Bewertung
Bomann, Corina

Sephira - Ritter der Zeit. Die Bruderschaft der Schatten

"Ihre Augen, mit denen sie ihn musterte, waren blau wie der Himmel über der Wüste. Und ihr Blick bohrte sich Gabriel wie ein Pfeil ins Herz."

Foto: Copyright: 2010 - Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien
© 2010 - Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien

Inhalt

Laurina ist die Tochter eines Wikingerfürsten, geflohen aus der alten Heimat. Gemeinsam mit ihrem Vater und seiner Crew befindet sie sich auf der Suche nach einer besseren Zukunft, die jedoch bald von einem großen Unglück überschattet wird. Plötzlich bringt ein mächtiger Sturm die See zum Toben und Laurina wird als Schiffsbrüchige an Land gespült. Als einzige Überlebende. Wie es das Schicksal so will, findet der junge Gabriel sie am Strand. Er ist sofort verzaubert von dem Mädchen aus den Nordlanden und gewährt ihr für eine Weile Unterschlupf in seinem Haus. Sofort bemerkt Laurina, dass mit ihrem Retter etwas nicht stimmt. Stets gibt er sich geheimnisvoll und verfügt über Fähigkeiten, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Als dann überraschender Besuch in Gabriels Haus auftaucht, verändert sich Laurinas Leben für immer. Denn Gabriel gehört einer geheimen Bruderschaft an, die nun ganz eigene Pläne für das gestrandete Mädchen schmiedet. Für Laurina beginnt eine lehrreiche Zeit in einem fremden Land und nur ihr starker Wille sowie ihr ungebrochener Glaube helfen ihr dabei, eine Reihe schwieriger Prüfungen zu bestehen - der einzige Weg, um zu überleben.

Kritik

Wenn die beherzte Tochter eines Wikingerfürsten auf eine gefährliche Bruderschaft von Assassinen trifft und sich infolgedessen allerhand fremde Kulturen über den Weg laufen, dann ist das vielleicht nicht ganz großes Kino, aber verdammt nahe dran. Denn der Auftakt von Corinna Bomanns phantastisch wie historisch angelegter "Sephira"-Reihe bietet beste Unterhaltung für Bücherwürmer aller Altersklassen.

Bereits der Prolog erzeugt Spannung und offenbart erste Pageturnerqualitäten. Es wird nicht minder aufregend, wenn im ersten Kapitel plötzlich die Perspektive gewechselt wird und der Leser an Laurinas zunächst tragischem Schicksal teilnimmt. Dabei wird nicht nur der Erzähler selbst, sondern auch der Erzählstil getauscht (es gibt mehrere Schlüsselfiguren). Was hat also das tödliche Duell zu Beginn des Buches mit der kämpferischen Wikingertochter Laurina (Ich-Erzähler) zu tun? Wer sich darüber ein wenig Gedanken macht, könnte schnell auf den richtigen Trichter kommen. Die Story ist nämlich an einigen Stellen vorhersehbar, da Klappentext sowie Buchrücken leider zu viel des Guten verraten. So weiß man eigentlich schon von Anfang an, welche Rolle Laurina in der Gruppe der Assassinen zuteil wird.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei "Die Bruderschaft der Schatten" um einen sehr gelungen Roman für junge Erwachsene, der mit tollen Ideen gespickt ist und den Leser langsam in seinen Bann zieht - der Weg ist bekanntlich das Ziel. Und der ist alles andere als ein Kinderspiel. Es bedarf einer perfekten Körperbeherrschung, mutiger Entschlossenheit und eines gesunden Menschenverstandes, damit Laurina der Bruderschaft, mittels einer Reihe gefährlicher Prüfungen, beitreten und dafür, infolge eines rasanten Showdowns, belohnt wird. Mal ganz davon abgesehen, dass die Bruderschaft ein übernatürliches Mysterium umgibt, das es ebenfalls zu erforschen gilt. Überraschungen und aufregende Entdeckungstouren sind also nicht gänzlich ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil, besonders einzelne Protagonisten betreffend. Nicht alles bzw. nicht jeder ist so, wie man es anfangs glauben möchte. Es gibt eine Reihe düsterer Helden, die sich im Verlauf der Ereignisse weiterentwickeln und zum Teil unberechenbare Wege einschlagen. Was ist richtig und was ist falsch? Moralische Skrupel bei der Realisierung oberster Befehle können selbst bei einem perfekt ausgebildeten Assassinen/Killer zu weitreichenden Konsequenzen führen. Im positiven wie auch negativem Sinne. Von Langeweile also keine Spur!

