Die Messertänzerin
"Unterschätze nie deinen Gegner. Du hältst eine Ameise für schwach? Hätte sie deine Größe, könnte sie zehnmal so viel tragen wie du und wäre fünfzehnmal schneller. Klein, schnell, zielstrebig. Leicht zu unterschätzen."
Inhalt
Im streng regierten Reich Pandrea: die verwaiste Divya wächst als Dienerin an einer Mädchenschule auf, immer von der Hoffnung begleitet, eines Tages ein besseres Leben führen zu können. Und so beschließt sie an ihrem zwölften Geburtstag, an dem jedes Mädchen der Schule zur Tana ausgebildet wird, ihr eigenes Schicksal in die Hände zu nehmen. Doch bereits an ihrem ersten Schultag scheint sie zu scheitern. Denn als Dienerin der untersten Kaste gehört sie nach Ansicht der Schulleiterin in die Küche und nicht ins Klassenzimmer, um zu einer anmutigen Tänzerin und Ehefrau geformt zu werden. Für Divya kein Grund das Handtuch zu werfen. Im Verborgenen eignet sie sich alles an, was eine Tana ausmacht, und als nach einem Einbruch in die Schule der rätselhafte Wächter Tajan in ihr Leben tritt, lässt sie sich von ihm heimlich zu der einzig weiblichen Sujim, eine Kämpferin und Messerwerferin, ausbilden. Für Divya beginnt eine Zeit voller Hoffnung und abenteuerlicher Momente, bis ein Ereignis alles zu zerstören droht und Divya gezwungen ist, eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen.
Kritik
"Die Messertänzerin" ist der zweite Roman der deutschen Autorin Susanne Rauchhaus, den ich bisher von ihr zur Hand genommen habe. Blieb mir Rauchhaus' Paranormal-Schmöker "Schattenwesen" als ein recht gelungener, aber leider eher mittelmäßiger und vorhersehbarer Roman in Erinnerung, zumindest im Vergleich zu anderen Büchern dieses Genres, fühlte ich mich dieses Mal positiv überrascht.
Wir befinden uns in Pandrea, einer Stadt, die sich eisernen Regeln unterwerfen muss und die von dem machtbesessenen wie manipulativem Fürsten Warkan beherrscht wird. In dieser Welt wächst die junge Dienerin Divya auf, die der untersten Kaste angehört, aber davon träumt, eines Tages ein schöneres Leben als Tana führen zu können, als eine Frau, die mit achtzehn Jahren an einen wohlhabenden Mann verheiratet und in die Künste des Tanzes, sowie der Verführung ausgebildet wird. In den anfänglichen Grundzügen erinnert die Darstellung einer Tana stark an Geschichten wie "Die Geisha" oder auch an Kurtisanen, wie man sie aus vielen Büchern und Filmen kennt. Denn im Grunde sind Tana nichts anderes. Frauen, die dem Manne dienen und gehorchen sollen. Die weibliche Verlockung, verkauft an den Meistbietenden. Dabei müssen die Mädchen, ausgeschlossen die Dienerschaft, sich in der Öffentlichkeit hinter eine Maske verstecken und dürfen sich ohne diese nicht mit Männern unterhalten, geschweige denn treffen. Ansonsten sind sie kaum noch etwas Wert, wie ein bereits getragenes Kleidungsstück.
Die Handlung schreitet in den ersten Kapiteln in etwas leiseren Tönen voran, dem wirkt der Prolog idealerweise mit einem spannenden und geheimnisvollen Einstieg entgegen. Nach und nach wird der Leser, in Form eines stillen Beobachters, in Divyas kleine Welt entführt, lernt ein mutiges und lernwilliges Mädchen kennen, das bisher in einem strengen, aber gleichzeitig behüteten Haushalt aufwuchs und daraus auszubrechen versucht. Bald wird aus einem träumenden Mädchen eine entschlossene Frau, die kämpft wie ein Mann und tanzt wie eine Göttin. Das klingt erst einmal nach keiner außergewöhnlichen Story und im Grunde genommen ist die Idee auch nicht wirklich neu. Das macht aber nichts. Denn nichtsdestotrotz verfügt Susanne Rauchhaus über viel Geschick und Kreativität, so dass "Die Messertänzerin" schnell eigene Wege beschreitet und mit vielen originellen Ideen gespickt auf eigene Weise zu begeistern weiß. So gibt es viele spannende, prickelnde und überraschende Momente, die einen zwar nicht lange gefangen halten, aber durchaus schöne Lesemomente bieten. Der Plot ist sehr komplex gestrickt und entsprechend lässt sich nur schwer erahnen, welche Richtung einzelne Handlungsstränge als nächstes einschlagen werden, im Haupt - wie im Nebenplot.
Dabei sorgt insbesondere die anbahnende Liebesgeschichte zwischen Divya und Tajan für viel Abwechslung und kribbelige Augenblicke. Schnell wird deutlich, dass die beiden aus unterschiedlichen Welten stammen und demnach auch unterschiedliche Ansichten haben. Dadurch ist ein Miteinander nicht gerade einfach und unlösbar scheinende Konflikte sind vorprogrammiert. Gerade das macht die beiden zu einem interessanten Liebespaar mit Höhen und Tiefen.
Betrachtet man das Buch im Ganzen, so hat die Autorin einen angenehm zu lesenden und gefühlsbetonten Roman kreiert, der nicht einzigartig, aber vielseitig ist. Alles liest sich leicht und flüssig, mit wunderschönen Formulierungen und größtenteils gut ausgearbeiteten Charakteren, die man im Verlauf der Ereignisse immer besser kennenlernt. Doch wie es oft der Fall ist, sind auch hier einige Kritikpunkte zu finden, die mir während der Lektüre ein wenig aufgestoßen sind und das Buch für mich zwischenzeitlich nicht mehr ganz so reizvoll machten. Dazu gehört für mich zum einen der Charakter Tajan, der an einigen Stellen farblos und unnahbar wirkt. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, wie er eigentlich aussieht. Es kann sein, dass es zu Beginn kurz erwähnt wurde, aber größtenteils wird eher beschrieben, was Divya für ihn empfindet oder wie er sie unterrichtet. Fast bis zum Ende hin war mir nicht bewusst, welche Augenfarbe, Haarfarbe oder Statur er eigentlich hat. Auch über seine Vergangenheit wird lange Zeit geschwiegen und folglich erscheinen einige Erklärungen nebensächlich und emotionslos (z. B. wenn er mit Divya zum ersten Mal über den Tod seines Vaters spricht). Desweiteren verlieren sich einzelne Szenen in der Komplexität des Romans, einige Textabschnitte werden nur kurz abgehandelt und nicht näher beleuchtet, als fehle ein kleines Stück des Puzzels. So feiert in einem Kapitel Divyas beste Freundin Jolissa ihren achtzehnten Geburtstag und im darauffolgenden Kapitel wird plötzlich Divya selbst volljährig, derartige Sprünge haben mich zwischenzeitlich ein wenig verwirrt.
Fazit
"Die Messertänzerin" ist ein empfehlenswerter Fantasy-Roman, der einen für mehrere Stunden in eine fremde und magische Welt entführt, gespickt mit einer wunderschönen Liebesgeschichte und überraschenden Wendungen, nicht außergewöhnlich und trotzdem lesenswert. Wie ein Tango – leidenschaftlich, magisch und dennoch manchmal unnahbar.
Doreen B. - myFanbase
15.02.2011
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 01.01.2011Verlag: Ueberreuter
ISBN: 3800056038
Anzahl Seiten: 366
Genre: Fantasy
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