Bewertung
Cedervall, Marianne

Mit besten Wünschen

Wer zuletzt lacht, lacht am besten!

Foto: "Mit besten Wünschen" von Marianne Cedervall
"Mit besten Wünschen" von Marianne Cedervall

Inhalt

Nach acht Jahren kehrt die 53-Jährige Ärztin Mirjam nach Hause auf die schwedische Insel Gotland zurück und stellt sich den drei Männern, die ihr übel mitgespielt und sie in die Schuldenfalle getrieben haben. Begleitet wird Mirjam von ihrer besten Freundin Hervor, die überzeugt davon ist, übersinnliche Kräfte zu besitzen. Sie bestärkt Mirjam darin, sich mit dem Mittel der Affirmation zu rächen und ihre drei Peiniger tot zu wünschen. Was zunächst wie Humbug klingt, erweist sich bald als ausgesprochen erfolgreich. Mirjam wird mit der Kraft ihrer Gedanken zur unaufhaltsamen Mörderin.

Kritik

Rache ist eines der ältesten Motive der Menschheitsgeschichte, das seit Urzeiten in Erzählungen verschiedenster Art verarbeitet wird. Auch die schwedische Autorin Marianne Cedervall widmet sich diesem Themenkomplex und erfindet ihn erwartungsgemäß nicht neu, geht ihn jedoch etwas anders an, als es der Konsument von heute aus vielen Büchern und Filmen gewohnt ist.

Die Hauptprotagonistin Mirjam zieht es nach fast einem Jahrzehnt wieder in die Heimat und somit in die Nähe der drei Männer, deretwegen sie zeitweise in Armut leben musste, doch sie hat keinen perfekt ausgearbeiteten Racheplan in der Tasche, wie es oft in anderen Revanche-Geschichten der Fall ist. Mirjam weiß nicht genau, wie sie sich ihren Peinigern gegenüber verhalten soll, schließlich ist sie eine ganz normale Frau in fortgeschrittenem Alter. Sie ist nicht gewalttätig, sie besitzt keine Waffen, sie beherrscht keine Kampfsporttechniken und sie ist nicht sonderlich mutig oder selbstbewusst. Sie steht dem Thema Rache so gegenüber, wie dies bei den meisten von uns Lesern auch der Fall wäre: der Wunsch ist da, aber die Mittel sind begrenzt. So lässt sich Mirjam davon überzeugen, es mit Affirmation zu versuchen und Beschwörungsformeln zu sprechen, um ihre Feinde ins Jenseits zu befördern. So recht glaubt sie selbst nicht daran, doch plötzlich stellen sich erste Erfolge ein. Mirjam wird zum lautlosen Racheengel, ganz ohne Schusswaffen, Messer, Gifte oder – wenngleich das Cover etwas anderes suggeriert – Äxte.

Neben dem Aspekt der Rache spielt auch das Thema Schulden eine wesentliche Rolle. Mirjam ist eine gebildete Frau, die es gewohnt war, in guten Verhältnissen zu leben, bis sie vor acht Jahren hereingelegt wurde und plötzlich mit hohen Verbindlichkeiten dastand. Sie musste ihr altes Leben komplett hinter sich lassen und viele Entbehrungen und Entwürdigungen in Kauf nehmen, um den Schuldenberg abzutragen. Auch in der Gegenwart wird Mirjam immer wieder von Erinnerungen an diese belastende Zeit heimgesucht, was ihrem Hass auf die drei Verursacher stets neue Nahrung gibt und verhindert, dass sich bei ihr Mitleid und der ärztliche Impuls, bedrohtes Leben zu retten, durchsetzen. Im Prinzip ist diese Auseinandersetzung mit dem Thema Verschuldung sehr anerkennenswert und sinnvoll, jedoch erscheint es manchmal etwas überzogen, dass Mirjam ständig auf Personen trifft, die sich abfällig über Menschen mit Schulden äußern.

Fraglos ist "Mit besten Wünschen" ein ungewöhnlich unblutiger, ruhiger und hintergründiger Rachethriller, der veranschaulicht, dass Vergeltung nicht immer gleichbedeutend mit perfekten Plänen, tödlichen Waffen und mitleidloser Selbstsicherheit ist. Dementsprechend erweist sich das Erzähltempo natürlich als eher langsam und hätte dann und wann vielleicht etwas mehr Zug vertragen können.

Fazit

Das schwedische Rachemärchen "Mit besten Wünschen" ist interessante, manchmal etwas zu bedächtige Lesekost über die Kraft der Gedanken.

Maret Hosemann - myFanbase
17.04.2011

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