Auch Laurinas Persönlichkeit vollzieht einen wichtigen Wandel. Von Beginn an ist sie ein hübsches, lernwilliges Mädchen, welches gut mit dem Schwert umgehen kann und nicht auf den Mund gefallen ist - eine starke Persönlichkeit, der man gespannt über die Schulter schaut. Mit der Zeit lernt sie, sich anderen Kulturen anzupassen, sich in Geduld zu üben und wie wichtig es ist, sich nicht selbst zu überschätzen. Insbesondere die nordische Mythologie und deren Gottheiten, aus denen Laurina ihre innere Kraft schöpft, werden faszinierend in den Plot hineingewoben. Dadurch lassen sich viele ihrer Motivationen verständlich nachvollziehen.

Die Autorin kreiert eine orientalische Kulisse, die den Leser zurück in die Vergangenheit des Jahres 1187 bugsiert. Geschickt lässt sie den monumentalen Kampf um Jerusalem in die Handlung einfließen, ohne, dass man das Gefühl bekommt, in einem zähen Geschichtsbuch zu blättern. Orte und Gegenstände werden atmosphärisch umschrieben, sich in den Zeiten Saladins zu verlieren ist somit eine Leichtigkeit. Wenn Laurina und ihr Lehrmeister Gabriel über die Dächer Ägyptens springen, fühlte ich mich zwischenzeitlich in die Filmkulisse von "Prince of Persia: Der Sand der Zeit" versetzt. Gleichzeitig lässt Bomann interessante Charaktere unterschiedlicher Religionen aufeinander treffen und erzählt eine zarte Liebesgeschichte zwischen Laurina und dem zunächst geheimnisvoll wirkenden Gabriel. Das sorgt für einige romantische Momente, stellt aber nicht den Mittelpunkt der Handlung dar.

Das Verständnis füreinander bzw. das Kennenlernen zwischen Laurina und Gabriel erscheint zunächst ein bisschen zu selbstverständlich (als würden sich die beiden seit ewigen Zeiten kennen), entwickelt sich dann aber in einem gemäßigten Tempo weiter und trägt dazu bei, dass man mit den beiden mitfiebert. "Küsst euch doch endlich!" ging es mir des Öfteren durch den Kopf. Zwar handelt es sich hier in erster Linie um einen Jugendroman, dennoch könnte die Beziehung der beiden in der Fortsetzung gerne etwas mehr in die Tiefe gehen, oder besser gesagt gefühlvollere Formen annehmen. Das ist aber sicherlich Geschmackssache.

Dank eines flüssigen wie lebendigen Schreibstils, fällt es immer schwerer, die einmal begonnene Lektüre so schnell wieder aus den Händen zu legen. Das zum Teil offene Ende, das rasant eingeleitet und abgeschlossen wird, tut dabei sein Übriges. Wer also wissen möchte, welches Schicksal die Bruderschaft der Assassinen in Zukunft ereilt, der muss sich bis Juli 2011 gedulden, wenn der 2. Band "Das Blut der Ketzer: Sephira - Ritter der Zeit" endlich die Buchhandlungen bevölkert.

Fazit

Ein gelungener Auftakt! Corinna Bomann erschafft mit "Die Bruderschaft der Schatten" eine erfrischende Kombination aus historischen Ereignissen und phantastischen Elementen, gut recherchiert und durchdacht - facettenreiche Charaktere, spannende Konflikte sowie eine zarte Liebesromanze sorgen für genügend Abwechslung und machen Lust auf die Fortsetzung.

Doreen B. - myFanbase
26.06.2011

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