Wenn ich bleibe

Inhalt

Schon als Mia ein kleines Mädchen war, entdeckte sie ihre ungebrochene Leidenschaft für das Cello. Nun hat sie die Möglichkeit, einen der heißbegehrten Plätze für das New Yorker Julliard-Konservatoruim zu ergattern. Doch soll sie Adam, ihre große Liebe, dafür aufgeben? Noch bevor Mia sich weiter darüber den Kopf zerbrechen kann, passiert etwas Schreckliches. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Teddy gerät sie in einen tödlichen Autounfall ... und sieht plötzlich die Dinge außerhalb ihres Körpers. Im Koma liegend, muss Mias ruhelose Seele bald eine Entscheidung treffen. Soll sie ihrer Familie folgen oder bei Adam bleiben?

Kritik

Es muss ein schreckliches Gefühl sein, wenn man ganz plötzlich seine Familie auf einen Schlag verliert und das eigene Leben somit aus den Fugen gerät. Wer schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, weiß, wie tief solch ein Verlust sitzen kann. Wie muss es sich da erst anfühlen, wenn man zudem entscheiden muss, ob man selbst gehen oder bleiben will?

In "Wenn ich bleibe" muss die 16-jährige Mia solch eine Entscheidung treffen, als sie, gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder, bei einem Autounfall verunglückt und in hüllenloser Form wieder zu sich kommt - ihr Körper liegt geschwächt im Koma, ihre Seele wandelt ruhelos auf Erden. Schockiert muss Mia zunächst nicht nur um das Schicksal ihres kleinen Bruders bangen, sondern gleichzeitig eine bedeutende Entscheidung treffen.

Ist sie stark genug ihr Leben unter diesen Umständen weiterzuführen und damit für ihre große Liebe Adam zu kämpfen? Oder wird sie ihrer Familie ins Jenseits folgen und Freunde wie Bekannte trauernd zurücklassen? Und WIE soll sie diese Entscheidung treffen? Das ist ein spannender und zugleich bewegender Konflikt, der einen für mehrere Stunden gefangen hält und nur schwer los lässt. Dass die Autorin im Nachwort als Inspirationsquelle dann noch eine wahre Begebenheit offenbart, tut dabei sein Übriges. Denn "Wenn ich bleibe" ist kein phantastischer Roman, sondern eine realitätsnahe Geschichte über Freundschaft, Liebe und die Leidenschaft zur Musik, gespickt mit einem dezenten, paranormalen Touch.

Eigentlich hatte ich mit einer etwas kitschigen Handlung gerechnet, in der sich hauptsächlich alles um die große Liebe zwischen Mia und Adam dreht. Eine kleine Erinnerung an den Film "Solange du da bist" drängte sich anfangs auf. Doch "Wenn ich bleibe" behandelt weit mehr als eine seichte Romanze, die man schnell wieder aus seinem Gedächtnis streicht. Gayle Forman versteht es, den Leser zu berühren und ihrer Hauptprotagonistin Mia eine eigene Stimme zu verleihen (Ich-Erzähler).

Abwechselnd taucht man in Mias Vergangenheit und Gegenwart ein, dadurch wird es nie langweilig. Man lernt Mias kleine, durchgedrehte Familie immer besser kennen und ist umso trauriger, weil man weiß, dass es für diese kein Zurück mehr geben wird. Gleichzeitig wird eine bzw. zwei schöne Liebesgeschichten erzählt, die natürlich und realitätsnah präsentiert werden. Zum einen ist da Adam. Er ist Mias erste, große Liebe. Ihre Beziehung wird in etlichen Rückblicken alles andere als einfach beschrieben. Beide mussten bereits in der Vergangenheit ihre Höhen und Tiefen durchleben und auch ihre gemeinsame Zukunft (sollte Mia überleben) steht unter keinem glücklichen Stern. Angefangen von unterschiedlichen Lebenseinstellungen bis zu ihrer Begeisterung für Musik. Während Mia von einem Studium an der Julliard träumt – sie möchte Cellistin werden -, ist Adam schon jetzt ein gefeierter Rockstar mit seiner Band.

Hier zeigt die Autorin in einfachen Worten, dafür aber sehr lebensnah, dass die Liebe zu einem anderen Menschen keine Selbstverständlichkeit ist und es sich dennoch lohnt füreinander zu kämpfen. Weiterhin spielt die Liebe zur Musik eine wichtige Rolle. Sie führte Adam und Mia nicht nur zusammen, sondern könnte beide aufgrund unterschiedlicher Karrierepläne wieder auseinander bringen. Was ist man bereit für seine große Leidenschaft zu tun und was würde man dafür aufgeben? Auch mit diesen Fragen muss sich Mia auseinandersetzen, während sie über ihre Vergangenheit nachdenkt.

Im Ganzen betrachtet ist "Wenn ich bleibe" ein bewegender Roman für Jung und Alt, der mit wunderbar ausgearbeiteten Charakteren aufwartet. Jeder einzelne von ihnen - ob nun Mias beste Freundin Kim, Teddy, die Eltern, Großeltern, Adam oder Mia selbst - besitzt seine ganz eigenen Ecken und Kanten. Sie alle lassen sich rasch ins Herz schließen. Dadurch fällt es extrem leicht, mit Mia mitzufiebern, mit ihr zu trauern oder über lustige Momente zu schmunzeln. Denn bis zum Ende hin ist es schwer zu ergründen, welche Wahl Mia treffen könnte. Dafür geht es am Schluss alles sehr schnell und das Ende bleibt zum Teil offen bzw. es werden nicht alle Fragen beantwortet. Das ist zwar Schade, aber nicht weiter schlimm. Am Ende des Buches (in der Taschenbuchausgabe) befindet sich nämlich eine kleine Leseprobe zur Fortsetzung "Lovesong", die aus Adams Sicht geschildert wird. Und eines ist jetzt schon klar: ein Blick in den nächsten Teil lohnt sich!

Fazit

"Wenn ich bleibe" ist ein wunderschöner (Jugend-) Roman über Freundschaft, Musik und LIEBE. Erzählt wird zwar keine wirklich neue Geschichte, aber dafür überzeugt sie mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, unvorhersehbaren Handlungssträngen und einer bezaubernden wie realitätsnahen Liebesgeschichte – ein Buch, das zum Lachen und Weinen einlädt und tief berührt, leider aber viel zu schnell zu Ende geht.

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