies für Psychologen, Psychiater und Therapeuten gibt, dann ist das Los Angeles. In der Stadt der Engel tummeln sich mit all den Stars und Möchtegerns, mit all den Menschen, die viel zu reich und berühmt sind, um noch normal sein zu können, mehr als genug potentielle Patienten. Lois Greimans Romanheldin Chrissy McMullen gehört allerdings nicht zur Seelenklempner-High-Society und hat keine depressiven Millionäre im Wartezimmer. Sie stammt aus Illinois, hat den Großteil ihres Erwachsenenlebens als Kellnerin in einem drittklassigen Lokal gearbeitet und ist erst seit kurzem Psychologin. Ihr einziger als prominent zu bezeichnender Patient ist der Footballspieler Andrew Bromstad, genannt "Bomber", der Chrissy am Ende sehr viel mehr Ärger als Geld einbringt.

Chrissy ist eine ausgesprochen sympathische Protagonistin. Dies liegt auch daran, dass sie in vielen Belangen sehr natürlich wirkt. Sie besitzt keinen brillanten analytischen Verstand, sondern ist, wenn man ehrlich sein will, nur eine durchschnittliche Psychologin, die sich mit Humor durchbeißt. Sie hat Schwächen und Laster wie jeder Mensch, tritt auch schon mal ordentlich ins Fettnäpfchen, aber lässt sich nicht unterkriegen. Es ist zwar ein Klischee, dass sie zufällig einen Bekannten hat, der ihr als Computerexperte nützliche Informationen beschaffen kann, andererseits ist diese Bekanntschaft für Chrissy nicht unbedingt ein glücklicher Umstand, den besagter Experte ist ein lästiger Aufschneider und nur geringfügig angenehmer als eine lebenslange Haftstrafe. So wird das Klischee nicht nur etwas aufgepeppt, sondern glaubwürdiger gestaltet, denn in der Realität haben wir auch nicht für jede erdenkliche Lebenslage nur angenehme Menschen im Kurzwahlspeicher, sondern müssen schon mal unsere Abneigung überwinden.

Chrissys Verbalduelle mit dem Ermittler Jack Rivera, den sie absichtlich immer mit falschem Namen anspricht, sind unterhaltsam, auch wenn natürlich von Beginn an klar ist, worauf dies am Ende hinausläuft.

Alle Kapitel beginnen mit einem Zitat, was an sich auch ein recht abgenutztes Stilmittel ist, doch in diesem Fall stammen die Zitate nicht von echten Persönlichkeiten wie Philosophen, Politiker und Schriftsteller, sondern von fiktiven Charakteren aus Chrissys Leben, die zum Teil in der Handlung selbst nicht auftreten. Letztlich gilt für den gesamten Roman, dass er nicht frei von Klischees und Schwächen ist, doch machen Charme und Witz dies größtenteils wieder wett.

Fazit

"Ausziehen!" von Lois Greiman ist eine kurzweilige Krimikomödie, die man gut am Strand oder im Bett verschlingen kann.

Maret Hosemann - myFanbase
16.11.2010

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