Bewertung
Suarez, Daniel

Daemon

Die Welt ist nur ein Spiel.

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Inhalt

Matthew Sobol, Computergenie, Erfinder legendärer Videospiele und Multimillionär, ist tot, doch er hat der Welt etwas hinterlassen, das sie für immer verändern wird: einen Daemon. Nach Sobols Ableben startet automatisch ein Netz aus Computerprogrammen, das Stück für Stück die Welt übernimmt. Dieser Daemon hat keine Gefühle, keine Schwächen und keine Grenzen. Er ist überall und gnadenlos effizient, während die Behörden in hilflosen Aktionen verheerende Verluste erleiden. Wer kann den Daemon aufhalten?

Kritik

Je mehr wir die technische Entwicklung vorantreiben, desto mehr ängstigt und fasziniert uns die Vorstellung, dass sich die Technik eines Tages gegen uns wenden könnte. Daniel Suarez entwirft in seinem Roman "Daemon" ein solches Szenario und richtet dabei ein besonderes Augenmerk auf die Videospieltechnik und die erschreckenden Möglichkeiten, die mit ihr verbunden sind. Der Daemon, ein Netz aus Computerprogrammen, erschaffen von einem Mann, der durch die Entwicklung von Videogames reich geworden ist, verwandelt die ganze Welt in ein Spiel. Einige Menschen macht der Daemon zu seinen ausführenden Organen, gibt ihnen High-Tech-Ausrüstung plus Superwaffen und lässt sie für sich kämpfen. Wir haben hier gewissermaßen das umgekehrte Avatar-Prinzip: nicht künstlich generierte Figuren vertreten reale Menschen in der virtuellen Welt, sondern reale Menschen dienen einer künstlichen Intelligenz als Repräsentanten in der Wirklichkeit. Die Leute, die den Daemon stoppen wollen, stehen jedes Mal einer gnadenlosen Übermacht gegenüber, die unerschöpflich und emotionslos immer wieder neue Gefahren ausspuckt. Wie in einem Ego-Shooter. Dementsprechend geht es in einigen Momenten der Handlung durchaus brutal zu.

Der Daemon als ein rein logisches Datenkonstrukt ohne Gefühle nutzt die Schwächen der Menschen im Einzelnen und die Mängel der Gesellschaft im Ganzen konsequent aus. Menschliche Empfindungen wie Gier, Angst, Liebe und Hass sowie gesellschaftliche Probleme, beispielsweise Armut oder auch mangelnde Zugehörigkeit gewisser Personen, machen es dem Daemon möglich, viele Personen zu rekrutieren und zu korrumpieren. Gerade leidenschaftliche Gamer, die viel Zeit in der virtuellen Welt verbringen und im wahren Leben Außenseiter sind, folgen dem Daemon, der ihnen Reichtum, Ansehen und Zugehörigkeit verspricht, bereitwillig. Erzählt wird die Handlung aus der Sicht mehrerer Personen, die sich zum Teil nicht direkt begegnen, aber alle vom Daemon heimgesucht werden, ihn entweder bekämpfen oder ihm folgen.

"Daemon" ist ein Cyberthriller mit vielen gesellschaftskritischen Komponenten. Als Leser ist man schnell gepackt, da das gesamte Szenario die richtige Mischung aus faszinierend, erschreckend und perfide besitzt, allerdings eliminiert die absolute Überlegenheit des Daemons die Spannung bzw. das Überraschungspotential recht bald. Die Gegner haben nicht den Hauch einer Chance. Vielleicht schlägt in dieser Hinsicht die Fortsetzung "Darknet" etwas andere Töne an und gestaltet den Kampf ausgeglichener, auch wenn momentan wenig darauf hindeutet.

Fazit

"Daemon" ist ein über weite Strecken faszinierender Cyberthriller, dem es nur etwas an Spannung mangelt.

Zur Rezension von Band 2: Darknet

Maret Hosemann - myFanbase
07.06.2011

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