Die Stadt und die Stadt
So nah und doch so fern.
Inhalt
Beszel und Ul Qoma – zwei Städte, die sich überlappen, aber zugleich strikt voneinander getrennt sind. Die Einwohner beider Orte sind verpflichtet, einander zu ignorieren, denn tun sie dies nicht, begehen sie Grenzbruch und damit ein schweres Verbrechen. Als in Beszel die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, übernimmt Inspektor Tyador Borlú den Fall. Die Ermittlungen führen ihn in das Umfeld radikaler Gruppen und verbotener Legenden. Bald mehren sich die Hinweise, dass im Zuge des Mordes auch Grenzbruch begangen wurde. Borlús Ermittlungen nehmen immer gefährlichere politische Ausmaße an.
Kritik
Man möge mir verzeihen, dass es sich hierbei nur um eine Kritik handelt, nicht um eine Kritik und eine Kritik. Ich begehe tollkühn Grenzbruch und schreibe über beide Städte zugleich. Wo Beszel und Ul Qoma genau liegen, verrät der Roman nicht, doch wir scheinen uns in der Balkanregion zu befinden. Die beiden Städte sind nicht nur Nachbarn, sie überlappen sich auch teilweise und existieren räumlich und zeitlich an ein und derselben Stelle. Was für uns physikalisch unmöglich ist, gehört für die Einwohner von Beszel und Ul Qoma zum - zugegebenermaßen nicht einfachen - Alltag. Von klein auf lernen die Menschen in beiden Städten, sich zu nichtsehen, auch wenn sie sich gerade rein räumlich eine Straße, ein Gebäude oder eine Brücke teilen. Beszel und Ul Qoma gelten als zwei verschiedene Staaten und haben unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Wer das Nichtsehen unterlässt, begeht Grenzbruch und fällt unter die Rechtsprechung einer mysteriösen Behörde, die unter dem Namen "Ahndung" bekannt und gefürchtet ist.
Die Kulisse, die der Autor China Miéville hier entwirft, ist kompliziert, aber nicht unverständlich, und gespickt mit Anspielungen auf reale Grenzpolitik und echte Stadtteilungen, über die wir in Deutschland ja unser eigenes Lied singen können. Die Situation zwischen Beszel und Ul Qoma ist ausgesprochen absurd, was die Ausländer, die es in eine der beiden Städte verschlägt, am eigenen Leib erfahren, doch den Einwohnern wird diese Teilung von Geburt an eingeimpft. Das vorrangige Mittel, um die Trennung aufrecht zu erhalten, ist die Angst vor "Ahndung", dieser Behörde, die über scheinbar unbegrenzte Macht verfügt und bei Grenzbruch gnadenlos zuschlägt. Wer hier Parallelen zur Stasi sieht, liegt sicher nicht verkehrt.
Die Beschreibung der Situation zwischen den beiden Städten dominiert den Roman. Das Erzähltempo ist dementsprechend eher gemächlich und der Hauptcharakter Tyador Borlú entwickelt kein wirkliches Eigenleben. Er wirkt eher wie ein Museumsführer, der den Leser durch das Szenario geleitet, so oft wie möglich Namen von Straßen und Personen einfließen lässt und bei jeder Gelegenheit innehält, um den Status Quo zwischen Beszel und Ul Qoma zu erläutern. So entfaltet auch der Kriminalfall nur mäßige Spannung. Der gesamte Roman ist ein distanziertes Kunstwerk, dessen intellektuelle Form und Struktur man anerkennen muss, das aber nicht wirklich zu begeistern weiß.
Fazit
Nach der letzten Seite von "Die Stadt und die Stadt" bleibt man mit dem Gefühl zurück, einen durchaus intelligenten, gleichnishaften Roman gelesen zu haben, der aber nur bedingt unterhaltsam war.
Maret Hosemann - myFanbase
17.01.2011
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Originaltitel: The City & The CityVeröffentlichungsdatum (DE): 28.08.2010
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 3404243935
Anzahl Seiten: 432
Genre: Roman
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