Apex
"Ein auf der Unterseite eines Styroporbechers aufgedruckter Name: das war Unsterblichkeit."
Inhalt
Die Stadt Whinthrop im Mittleren Westen der USA sucht nach ihrer Identität. Der Software-Unternehmer Lucky Aberdeen will dem Ort einen neuen, hippen Namen verpassen, der auf die wachsende Wirtschaft verweist, während sich die Bürgermeisterin Regina Goode eine Rückkehr zu den Wurzeln wünscht und die Stadt wieder so nennen will, wie sie einst von den befreiten Sklaven, die sie gegründet haben, getauft wurde. Und dann ist da noch Albie Whinthrop, der es als Verrat an seiner Familie betrachtet, dass die Stadt umbenannt werden soll. Die Entscheidung wird schließlich in die Hände eines Beraters für Namensgebung gelegt, der als Meister seiner Zunft gilt, sich jedoch gerade mitten in einer Sinnkrise befindet.
Kritik
"Namen sind Schall und Rauch" ließ Goethe einst seinen Faust zu Gretchen sagen. Und welcher Deutsche würde es schon wagen, Goethe zu widersprechen? Allerdings lebte unser großer Dichter lange vor dem Siegeszug eingängiger Markennamen, die sich den Massen der Menschen von Plakaten, Bildschirmen, Kleidungsstücken und Alltagsgegenständen herunter ins Gehirn einbrennen. Wer könnte nicht auf Anhieb mindestens ein halbes Dutzend Markennamen nennen, die längst Eingang in die (Pop-)Kultur gefunden haben und Millionen von Dollar Wert sind? So dürfte es eigentlich nicht überraschen, dass ein Beruf wie Berater für Namensgebung nicht nur existiert, sondern auch bei entsprechendem Talent gut bezahlt wird.
In Colson Whiteheads "Apex" lernen wir einen sehr erfolgreichen Berater für Namensgebung kennen, dessen eigener Namen im Sinne der puren Ironie nicht enthüllt wird. Dafür kreisen seine Gedanken ständig um Produktnamen, die schließlich sein Lebenswerk darstellen. Bis vor seinem "Missgeschick", über das wir nach und nach mehr erfahren, war der Protagonist so etwas wie der Bill Gates unter den Namensgebern, der sich nicht einmal anstrengen musste, um Bezeichnungen zu kreieren, die bald in aller Munde waren. Die Absurdität seiner eigenen Karriere wird ihm immer mehr bewusst, doch was kann er schon dagegen tun? Erfolg kann man nicht heilen.
"Apex" ist kein Handlungsroman, in dem Ereignisse und Taten thematisiert werden, sondern ein Mosaik aus konsumkritischen Gedanken, Seitenhieben auf den American Way of Life, Metaphern und Werbeideen. Die satirischen, komplexen Gedankengänge des namenlosen Protagonisten zeugen von Colson Whiteheads Intelligenz und bemerkenswerter Beobachtungsgabe, doch einen wirklichen Draht zu den Lesern baut der Autor nicht auf. Dafür ist die Handlung des Romans einfach zu dünn und zu langsam, die Nebencharaktere sind zu blass und ein richtiger Knall, der aufrütteln, schockieren oder überraschen könnte, bleibt aus. So lullt Whiteheads sarkastischer Schreibstil den Leser gewissermaßen ein und ringt ihm Zustimmung, aber keine echte Begeisterung ab. Die häufigen, ungekennzeichneten Wechsel zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit des Protagonisten führen dabei gelegentlich zu Konzentrationsschwierigkeiten.
Fazit
Als Satire für Zwischendurch macht sich "Apex" ganz gut, doch fesseln und begeistern kann dieser Roman seine Leser nicht.
Maret Hosemann - myFanbase
01.02.2011
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Originaltitel: Apex Hides the HurtsVeröffentlichungsdatum (DE): 12.01.2011
Verlag: Fischer
ISBN: 3596183170
Anzahl Seiten: 190
Genre: Roman
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