Bewertung
Jeier, Thomas

Die Sterne über Vietnam

Amerika, 1969: Auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges meldet sich die junge Krankenschwester Linda freiwillig zum Dienst in der US-Armee. Ihre Freundin Debbie bleibt zurück in Amerika und demonstriert energisch mit tausenden anderen Studenten gegen die rücksichtslosen Aktionen der Regierung in dem Krisengebiet...

Foto: Copyright: 2005 - Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien
© 2005 - Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien

"Die Sterne über Vietnam" ist ein absolut empfehlenswertes Jugendbuch. Thomas Jeier beschreibt kritisch die Situation in den USA Ende der 60er Jahre. Es war die Blütezeit der Hippiebewegung, die Tage waren durch Demonstrationen für den Frieden geprägt, durch wütende Reaktionen der Kriegsbefürworter und durch grausame Kriegsbilder in den Medien. Der Autor hat diese turbulente Zeit eingefangen und wie kein anderer in seinem dualen Erzählstil gefühlvoll, spannend, sachlich aber auch kritisch präsentiert. Die Geschichte wird jeweils aus der Sichtweise einer der beiden Freundinnen erzählt, immer im Wechsel zueinander, wodurch der Leser einen gezielten Einblick in die zwei verschiedenen Welten erhält, ohne das unnötige Längen entstehen: Zum einen in Lindas Welt, welche hautnah die Grausamkeiten des Krieges erlebt, welche Tag für Tag von Tod umgeben ist in einem undurchdringlichen Dschungel, in welchem hinter jedem Busch der Feind lauert.

Im Gegensatz dazu lebt Debbie weiterhin in den USA und kämpft mit einen fast fanatischen Leidenschaft gegen diesen Krieg, verurteilt die Regierung und die Soldaten. Diese zwei Welten sind einzig durch die Freundschaft der beiden Frauen zueinander verbunden. Aber kann eine Freundschaft diese Differenzen überstehen? Diese Frage beleuchtet auch der Autor. Aber es geht dennoch um viel mehr. Thomas Jeier erlaubt es sich Kritik zu üben an der Regierung unter Nixon, an dem Vorgehen der US Armee und am Vietnam-Krieg selbst, der so viele Opfer forderte. Diese Kritik wird durch seine detaillierten und lebendigen Beschreibungen des Lebens beider Frauen deutlich, durch ihre Sprache und ihre Dialoge. Nicht selten kam mir beim Lesen der Gedanke an die gegenwärtige Geschichte, an die Opfer des Iraks und die Grausamkeiten des Terrors. Auch wenn es sich um einen historischen Roman handelt, dessen realen Geschehnisse 40 Jahre zurückliegen, weist "Die Sterne von Vietnam" eine erschreckende Aktualität auf.

Dem Leser die Augen zu öffnen war sicherlich eine Intension des Autors. Thomas Jeier gibt uns aber noch anderes mit auf den Weg, Werte, die gerade in Zeiten wie diesen am Wichtigsten scheinen: Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Glauben und die Hoffnung, dass wir eines Tages doch mal aus der Historie lernen.

Verena J. - myFanbase
27.01.2006

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