Bewertung
Dolan, Harry

Böse Dinge geschehen

"Pläne gehen schief, böse Dinge geschehen, Leute sterben."

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Inhalt

David Loogan arbeitet als Lektor für das Magazin "Gray Streets", in dem Kriminalgeschichten verschiedener Autoren veröffentlicht werden. Als eines Tages eine echte Leiche im Büro des Chefredakteurs Tom Kristoll liegt, hilft David dabei, sie zu beseitigen. Wenig später ist auch Tom tot. David beginnt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und gerät wie die offizielle Ermittlerin Elizabeth Waishkey in einen verworrenen Fall, der schon bald weitere Todesopfer fordert.

Kritik

"Wenn dies eine Geschichte aus 'Gray Streets' wäre...". Dieser Satz wird im Laufe der Handlung mehrmals von verschiedenen Charakteren ausgesprochen und spiegelt die Quintessenz des Romans wider. Alle Beteiligten, bis auf die Polizisten natürlich, arbeiten für das Magazin "Gray Streets" und verdienen mit Krimis ihren Lebensunterhalt, entweder direkt als Autoren oder indirekt als Lektoren. Als sie nun plötzlich selbst ins Zentrum mörderischer Ereignisse geraten, ziehen sie immer wieder Vergleiche zu den Kriminalgeschichten, die in "Gray Streets" veröffentlicht werden. David Loogan und seine Kollegen kennen jedes Krimiklischee und haben einen scharfen Blick für Details, können oder wollen aber zunächst nicht glauben, dass dieser Fall wirklich so verworren und außergewöhnlich ist wie die Geschichten, die sie von Berufswegen schreiben bzw. lektorieren. Ein Irrtum.

Der Roman ist abwechselnd aus David Loogans und Elizabeth Waishkeys Sicht geschrieben. Beide erweisen sich dabei als interessante und angenehme Charaktere. Es wird gleich zu Anfang enthüllt, dass David Loogan gar nicht wirklich David Loogan heißt, doch warum er unter falschem Namen lebt, finden wir natürlich erst später heraus. Er erweckt zunächst schon den Eindruck, etwas Gefährliches an sich zu haben, während man andererseits bemerkt, dass er mit Ängsten zu kämpfen hat und offenbar leicht traumatisiert ist. Die Interpretationsmöglichkeiten sind hier erst einmal zahlreich. Misstrauen oder Antipathie empfindet man David gegenüber aber nie.

Obwohl auch die Ermittlerin Elizabeth Waishkey schnell Sympathien für David entwickelt, lässt sie sich davon nicht blenden und geht weiter souverän ihrer Arbeit nach. Sie ist als wichtige Protagonistin erfreulich frei von Klischees. Weder agiert sie übertrieben tough, noch verhält sie sich überzogen emotional. Sie ist eine Polizistin, die nicht besser oder schlechter in ihrem Job ist als ihre Kollegen und die mit allen gut auskommt. Neben ihrem Beruf ist sie alleinerziehende Mutter einer Teenagertochter, doch auch hier verzichtet Harry Dolan auf gängige Dramen und Soap-Elemente. Elizabeths Tochter ist ein aufgewecktes, selbstständiges Mädchen, das viel Gespür für die Arbeit ihrer Mutter hat. Ein Teenager mit Nervfaktor Null – das erleben wir in Kriminalromanen auch viel zu selten.

Bis zum Schluss bleibt "Böse Dinge geschehen" spannend und interessant. Als Leser befindet man sich, gemeinsam mit David und Elizabeth, einige Male auf der falschen Fährte und durchschaut erst nach und nach das große Ganze. Wer unerwartete, aber nicht zu abgedrehte Wendungen mag, wird beim Lesen dieses Romans sein Vergnügen haben.

Fazit

"Böse Dinge geschehen" ist ein gut geschriebener, spannender Roman über einen verzwickten Fall in der Welt der Kriminalliteratur.

Zur Rezension von Band 2 "Bell ist der Nächste"

Maret Hosemann - myFanbase
28.05.2011

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