Bewertung
Gregory, Philippa

Die Schwester der Königin

Dies ist die wahre Geschichte zweier Schwestern, die von ihrer Familie ins Bett von Heinrich VIII getrieben wurden.

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Inhalt

Die Schwestern Mary und Anne Boleyn könnten kaum unterschiedlicher sein. Die eine ist ein blondes, schüchternes Mädchen, das in einer Zwangsehe gefangen ist, die andere ist eine selbstbewusste, hübsche Frau, die von ihrem Machthunger getrieben wird. Als Heinrich VIII nach einer Frau sucht, die ihm den sehnlichst erwarteten männlichen Thronfolger schenkt, findet er Gefallen an Mary, was ihrer Schwester jedoch ein Dorn im Auge ist. Sie versucht alles, um die Nummer eins für den König zu werden. Dabei schreckt sie vor nichts zurück, um den König zu verführen. Als Anne schließlich schwanger wird, wird Mary vom Hof verstoßen und muss von nun an ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Dabei muss sie zusehen, wie ein Machtkampf um die Krone beginnt. Dieser gipfelt in der Abspaltung der anglikanischen Kirche und endet mit dem Tod von einigen von Marys engsten Vertrauten.

Kritik

Wenn von einer Miss Boleyn in Zusammenhang mit Heinrich VIII gesprochen wird, handelt es sich dabei meist um Anne. Doch die Tatsache, dass es noch eine Boleyn gibt und eben jene schon vorher Bekanntschaft mit dem König machte, ist vielen fremd. Das mag vielleicht daran liegen, dass sie "nur" die Geliebte des Königs war und dadurch keinen wirklichen politischen Einfluss besaß, doch hatte auch sie ein bewegtes Leben, das nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Philippa Gregory baut auf dieser Tatsache eine spannende Geschichte auf, bei der nicht immer klar ist, welche der beiden Schwestern nun das "andere Boleyn-Mädchen" ist und somit das Interesse des Königs verloren hat. Dabei finde ich besonders spannend, wie Mary als Spielball ihrer Familie zuerst als Geliebte des Königs aufgebaut wird, um dann kurz danach weggeschafft zu werden, damit der Weg für ihre Schwester geebnet wird. Auch das Wechselbad der Gefühle, dem sie ausgesetzt wird, wird sehr detailreich beschrieben. Am Anfang ist sie noch eng mit ihren Geschwistern verbunden, doch je weiter diese in den Strudel aus Intrigen und Einfluss gezogen werden, desto weiter distanziert sie sich von ihnen.

Auch wenn sich die Autorin einige Freiheiten bei der Interpretation der geschichtlichen Fakten genommen hat, dienen diese ausschließlich dem dramaturgischen Bogen der Geschichte. So wird zum Beispiel George Boleyn, der Bruder der Schwestern, im Buch als homosexuell dargestellt und schreckt nicht einmal vor Inzest mit Anne zurück, um einen Thronfolger zu bekommen. Dies ist historisch jedoch nicht belegt. Vielmehr galt er als Frauenheld, der jedem Rockzipfel hinterher jagte.

Für mich ist dieses Buch das beste der Tudor-Reihe von Gregory. Obwohl man weiß, wie die Geschichte ausgeht, wenn man sich etwas für Heinrich VIII interessiert, schafft es die Autorin, den Spannungsbogen langsam aufzubauen, um dann im großen Finale mit Mary mitzuleiden. Denn man fühlt von Anfang an mit dem Mädchen mit, das ins Bett des Herrschers geschickt wird, um die politische Stellung der Familie zu erhöhen. Auch wenn sie nach dem Aufstieg ihrer Schwester von der Familie und vom Hof verstoßen wird, versucht sie weiterhin ihren Platz in der Welt zu finden.

Fazit

Wen das Leben des Heinrich VIII schon immer fasziniert hat und wissen will, warum ein Mann mit so viel Macht aufgrund einer einzigen Frau der Kirche den Rücken kehrt, wird dieses Buch lieben. Auch wenn es dabei nicht immer historisch korrekt zugeht, reicht es doch für spannende Leseabende.

Viktoria R. - myFanbase
18.04.2011

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